Heute treffe ich mich mit einem Kieler Hip-Hop-Künstler.
Junjo M. ist eigentlich gebürtiger Neumünsteraner. Aber sein Studium zog ihn in die nahe gelegene Landeshauptstadt. Der 23-jährige Hobby-MC studiert im nun bald startenden 8. Semester Französisch und Italienisch auf Lehramt.
„Es war immer meine Priorität, auch etwas Ordentliches zu lernen“, sagt er.
Junjo liebt es zwar, täglich bis zu einige Stunden an seinen Tracks zu basteln, aber er bleibt auch realistisch. Klar sei es cool, wenn den Leuten auf der Straße seine Musik bekannt ist – und wenn sie sie auch noch mögen, umso besser. Aber ein Studium in der Rückhand könne ja nicht schaden.
Junjo fing schon früh an, sich für Musik zu begeistern und selbst zu musizieren. Alles begann mit der eigens gegründeten Funkband Capsaicin. Schnell merkte Junjo allerdings, dass sein Herz mehr und mehr für Rap schlägt, und er begann zusätzlich zum Bandgeschehen, an seinem persönlichen Style zu feilen. Vorbild war und bleibt die Hamburger Schule rund um Dynamite Deluxe, Eins Zwo und die Beginner. Die Funkeinflüsse in seinen Tracks sind dennoch nicht zu überhören.
https://www.youtube.com/watch?v=i1xVjgqY2O4
Junjo will sich nicht verbiegen, auch nicht für mehr Erfolg.
Wir kommen auf das Thema Deutschrap heutzutage zu sprechen und sind uns einig darüber, dass massentauglicher Einheitsbrei, wie Cro und Casper, zwar Spaß machen kann, uns aber der Immer-gute-Laune-Schlager auf Dauer gewaltig auf die Nerven geht. Junjo ist kein Freund von Klischees und sieht sich eher zwischen Proll-Hip-Hop und Conscious-Rap mit erhobenem Zeigefinger.
Auf die Frage, wie sich die Live-Hip-Hop-Szene in Kiel präsentiert, bekomme ich die Antwort, die ich vermutet hatte: Hip-Hop-Partys sind bei den Kieler Feierwütigen zwar gefragt, aber Live-Hip-Hop findet wenig Unterstützung. Junjo lokalisiert das Problem auch bei den Veranstaltern. Den Kieler Hip-Hop-Künstlern wird kaum eine Chance geboten. Bei Autritten von größeren Acts in lokalen Clubs wird der Kieler Nachwuchs nicht berücksichtigt. Es werden dann schon eher Acts aus Hamburg hinzugezogen.
„Entweder, der Live-Hip-Hop in Kiel ist tot, oder er ist so underground, dass niemand etwas mitbekommt“.
Wir tippen beide auf ersteres. Was doch sehr komisch ist, da die Nachfrage nach Hip-Hop-Partys ja durchaus vorhanden ist.
Obwohl es anscheinend gerade in Kiel schwer ist, einen Durchbruch zu erlangen, konnte Junjo beim Freestyle Contest Mass Appeal, der gelegentlich im Detail stattfindet, schon einmal den ersten Platz unter 20 Teilnehmern gewinnen. Dieser vom Kieler Dj ill.pete (Detail) ins Leben gerufene Contest wird von lokalen Unternehmen, wie Support, gefördert und trifft auf immer mehr Anteilnahme. Das nächste Survival of the fittest, Freestyle battle findet am 30. April 2014 statt.
https://www.facebook.com/events/339003452904049/?fref=ts
Heutzutage ist es ein zusätzliches Problem, auf individuelle Art an die potenziellen Hörer heranzutreten.
„Die Überreizung ist gerade einfach zu groß. Weder in der Wirtschaft, noch in der Musik wollen Leute anecken.“
Plattformen wie Youtube, Soundcloud etc. bieten ein Überangebot an jungen Künstlern oder an denen, die meinen, es zu sein. Aber auch Junjo nutzt diese Art von Plattformen, um sich einen Namen zu machen.
Junjo konnte sich trotzdem nachhaltig vom Mainstream absetzen und somit einen Auftritt als Voract im Detail ergattern.
Wer Lust hat, kann sich am 3. Mai 2014 Edgar Wasser im Detail anschauen und Junjo M. live erleben oder unter bandcamp.de sein Tape für erschwingliche 5€ erstehen.