
Studenten suchen verzweifelt Wohnungen in Kiel. Damit die Erstsemester zum Studienstart nicht auf der Parkbank übernachten müssen, muss sich schnell etwas ändern. Foto Glombik
Erst kam der Zulassungsbescheid, dann ging die Suche los: Ende August bekam Anne (19) die ersehnte Nachricht. Die Abiturientin hatte die Zusage für die Christian-Albrecht-Universität (CAU) in der Tasche – nun konnte das Studentenleben losgehen. Es fehlt dazu nur noch ein Dach überm Kopf. Anne schrieb unzählige Mails – und bekam oft keine Antwort, durchlief erfolglos WG-Casting-Marathons und erhielt tiefe Einblicke in Kiels überteuerte Kellerlöcher.
„Den Start habe ich mir anders vorgestellt“, sagt die angehende Lehramtsstudentin mittlerweile frustriert. Kein Wunder, denn es ist derzeit nicht leicht, als Student in Kiel eine Wohnung zu finden. „Ich habe mir eine Kellerwohnung angeschaut. Da habe ich mich wie in einer Höhle gefühlt. Selbst der Vermieter meinte, dass die Wohnung nur für Menschen unter 1,70 Meter geeignet sei“, ärgert sich Anne. Trotzdem werde „für diese Art von Zimmer 300 Euro oder mehr verlangt“. So viel will und kann die angehende Lehramtsstudentin nicht ausgeben: „Dann stelle ich mir lieber mein Zelt auf.“
Bei vielen Studenten in Kiel verläuft die Wohnungssuche ähnlich schlimm. Seitdem die Hochschulen Ende August ihre Zulassungsbescheide losgeschickt haben, beginnt der alljährliche Wettkampf um günstige Wohnungen und den perfekten Mitbewohner. Dass es auch dieses Jahr wieder eng wird, merkt das Studentenwerk Schleswig-Holstein mit als erstes.
„Derzeit sind 600 Studenten in Kiel, die keinen Platz im Studentenwohnheim bekommen haben und auf der Warteliste stehen“, sagt Abteilungsleiterin Astrid Dürkoop vom Studentenwerk SH über die kritische Situation. Ein Problem sei oft, dass zum Wintersemester nur wenige Studenten mit dem Studium fertig werden und Kiel verlassen. Durch den Ansturm der Erstsemester ist der Markt dann völlig strapaziert. „Ich rate den Studenten, sich vertraglich zunächst nicht festzubinden und im Sommersemester erneut auf die Suche zu gehen.“ Knapp sind die Wohnheimplätze auch wegen steigender Studentenzahlen: Die Fachhochschule Kiel verzeichnet dieses Semester 1308 neue Studierende, und die CAU erwartet bis zu 5000 Neuzugänge. Auch Anne hat im Studentenwohnheim keinen Platz bekommen und wurde mit der Chance auf ein Zimmer bis frühestens nächstes Jahr vertröstet. Sie will die Hoffnung allerdings nicht aufgeben und plant mit ihrer Cousine, die zum Sommersemester nach Kiel zieht, eine neue WG zu gründen.
Der allgemeine Studierendenausschuss (ASTA) der Uni Kiel fordert aufgrund der angespannten Lage, endlich in den Wohnheimbau zu investieren. Häufig kommen verzweifelte Studienanfänger, die einfach keine Wohnung finden, in die ASTA-Beratungsstellen. Aber nicht nur mit Beratung steht der ASTA den Studierenden zur Seite: Auch mit zahlreichen Ideen und Wohnprojekten appelliert der Ausschuss an die Politik. So erreichte der Studienausschuss beispielsweise, dass sich die Nordbaumesse in Neumünster als Sonderthema dem Dachgeschossausbau widmete. „In Kiel gibt es viel noch nicht ausgebauten Wohnraum. Wenn dieser umgebaut wird, könnten hier studentische Unterkünfte entstehen“, erklärt der Referent für Hochschulpolitik Marc Fricke.
Doch an der schwierigen Wohnungslage tragen auch die Studenten eine Mitverantwortung, denn sie sind bei der Suche sehr wählerisch: Nicht irgendwo, sondern im beliebtesten Viertel muss es sein. Lieber Altbau mit hohen Decken statt neu saniert – und natürlich ganz nah zur Uni. Marc Fricke rät Erstsemestern, auch in entfernten Stadtteilen auf Wohnungssuche zu gehen: „Auch in Gaarden kann sich eine studentische Kultur entwickeln.“
Wie kann es denn sein, dass bereits jetzt 600 Studenten in Kiel keine Wohnung finden, wenn doch im Jahr 2016 der Doppeljahrgang kommen soll, und – mal so ganz nebenbei – wirbt nicht neuerdings gefühlt jeder dritte Bus der KVG mit dem „Wohnen für Hilfe“-Projekt ?
Zum Thema Investition in neuen Wohnheimbau sei gesagt: Wenn Mittel zur Verfügung stehen, dann muss man auch an die bestehenden Wohnheime denken, deren Zustände vielerorts an der Grenze zum Ertragbaren sind, und damit meine ich nicht die Hygiene in der Küche oder Dreck auf dem Flur, um den sich die Studierenden selbst kümmern müssen, sondern notwendige Generalsanierungen. Noch ist Zeit – ach ne, heute ist ja schon der 11..
Anderes Thema: Schön, einen Zuwachs an Autoren zu sehen. Viel Erfolg.
Wie kann es denn sein, dass bereits jetzt 600 Studenten in Kiel keine Wohnung finden, wenn doch im Jahr 2016 der Doppeljahrgang kommen soll, und – mal so ganz nebenbei – wirbt nicht neuerdings gefühlt jeder dritte Bus der KVG mit dem “Wohnen für Hilfe”-Projekt ?
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