Im März 2013 gab die Alternative-Rockband My Chemical Romance ihre Trennung bekannt. Genau ein Jahr später veröffentlichen die vier Musiker aus New Jersey nun May Death Never Stop You, eine abschließende Best Of, die das gesamte Schaffen der Band umfasst.
Den Rahmen der Compilation bilden bisher unveröffentlichte Aufnahmen der Band. Fake Your Death, der letzte im Studio produzierte Song von My Chemical Romance, steht zu Beginn. Die wahrscheinlich ältesten Demos der Gruppe, drei frühe Aufnahmen von späteren Liedern des ersten Albums, machen den Schluss.
Der Kern des Best Of umfasst 15 Songs, meist Single-Auskopplungen der vier Studioalben. Eine Besonderheit der CD ist, dass die Bandmitglieder im Booklet die ausgewählten Songs kommentieren und dadurch teilweise mit interessanten Anekdoten aufwerten. An der chronologischen Auflistung der Lieder kann die Entwicklung der Band beeindruckend nachvollzogen werden. An den Titeln des ersten Albums, I Brought You My Bullets, You Brought Me Your Love, sind die ursprünglichen Einflüsse wie Misfits oder Black Flag noch sehr gut erkennbar, obwohl Genre-Grenzen bereits an dieser Stelle gesprengt werden. Deutlich wird dies am Song Vampires Will Never Hurt You, welches bereits den späteren Pathos der Band andeutet.
This will always be my favorite recording of the band, because it was the first. […] I had never heard my voice recorded, and hearing the band recorded for the first time was all I needed to invigorate me to do the job. – Sänger Gerard Way über Vampires Will Never Hurt You
Auf dem zweiten Album Three Cheers For Sweet Revenge wich der anfängliche Punk jenem Alternative Rock, der kennzeichnend für Amerikanische Rockmusik der 00er-Jahre werden sollte. Bands wie My Chemical Romance oder auch AFI, The Used oder Fall Out Boy waren nicht mehr wegzudenken. Das poppige I’m Not Okay (I Promise) sticht aus dem größtenteils düsteren Album durch seine ironische Leichtigkeit hervor. Das zugehörige Video im Stil eines Filmtrailers markiert zusätzlich den Beginn der aufwändig produzierten Musikvideos der Band.
There was a feeling of excitement and fun somehow embedded in those 4 chords. We must have played it thousands of times in total, and every time I heard that D octave come blaring from the stage left the hair on my neck would stand up. – Gitarrist Frank Iero über I’m Not Okay (I Promise)
Mit The Black Parade, dem dritten Studioalbum, zementierte die Band ihre Stellung als ernstzunehmende Musikgröße. Das Konzeptalbum weist große Einflüsse von Queen, The Smashing Pumpkins, und vor allem auch der Alben The Wall von Pink Floyd und The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars von David Bowie auf. Herausgekommen ist eine pompöse Rockoper, die in Mama ihren Höhepunkt findet. Niemand geringeres als Liza Minelli ist auf diesem Track als Gast zu hören. Dreh- und Angelpunkt ist aber Welcome to the Black Parade, das mit einem leisen Intro beginnend allmählich lauter und prunkvoller wird und damit den Geist des Albums gut einfängt.
To me, the very first note, the singular piano key, captured all of the sadness, solitude, and desperation of The Black Parade as an album. It seems to ring out for an eternity, especially when played live. – Gerard Way über Welcome to the Black Parade
Das Ende der morbiden Black Parade-Ästhetik stellt der letzte Longplayer dar, Danger Days: The True Loves Of The Fabulous Killjoys. Das Konzeptalbum erzählt die Geschichte eines postapokalyptischen Amerikas, dies aber in grellen Farben – bunt statt schwarz-weiß. Die Songs fallen deutlich poppiger aus als bisher, Planetary (GO!) ist sogar zu einem gewissen Grad disco-tauglich. Im Musikvideo zur Single Na Na Na, das mit Split Screens die Panels eines Comics imitiert, lassen sich zahlreiche popkulturelle Referenzen finden.
The blueprint for Danger Days. After the bigger song arrangements of Black Parade, this felt like more of a return to our Revenge sound. – Gitarrist Ray Toro über Na Na Na
Neben des Best Of gehört zu May Death Never Stop You auch eine DVD, auf der über zwei Stunden unveröffentlichtes Filmmaterial der Musikvideos zu finden sind. Dieses Filmmaterial gewährt, vor allem durch Outtakes und herausgeschnitte Sequenzen, interessante Einblicke in die Entstehungsprozesse der einzelnen Videos. Highlight ist ein auf der DVD enthaltenes Musikvideo, das für Blood, einem Hidden Track auf dem Album The Black Parade, gedreht und nie veröffentlicht wurde.
May Death Never Stop You ist ein würdiges Abschiedsgeschenk an die Fans der Alternative-Band, die vermutlich viele nachkommende Musiker geprägt hat und damit in Erinnerung bleiben wird.
Interpret: My Chemical Romance
Titel: May Death Never Stop You
Label: Reprise
VÖ: 21. März 2014