Wie kommt Ihr zur Uni und warum ausgerechnet so? Diese Frage stelle ich Studenten im Gespräch – diesmal dem Informatikstudenten Phillip. Dabei hoffe ich, neben den Beweggründen auch Missstände, Alltagsgeschichten und den einen oder anderen Tipp zu Tage zu fördern. Kiel ist eine Stadt in Bewegung – und wir sind es auch.
Wo in Kiel wohnst du denn?
Ich wohne am Ostufer im wundervollsten Ellerbek, dadurch ist irgendwie alles ziemlich weit weg, aber die Wohnung ist billig.
Auf welchem Weg kommst du von dort zur Uni?
Im Sommer eigentlich immer mit dem Fahrrad, im Winter muss ich leider auch mal Bus fahren. Mit meinem schmalen Profil habe ich bei Schnee einfach keine Chance mehr. Also muss ich in diese überfüllten Busse. Das nervt. Im Winter wären ein paar mehr Busse wirklich angebracht. Ich meine, sich jeden verdammten Morgen zwischen tausend andere Studenten zu quetschen ist einfach anstrengend, aber in anderen Städten leider auch häufig so.
Warum gerade auf diese Weise? Hast du vielleicht schon was anderes ausprobiert?
Ich bin mit dem Fahrrad schneller als mit dem Bus und habe kein Auto. Abgesehen davon fahre ich einfach sehr gerne Rad. Macht wach und den Kopf frei. Wenn ich mit dem Rad in die Uni fahre, habe ich auch nicht das Gefühl, übermäßig Zeit zu verlieren.
Bist du damit zufrieden oder bereitet es dir Schwierigkeiten?
Schwierigkeiten gibt es immer. Dumme Autofahrer zum Beispiel. In Kiel geht das ja noch einigermaßen, weil einfach jeder mit dem Rad fährt, aber ich wurde trotzdem schon einige Male unfreiwillig vom Rad geholt. Na ja, und das Diebstahlproblem halt. Mir wurde mein letztes Rad hier geklaut trotz dickem Schloss, es war an dem Tag sogar nur für ein paar Minuten unbeaufsichtigt. Dafür kommt man in Kiel aber auch günstig an gute gebrauchte Räder. Mein neues hat jetzt ein noch dickeres Schloss und ich nehme mein Vorderrad mit, damit die Diebe zumindest nicht damit wegfahren können.
Hast du auch schon besondere Erfahrungen gemacht? Dinge, die dir in Erinnerung bleiben?
Durch Autos vom Fahrrad geholt zu werden ist immer ein Erlebnis. Aber es gibt auch immer wieder sehr coole Erlebnisse. Insbesondere morgens an der Förde entlang zu fahren ist einfach maximal überragend. Die Hörnbrücke, eigentlich jeden Morgen einfach nur schön, da rüber zu fahren in der Sonne, es sei denn man ist zu spät und die Fähre entlädt sich gerade, dann wird’s ein bisschen anstrengend. Eine andere Geschichte war irgendwann mitten in der Nacht. Ich hatte noch eine etwas labile Halterung für mein Licht, und weil es dunkel war, habe ich ein Schlagloch übersehen und die Lampe war in tausend Teile am Boden. Genau in dem Moment kam aber eine andere Fahrradfahrerin an und hat mir einfach eine Ersatzlampe gegeben. Vielen Dank! Einfach nur überragend! Einmal habe ich noch für einen gestrandeten Autofahrer Benzin geholt, war auch spannend, auf dem Rad diesen Kanister zu balancieren. Man trifft halt auch immer wieder witzige Leute. Im Bus will ja eigentlich jeder nur wieder raus und bloß mit niemandem reden. An den Ampeln gibt’s immer wieder ganz nette Gespräche. Zwar meistens nur über Fahrradkram, aber immerhin.
Wie bestreitest du den Weg zu anderen Aktivitäten, zu Freunden zum Beispiel?
Fahrrad. Immer. Manchmal auch Bus.
Dann frage ich dich abschließend nach deiner Meinung: Ist Kiel gut vernetzt?
Nicht wirklich, aber das liegt natürlich auch daran, dass ich am Ostufer wohne, das trotz der besten Linie der Welt (11) einfach ein bisschen ab vom Schuss ist. Aber dass ich eigentlich überall schneller mit dem Rad hinkomme als mit den Öffentlichen ist schon bezeichnend. Auf der anderen Seite Semesterticket, das ist einfach gut, auch wenn es nervt, dass man inzwischen vorne einsteigen und das Ticket vorzeigen muss. Es war vorher einfach schön, du setzt dich in den Bus und bist glücklich. Aber auch, dass man z.B. immer über den Hauptbahnhof fahren muss. Dadurch weißt du zwar immer, dass du da einfach und schnell hinkommst, aber einige Bereiche sind extrem schlecht zu erreichen. Wenn ich zum Beispiel Sonntagnacht noch Tabak holen will: Es fährt einfach kein Bus zu einer Tankstelle, die noch offen hat. Das ist eine Odyssee ohne Rad, Sonntagabend noch an Tabak zu kommen.
Was Fahrradwege angeht, ist Kiel aber schon nicht schlecht, zumal die im Verhältnis zu den Straßen teilweise ja echt noch gut in Schuss sind. Die Aufpumpstation an der Hauptpost ist auch super. Hat mir schon ein paarmal aus der Klemme geholfen, davon braucht es mehr in den Innenstädten, tolles Konzept! Der Umsteiger soll ja auch ganz gut sein, habe ich aber nie ausprobiert. Prinzipiell aber auch echt ’ne gute Idee.
Der Asta führt im Moment eine Befragung zur Mobilität in Kiel durch. Mitmachen könnt Ihr hier. Ansonsten schreibt Eure Erlebnisse und Meinungen auch gerne in die Kommentare.