Der Islam an der CAU. Religionsfreiheit oder Ausgrenzung?

Roya, Nadine, Settar und Allan von der Islamischen Hochschulgemeinde der CAU (Foto: Benjamin Kindler)

Roya, Nadine, Settar und Allan von der Islamischen Hochschulgemeinde der CAU (Foto: Benjamin Kindler)

Die Vorurteile der Deutschen gegenüber dem Islam sind groß. Sie nehmen sogar zu und Bewegungen wie Pegida werfen ein trauriges Bild auf unsere Gesellschaft. Die Medien werfen ein teilweise düsteres Bild auf den Islam. Schlägt sich diese Stimmung im Alltag muslimischer Studenten an der CAU nieder? Ist die Gesellschaft an einer Universität offener, vielleicht frei von Vorurteilen? Darüber habe ich mit vier Studenten gesprochen, die Mitglieder der Islamischen Hochschulgemeinde der CAU sind. Am Anfang stand die Frage, inwiefern die öffentliche Meinung über den Islam sich auf Studierende niederschlägt. Daraus entwickelte sich ein Gespräch über Religionsfreiheit, Integration und die Verantwortung der Medien.

Roya, Nadine, Settar und Allan sind teil der IHG Kiel. Diese sieht als eine ihrer Hauptaufgaben, muslimische Studenten zu vertreten und Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Gruppe wurde 2009 gegründet. Nötig wurde dies angesichts der ständig anwachsenden Vorurteile gegenüber dem Islam nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Seit ihrer Gründung treffen sie auf eine hohe Nachfrage, der Bedarf nach Aufklärung ist groß. Ihr Ziel ist eine Diskussion über den Islam, einschließlich Islamkritik, auf wissenschaftlich-akademischer Ebene. Innerhalb der Gruppe gibt es eine große Vielfalt. Und das ist die erste Botschaft, die mir die vier vermitteln. Die Muslime oder den einen Muslim gibt es nicht, jeder ist für sich zu betrachten. Was eigentlich selbstverständlich ist, wird in der westlichen Gesellschaft häufig übersehen. Fragen wie „Feiert ihr eigentlich Weihnachten?“ sind inhaltlich nachvollziehbar, sollten aber eher „Feierst du eigentlich Weihnachten?“ heißen.

Nicht immer nerven diese Klischees, das Aufklären macht immerhin Spaß. Dennoch: „Du kannst aber gut Deutsch!“ ist beleidigend für Menschen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Solches „Lob“, nur aufgrund anderer Kleidung oder Hautfarbe, zeigt einen Bedarf nach Aufklärung und mehr Toleranz. Fast einheitlich berichten mir die vier von Erlebnissen, bei denen Deutsche im Dialog den Eindruck erweckten, sich für gebildeter und aufgeklärter zu halten, obwohl sie den gleichen Bildungsweg, die gleiche Sozialisation durchgemacht haben.

Für der CAU gelten die gesellschaftlichen Umstände nur eingeschränkt. Die meisten Muslime würden normal angenommen. Ausnahmen gebe es eher selten. Nicht die ganze Gruppe schließt sich dem an, eine Gegenstimme sagt, ausländerfeindliches Verhalten bei Studenten und Dozenten gehe teilweise über Einzelfälle hinaus. Auch müssten sich muslimische Studierende meist mehr anstrengen, für die gleiche Anerkennung, wie ihre Kommilitonen.

Diese Tendenz setze sich auf dem Arbeitsmarkt fort. Die Berufschancen mit Migrationshintergrund seien deutlich schlechter, Kopftücher beispielsweise nicht gerne gesehen. Überhaupt müsse man seine Religiosität teilweise verstecken. Und trotz dieser Anstrengungen wird erwartet, dass Muslime den ersten Schritt machen. Dabei prägen die Erfahrungen, machen teilweise defensiv. Der „westlichen Gesellschaft“ entgeht so die Chance Menschen einzubeziehen und eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Denn viele, meine vier Gesprächspartner die IHG beispielsweise, betrachten sich als dem Land zugehörig, in dem sie Leben. Warum sollten sie dafür ihre Religion aufgeben müssen?

Pegida sehen die vier auf verschiedene Weise. Zum einen sehen sie die Mitschuld der Medien. Jahrelang vermittelten diese ein negatives Islambild. Diese Politik setzt sich heute fort, ist aber heuchlerischer und indirekt geworden. Islamfeindliche Bewegungen sind logische Resultate aus dieser Berichterstattung. Warum zum Beispiel immer wieder die gleichen „Islamexperten“ in Talkshows wie „Anne Will“ auftreten ist den vieren unklar. Eine fundierte Berichterstattung und Islamkritik finden sie wünschenswert, diese könnte zu Diskussionen führen, statt zu Polemik. Auf der anderen Seite zeigten sich alle vier überrascht über die Gegenbewegungen zur Islamfeindlichkeit. „Kiel Weltoffen“ aber auch die Aktionen in Köln und Dresden kommen bei ihnen gut an. Es macht sich Erleichterung breit. Für mich ein schönes Zeichen, dass man das gesellschaftliche Bild nicht für sich stehen lassen muss sonder selbst Akzente setzen kann. Für mehr Toleranz und eine tatsächliche Religionsfreiheit zum Beispiel.

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