Die Tradition des Schenkens an Weihnachten

Die Weihnachtszeit ist unweigerlich mit Geschenken verbunden. Egal welche Bräuche sonst zu einer Feier gehören, jede Familie begeht die Bescherung mit großen oder kleinen Gaben. Aber woher stammt eigentlich dieser Brauch, der uns um Weihnachten so viel Freude – und häufig auch Stress – verursacht?

Schenken ist eine uralte Tradition und fest in der Geschichte der Menschheit verwurzelt. Noch vor der Einführung des Handels boten Besucher einem anderen Stamm ein kleines Mitbringsel dar, um ihre freundschaftlichen Absichten zu unterstreichen. Der französische Ethnologe und Soziologe Marcel Mauss bezeichnet diesen Vorgang in Anlehnung an Rousseau als „Gesellschaftsvertrag der Naturvölker“, um Frieden zu stiften. Auch heute noch nimmt das Gastgeschenk eine besondere Bedeutung ein.

Nicht nur andere Menschen, sondern auch allmächtige Götter sollten durch Geschenke milde gestimmt werden. Die alten Germanen brachten dem Obergott Odin Opfer im Winter, um sich so vor seinem Zorn zu schützen. Und in der Bibel wird ein Brandopfer Kain und Abels erwähnt, mit dem sie Gott für die reiche Ernte danken wollen.

Aber was genau hat das mit der hektischen Suche passender Gaben in der Vorweihnachtszeit zu tun?

Vom Nikolaus übers Christkind zum Weihnachtsmann

Zunächst einmal symbolisieren Weihnachtsgeschenke in der christlichen Tradition einen Dank für das Gottesgeschenk, also die Geburt Christi. Nebenbei wird an die Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland erinnert. Ursprünglich war Weihnachten jedoch gar nicht mit Schenken verknüpft. Stattdessen brachte der Nikolaus am 6. Dezember kleine Gaben, zum Beispiel Nüsse und Früchte. Vorbild hierfür ist der heilige Nikolaus, der im 4. Jahrhundert in der türkischen Stadt Myra lebte. Der Sage nach hatte er nicht nur ein großes Herz, sondern stiftete durch ein Geschenk auch konkrete Hilfe. So soll er drei arme Schwestern mit vergoldeten Äpfeln, die er heimlich nachts auf ihre Fensterbank legte, vor einem elenden Leben bewahrt haben.

Erst im 16. Jahrhundert wurde dieser Brauch für die Protestanten von Martin Luther durch den Heiligen Christ ersetzt. Der Heilige Christ entwickelte sich im Sprachgebrauch zum Christkind, das meistens als engelsgleich beschrieben wird. Rund 300 Jahre später zogen dann auch die Katholiken nach. Deshalb schenken wir heute nicht nur am Nikolaustag, sondern auch an Heiligabend.

Zum Nikolaus und Christkind ist mittlerweile eine dritte Figur hinzugetreten: der Weihnachtsmann. Ursprünglich eine optische Verschmelzung aus dem Nikolaus und seinem jeweiligen Helfer, brachten die Niederländer ihn als Sinterklaas nach Amerika, genauer gesagt nach New Amsterdam, das heutige New York. Von dort aus wurde er zum Santa Claus. Nach und nach wurden ihm immer mehr Attribute zugeschrieben, wie beispielsweise Rentiere und eine Fellmütze. Einem weit verbreiteten Irrglauben nach ist der Weihnachtsmann in seinem roten Gewand eine reine Erfindung von Coca Cola. Der Getränkehersteller konnte für seine berühmte Werbung auf eine Vorlage des Karikaturisten Thomas Nast aus dem Jahre 1863 zurückgreifen.

So schön der Glaube an den freundlichen Weihnachtsmann auch sein mag, letztendlich sind wir es, die Weihnachtsgeschenke kaufen und unter dem Baum platzieren. Aber wozu dieses ganze Tamtam der feierlichen Übergabe?

Geschenke als Zeichen der Liebe

Auch wenn die christliche Geschichte nicht mehr überall im Vordergrund steht, werden Geschenke doch immer mit Verbundenheit assoziiert. Um ein passendes Präsent zu finden, muss der Schenkende die Person zumindest ein wenig kennen, damit am Ende nicht nur Socken oder der übliche Gutschein unter dem Baum liegen. Daraus entsteht auch der Stress, den wir uns mit den Geschenken machen. Schließlich soll es dem Beschenkten gefallen, egal ob selbstgebastelt oder gekauft. So bauen wir uns geradezu einen Leistungsdruck auf, etwas Ausgefallenes, Individuelles und einfach Perfektes überreichen zu können.

Dieser Stress kann natürlich reduziert werden. Entweder durch einen genauen Plan, der am besten schon ab August verfolgt wird, oder aber durch die Rückbesinnung auf die Tradition von Geschenken: sich gegenseitig eine Freude zu machen und die Freundschaft zu festigen. Und dabei ist es schließlich gleich, wie groß oder teuer das Geschenk ist. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf zählt dann wieder mehr die Geste des Schenkens, die doch trotz des Stresses viel Spaß macht.

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