Stipendien: Nur was für Überflieger?

Jedes Jahr werden in Deutschland viele Stipendien ausgeschrieben, allerdings bleibt schätzungsweise jede fünfte Stiftung auf ihrem Geld sitzen. Dies liegt vor allem an dem weit verbreiteten Irrglauben, nur Hochbegabte mit einem Notendurchschnitt von 1,0 hätten Aussicht auf Erfolg.

Ein Stipendium ermöglicht oftmals erst das Studium. Foto: Mimke Teichgräber

Ein Stipendium ermöglicht oftmals erst das Studium.
Foto: Mimke Teichgräber

Das mag in einigen Fällen stimmen, ist allerdings immer abhängig von der Art der Stiftung. Der größte Teil der Bewerbungen geht in Deutschland bei den zwölf Begabtenförderungswerken ein. Dazu zählen die parteinahen Stiftungen sowie die „Studienstiftung des deutschen Volkes“. Durch den großen Andrang sind die Erfolgschancen dementsprechend geschmälert. Aber es gibt rund 2000 weitere Stiftungen, die abgesehen von Noten auf politische Tätigkeit, soziales Engagement oder künstlerische Leistungen setzen.

Herkunft oder Berufe der Eltern können genauso ausschlaggebend sein wie das Studienfach. Bei kleinen, unbekannten Stiftungen ist die Wahrscheinlichkeit höher, in die engere Auswahl zu kommen. Wer sich genauer mit dem Thema Stipendien beschäftigt, merkt schnell, dass für jeden etwas Passendes dabei ist. Eine intensive Internetrecherche lohnt sich, um sich einen Überblick über Deutschlands Stipendienlandschaft zu verschaffen. Hilfreich dabei sind Seiten wie mystipendium, die automatisch nach passenden Förderprogrammen suchen.

Die Bewerbung kann dann unterschiedliche Formen annehmen. In jedem Fall ist Einsatz wichtig, denn kein Stipendiengeber kommt auf der Straße auf Studierende zu und bietet ihnen aus dem Nichts Unterstützung an. Die Unterlagen müssen immer noch selbst abgeschickt werden.

Dies ist oftmals allerdings schon mit einigen Klicks erledigt. Neben einer Leistungsübersicht, einem Lebenslauf oder einem Motivationsschreiben verlangen einige Geldgeber auch Arbeitsproben. Im zweiten Teil des Auswahlverfahrens werden häufig Bewerbungsgespräche geführt, die mit Präsentationen oder Gruppendiskussionen verbunden sein können, um die soziale Sensibilität zu testen.

Sowohl Höhe als auch Art der Förderungen differieren. Von Einmalzahlungen bis hin zu monatlicher Geldförderung mit bis zu 1500 Euro ist alles dabei, um die Finanzierung des Studiums zu erleichtern. Manchmal werden bestimmte Abschnitte innerhalb des Studienverlaufs unterstützt oder Druckkosten erstattet, an anderer Stelle gibt es Büchergeld oder Hilfe bei der Finanzierung eines Auslandsaufenthalts und der Suche nach einem Praktikumsplatz. Außerdem können spezielle Themen von zum Beispiel Abschlussarbeiten gefördert werden.

Bachelor übers „Billy“-Regal

So vergibt die IKEA-Stiftung Unterstützung für Arbeiten, die sich mit Wohnen und Wohnkultur auseinandersetzen. Für ein halbes Jahr erhält man pro Monat 500 Euro – Geld, das man nicht zwingend in Möbel von IKEA investieren muss.

Aber es existieren auch andere ungewöhnliche Stipendien. In den USA gibt es das „The Big Bang Theory“-Stipendium, bei dem sich die Stars der gleichnamigen Serie auf die Fahne geschrieben haben, einkommensschwache Studenten der Naturwissenschaften zu fördern.

In Deutschland wiederum verschreibt sich die Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung der Förderung der Gesangsausbildung jüdischer Studierender in Mainz. Die August-von-Platen-Stiftung vergibt Gelder für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Homosexualität. Und an der privaten Zeppelin Universität wird mit dem sogenannten Anti-Streber-Stipendium Sitzenbleibern und Studienabbrechern unter die Arme gegriffen.

Einen ähnlichen Ansatz vertritt das Stipendienprogramm „Paradiesvogel gesucht“, bei dem eben kein glatter Lebenslauf, sondern Lebenskünstler mit einem Weg voller ungewöhnlicher Geschichten im Vordergrund steht.

Mit diesen Stipendien werden nicht nur Signale für die Bildungspolitik gesetzt, sondern auch die Diversität innerhalb der Studierendenschaft zu steigern. Denn vielen steht der Weg zum Studium überhaupt erst mit einem Stipendium offen. Wichtig ist also, seine persönliche Nische zu finden, um die Chance auf Erfolg zu steigern. Nach Ablauf des Stipendiums ist die Unterstützung noch lange nicht vorbei. Idealerweise ergibt sich ein Netzwerk, auf das auch im Berufsleben zurückgegriffen werden kann.

Wer sich näher zum Thema Stipendien informieren möchte, kann dies beim Stipendientag an der CAU Kiel, der am 22. Oktober 2015 von 16:30 bis 20 Uhr im Audimax stattfindet und vom AStA sowie Arbeiterkind.de Kiel organisiert wird. Neben Kurzvorträgen gibt es dort Stände diverser Förderwerke, bei deren Ansprechpartnern jeder seine Fragen loswerden kann.

Ein Gedanke zu „Stipendien: Nur was für Überflieger?

  1. Pingback: Hilfe auf einem unbekannten Weg | KN-collegeBlog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.