Nymph()maniac: Muss man diesen Film gesehen haben?

Kleine Orgelschule (Foto: Zentropa)

Kleine Orgelschule (Foto: Zentropa)

Was für ein Erlebnis. Um es kurz vorwegzunehmen: Lars von Triers neuester Film hat mir den Atem geraubt. Im positiven Sinn. Aber der Reihe nach.

Der bereits seit einer Weile mit großem Publicityaufgebot angekündigte Film „Nymph()maniac   Teil 1“ ist nun in den Kinos gestartet. Dass ich ihn sehen musste, stand für mich immer außer Frage. „Antichrist“, vom selben Regisseur, gehört zum Besten, was ich jemals gesehen habe, ist aber provokativ und definitiv eine Geschmacksfrage. Diese zwei Dinge kann man, ohne zu zögern, auch über „Nymph()maniac“ sagen.

Der Titel transportiert bereits das Hauptthema: Es geht um Sexsucht. Die Protagonistin des Films, Joe, wird von einem ihr fremden Mann gefunden. Sie liegt auf der Straße, in sichtbar schlechter Verfassung, und wird vom ihm mit in seine Wohnung genommen. Dort beginnt sie Seligman, so heißt ihr Wohltäter, davon überzeugen zu wollen, dass sie ein schlechter Mensch ist. Und nicht nur Seligman soll sich davon überzeugen, auch dem Zuschauer soll das Mitgefühl ausgetrieben werden.Es tun sich Abgründe auf, die in ungewohnt expliziten Szenen illustriert werden. Die Episoden aus Joes Vergangenheit, nicht chronologisch erzählt, werden von Seligman kommentiert und mit Metaphern versehen. Dabei nähert sich das Publikum den Handelnden immer mehr an.

Die Wand zum Zuschauer wird ständig durchbrochen. Der Film verwendet ungewöhnliche Stilmittel und ist alles in allem eine einzigartige Erfahrung.

Wie junge Mädchen ihre Sexualität entdecken und die Macht, die diese ihnen über Männer gibt, macht Joe eben nicht zum Unmenschen. Der Kampf gegen die Liebe, das Jonglieren mehrerer Liebhaber, meist wirkt Joe eher wie ein Opfer. Würde ich mehr zum Inhalt schreiben, würde ich dieses Erlebnis nur vorwegnehmen. Unerwähnt lassen möchte ich aber nicht, dass der Film selbst in den Nebenrollen hochkarätig gespielt und besetzt ist (unter anderem mit Uma Thurman, Shia LaBeouf und Christian Slater).

Joe und Jerome (Foto: Christian Geisnæs)

Joe und Jerome (Foto: Christian Geisnæs)

Anders als der Trailer vielleicht vermuten lässt sind die meisten Szenen des Films ruhig und legen Wert auf die Handlung und Charaktere . Die Sexszenen stehen dazu im Kontrast. Dieses Konzept setzt Akzente, ist konsequent und geht auf.

Allen, die sich von Stilbrüchen, düsterer Handlung und einer durch und durch künstlerischen Inszenierung nicht abschrecken lassen, sei dieser Film empfohlen. Den schon bald folgenden zweiten Teil kann ich kaum erwarten.

Ausdrücklich muss aber (nochmals) auf die Darstellung von Sex hingewiesen werden. Sie ist mit keinem anderen Film vergleichbar, und deshalb mag es den einen oder anderen abschrecken. Kein Problem, Filme sind eben Geschmacksfrage, darüber streitet man nicht.

Seid ihr am Film interessiert, habt ihr ihn vielleicht schon gesehen

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