Weil Weihnachten ohne Plätzchen nur halb so schön wäre, trifft sich meine Familie immer im Advent zur großen Weihnachtsbäckerei. Früher haben meine Großeltern die Plätzchen gebacken. Seit dem Tod meiner Oma machen meine Mutter, meine Schwester, mein Opa und ich den Jungferntoast, die „Hanschi“-Makronen und die Haselnussplätzchen nach ihren alten handschriftlichen Rezepten.
Ich mag diese Tradition sehr, denn das vorweihnachtliche Basteln und Backen gehört für mich dazu. Seit ich denken kann, habe ich mit meinen Eltern oder Großeltern Lebkuchenhäuser, Baumschmuck und Weihnachtsgeschenke gebastelt. Und auch wenn ich jetzt schon 24 Jahre alt bin, fühle ich mich immer noch wie ein Kind, wenn ich neben meinem Opa den Teig knete.
Beim Backen unterstützte uns in diesem Jahr zum ersten Mal meine kleine Nichte Madita. Seitdem sie am 1. Advent die Weihnachtsdekoration entdeckte, fiebert sie dem 24. Dezember entgegen. Nur die Nikolausmütze auf der Couch hatte sie verwundert. „Die hat der Nikolaus hier im letzten Jahr vergessen“, erklärte ihr meine Schwägerin, „er holt sie bald wieder ab und bringt dir ein Geschenk mit.“ Madita erzählte mir das wenige Tage später ganz aufgeregt und fügte hinzu, dass sie sich überlegt habe, sie ihm einfach wieder zu mopsen, damit er wiederkommen muss. Ich bin fast geplatzt vor Lachen.
In ihrer Leidenschaft fürs Plätzchen backen zeigt sich unsere Verwandschaft. Mit ihrem gepunkteten Backköfferchen, in dem eine kleine Teigrolle, eine bunte Schürze und Ausstechformen verpackt sind, wirkt sie wie ein echter Profi. Und auch wenn mehr der Zuckerperlen in ihrem Mund als auf den Keksen landen, sind ihre Plätzchen nachher hübsch bunt.
Am Ende bekommt jeder eine große Dose duftender Plätzchen mit nach Hause. Ein paar werden aber natürlich noch für Heiligabend aufbewahrt. Da treffen sich mein Bruder und seine Frau mit Madita, meine Schwester, mein Opa und ich bei meinen Eltern.
Ich bin oft schon am Mittag da, weil ich mich morgens mit meinen besten Freunden in unserer Heimatstadt Neumünster zum Frühstücken treffe. Meine Schwester kommt auch schon früher, damit wir den Tannenbaum schmücken können. Sehr zur Freude meines Vaters, der sich dann nicht in einen Streit mit den Lichterketten gerät, der an einen schlechten Weihnachtssketch erinnert.
Bis vor ein paar Jahren hörten wir beim Schmücken peinlicherweise die Weihnachts-CD der Kelly Family. Doch die ging leider verloren – oder jemand hat sie verschwinden lassen, der die Musik nicht mehr ertragen konnte. Aber vielleicht kann ich sie ja noch vor dem 24. Dezember irgendwo günstig auf Ebay ersteigern.
Am Nachmittag kommt der Rest der Familie zu meinen Eltern und es wird, wie wohl überall üblich, ganz viel gegessen. Nach der Bescherung trinken wir Wein und spielen Gesellschaftsspiele. Interessant wird die Nacht, weil wir zu siebt bei meiner Familie übernachten, obwohl es nur vier Betten gibt. Aber um ehrlich zu sein freue ich mich darauf fast am meisten. Auch wenn es wahrscheinlich sehr eng wird, finde ich es schön, mal wieder mit meine Geschwistern im Elternhaus zu schlafen.