
vlnr: Begrüßung der IHK, Agentur für Arbeit, HWK und Studienberatung der CAU (Foto: Frederike Jesse)
Die Zahl der Studierenden in Deutschland steigt jährlich, der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist groß, und die Forderung nach immer mehr Abschlüssen und Qualifikationen lässt nicht nach. Sowohl im Elternhaus als auch im Freundeskreis wird von einem Abiturienten meistens erwartet, dass er ein Studium an einer Hochschule absolviert. Bachelor, Master und danach im besten Fall noch Promotion, dann ist man ausreichend für den Kampf um die guten Jobs ausgestattet! Doch was kann man machen, wenn man auf einmal merkt, dass das vermeintliche Laissez-faire-Leben eines Studenten so gar nicht zu einem passt?
Gibt es noch andere Möglichkeiten, sich hochwertig ausbilden zu lassen? Immerhin brechen im Durchschnitt rund 25 Prozent aller Studenten in Deutschland ihr Studium ab. Die Veranstaltung „Kursänderung“, die am 22. Mai im Wissenschaftspark der CAU Kiel stattfand, will genau diese alternativen Wege ins Berufsleben aufzeigen.
Die IHK, die Handwerkskammer Lübeck, die Agentur für Arbeit und die Studienberatung der CAU boten eine persönliche Beratung für Aus- und Weiterbildungen für jeden interessierten Studenten an. Es werden keine Vorträge gehalten, da jeder Fall zu speziell ist und man nur in Einzelberatung auf jeden individuell eingehen kann. „Die Wirtschaft arbeitet gerne mit Studienabbrechern zusammen“, sagte Ulrike Zaengl ermutigend zu Beginn der Veranstaltung. Das liege daran, dass sich Studienabbrecher meist sehr ausführlich mit ihrer zweiten Ausbildungswahl beschäftigen, nachdem sie gemerkt haben, dass das Studium nicht das Richtige für sie ist.
Die unterschiedlichsten Gründe führten die Studenten an diesem Tag in den Wissenschaftspark. Nathalie (24) studiert Jura, und obwohl sie kurz vor dem Abschluss steht, merkt sie, dass ihr für die letzte Prüfung einfach die Motivation fehlt. Eigentlich interessiert sie sich mehr für die Gastronomie und hofft, dass sie an diesem Tag mögliche Wege gezeigt bekommt, die sie dorthin führen könnten.
Fritjof (24) studiert Agrarwissenschaften und lässt sich von der Agentur für Arbeit beraten. Er ist interessiert an einer Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. „Für mich ist es sehr schwer gewesen, Kontakte zu anderen Kommilitonen zu knüpfen. Man ist an der Uni nur eine Nummer, und persönlichen Kontakt hatte ich zu anderen Studenten und den Dozenten kaum“, erklärt Fritjof seine Entscheidung gegen das Studium. Er hofft, dass in einer Ausbildung individueller auf ihn eingegangen wird.
Auch Florian (25) ist sich schon seit einiger Zeit unsicher, ob der hohe Theorieanteil im Studium nach seinem Geschmack ist. Er studiert im 7. Semester Informatik und würde lieber einen handwerklichen Beruf ausüben. Marc Lode von der Handelskammer Lübeck zeigt ihm verschiedene Varianten, sich hochqualifiziert ausbilden zu lassen. Wer sich nach einer Ausbildung weiterbilden möchte, auch ohne Studium, kann zum Beispiel eine Zusatzausbildung zum Betriebswirt machen. Dieses qualifiziert die Absolventen für angesehene Führungspositionen in wirtschaftlichen und handwerklichen Berufen. Seine Eltern haben ihm schon vor Studienbeginn zu einer Ausbildung geraten, weshalb sie Florian bei einem Studienabbruch unterstützen würden.
So geht es leider nicht vielen Studenten, da viele Eltern wenig Verständnis für eine Kursänderung ihrer Kinder haben. Dadurch schwingt häufig das Gefühl, versagt zu haben, bei dem Abbruch einer Ausbildung oder eines Studiums mit, was nicht sein sollte. Denn wer den Mut hat, einen komplett neuen Weg einzuschlagen und noch einmal von vorne zu beginnen, der sollte auf seine Stärke und seine Ehrlichkeit zu sich selbst stolz sein. Anette Schmitz, Leiterin der zentralen Studienberatung der CAU, rät dazu, sich schon während des Abiturs damit auseinanderzusetzen, was man nach der Schule machen möchte: „ Das Nutzen von einem Schnupperstudium, Infotagen und Beratungsstellen können bei der richtigen Wahl der Ausbildung sehr hilfreich sein und beugen eventuell einem Studienabbruch vor.“
Das Beratungsangebot der Veranstaltung „Kursänderung“ wurde dankend von vielen Studenten angenommen. Man konnte bei einigen nach den Gesprächen ein erleichtertes Lächeln erkennen.