Nachhaltigkeit erleben

Ich werde in das Foyer des Audimax gedrückt, fast schon gespült. Es ist kurz nach zehn Uhr, die Lehrveranstaltungen beginnen in wenigen Minuten. Studenten eilen zu den Hörsälen oder den Toiletten. Eigentlich ist es also wie immer, jedoch mit einem kleinen Unterschied. Im Raum verteilt befinden sich Infostände und einige Menschen bleiben stehen während sich das Gros der Menschen in Hörsäle zurückzieht. Unter ihnen sind nicht nur Studenten. Es ist Nachhaltigkeitstag an der Kieler Uni und bin bereit einiges zu erleben.

Noch habe ich dazu nicht viel Zeit. Zum Programm gehören nämlich auch Vorträge und einen davon möchte ich jetzt miterleben. Also eile ich die Treppe hinauf und nehme im richtigen Raum Platz. Thema ist die Frage, ob frühere Kulturen nachhaltiger lebten als unsere.

Zunächst wird der Begriff Nachhaltigkeit definiert, nicht zum letzten Mal wird dafür der Brundtland-Bericht erwähnt. Der Vortrag widmet sich der Umwelt- und Klimageschichte sowie der Landschaftssystemanalyse. Alles wirkt wie ein Apell endlich aufzuwachen, Nachhaltigkeit ernst zu nehmen. Der Vortragende Hans Rudolf Bork beschreibt einen Zusammenhang zwischen sozialen Veränderungen wie Migration aber auch Hungersnot und Epidemien und falscher, kurzsichtiger Bodennutzung. Letztlich soll es die Mühe wert sein, den Umgang mit natürlichen Ressourcen sogar über Jahrtausende zu planen.

Das gibt mir viel zu denken, dennoch eile ich wieder ins Foyer hinab. Ich sehe mich bei den Infotischen um. Das Thema Nachhaltigkeit birgt viele Facetten und das findet sich auch im Audimax wieder. Stark vertreten ist das Feld der Energie von Biogas und Biostrom über Engergiesparlampen und Wärmedämmung. Einige Stände laden zur Auseinandersetzung mit Ernährung und einer gesunde Lebensweise – mit weniger Fleisch und Autoabgasen – ein. Informationen gibt es auch über politisches und soziales Engagement, zum Beispiel bei den Campus Grünen oder der Plattform YooWeeDoo. Ebenfalls in der Palette der Themen vertreten sind Konsumgüter wie Outdoorausrüstung und Kleidung. Reparatur und Tausch statt Neukauf lautet hier die Devise.

An einem Infotresen werden verschiedene Lampen vorgeführt (Foto: Benjamin Kindler)

Bevor sich durch dieses große Angebot an Themen und Ständen eine Reizüberflutung einstellen kann, bin ich bereits auf dem Weg zum nächsten Vortrag.

Die Rednerin Florin Feldmann spricht über Nachhaltigkeit in der Bildung. Bildung für nachhaltige Entwicklungen ist gemeint. Erörtert wird unter anderem, wie Nachhaltigkeit in die Hochschulausbildung integriert werden kann. Partizipation der Studenten, kollaboratives Lernen, interdisziplinäre Perspektiven oder die Einbindung regionaler gesellschaftlicher Akteure gehören dazu. Die Umsetzbarkeit und Einfachheit dieser pädagogischen Konzepte überrascht mich. Ebenfalls überraschend wird mir klar: Nachhaltigkeit ist ein enorm komplexes Thema. Deren drei großen Dimensionen sind Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft. Mir kommt langsam der Gedanke, dass die vielen Angebote dieses Tages die Komplexität der Problematik treffend abbilden.

Nach dem Vortrag, noch in Gedanken versunken, begebe ich mich zur Mensa 1. Das schlechte Wetter treibt mich schnell hinein in das mittagliche Gedränge. Hier geht es, passend zur Örtlichkeit, um Ernährung. Diese kann hier erlebt werden, dem Thementag angemessen wurde der Green Day vorgezogen. Aber auch abseits des Mensaspeiseplans ist die Nachhaltigkeit gegenwärtig.

Stand der HSG Tierrecht in der Mensa 1 (Foto: Benjamin Kindler)

Eine kleine Ausstellung lässt sich im Vorbeigehen studieren. Der Verbraucherschutz vertieft die Problematik „Klima“ an einem Stand, daneben wirbt die Hochschulgruppe für Tierrechte dafür, sich bewusster mit Ernährung und Tierschutz auseinanderzusetzen. Eine Auswahl an veganen und vegetarischen Snacks dient als Anreiz sich mit alternativen zum Fleischkonsum zu beschäftigen. Auf meinem Weg hinaus passiere ich noch einen Stand mit Kieler Honig. Ich muss mich wirklich beeilen, um zu meiner nächsten Vorlesung zu kommen. Verlockungen wie Honig sind jetzt nicht hilfreich.

Vor der Mensa atme ich einmal kurz durch und höre, ganz nebenbei, wie sich zwei Studenten über ihre Ernährungsgewohnheiten unterhalten. Der Nachhaltigkeitstag an der CAU scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen.

Ich war sehr angetan von den verschiedenen Möglichkeiten, sich zu Informieren. Nachhaltigkeit ist ein hochkomplexes Thema, dem dieser Tag durch seine interdisziplinären Angebote durchaus gerecht wird. Und ich habe längst nicht alles erlebt. Am späteren Nachmittag folgen Filmvorführungen, abends eine Podiumsdiskussion über des heikle Thema „Veggie-Day.“ Das Komplette Programm gibt’s Auf der Uniwebsite. Es ist etwas schade, aber auch symbolisch, dass viele der Angebote parallel stattfinden. Alle Workshops, Vorträge und Infoveranstaltungen kann man leider nicht wahrnehmen. Dennoch ist mein persönliches Fazit positiv.

Für das nächste Jahr wünsche ich mir eine bessere Integration in die Lehrveranstaltungen. Während der Vorlesungen Zeit für Vorträge zu finden, ist schwer. Das Nachhaltigkeit ein Thema für alle Fächer ist, hat mir spätestens der heutige Tag vor Augen geführt.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit an der CAU gibt es bereits hier im Blog. Campusgemüse und KielToffeln.

Eigene Erfahrungen und Meinungen zum Nachhaltigkeitstag könnt ihr gerne im Kommentarbereich teilen.  

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