
Imposante Kostümwelten der Sociéte Baroque (Foto: La Sociéte Baroque)
La Société Baroque ist kein Verein wie jeder andere. Jeden ersten und dritten Freitag im Monat machen seine Mitglieder die Kieler Pumpe zu ihrem Ballsaal. Denn sie haben sich seit ihrer Gründung an der CAU Kiel der „Förderung historischen Kulturgutes“ der Barockzeit verschrieben. Das brachte sie sogar schon einmal auf die Filmleinwand.
Die Sociéte probt zwar ohne Kostüme, die Tänze wirken jedoch selbst in Alltagskleidung würdevoll. „Schreittänze“ heißen jene Bewegungen, die in der Barockzeit vorherrschten, erklärt Claudia Harwart-Liske, die Vorsitzende des Vereins. Während ihrer Ausführungen bewegen sich die anderen Vereinsmitglieder paarweise in einer Polonaise durch den Raum. „Man schreitet den Saal ab und bekommt so ein Gefühl für ihn“, erläutert Harwart-Liske. Auf den Tänzen liege das Hauptaugenmerk der Gruppe. Sie werden bei den Zusammenkünften jeden zweiten Freitag geübt und verfeinert. Hierfür zuständig ist Sabine Waitzbauer – sie ist bereits seit den Anfängen der Gruppe dabei.
Geschichte zum Leben erwecken
„Alles hat mit einem Seminar zur gelebten Geschichte angefangen“, erinnert Waitzbauer sich. Helmut Grieser, damaliger Professor für Geschichte an der CAU, bot zwei Seminare zu barocken Festzügen an. „Das erste diente der Rekonstruktion und beim zweiten wurden Vorträge gehalten und Tänze eingeübt.“ Waitzbauer studierte zu der Zeit Kunstgeschichte, Archäologie sowie Volkskunde an der Universität und wurde durch einen Aushang auf das Projekt aufmerksam. Aus den Seminaren entstand schließlich eine Hochschulgruppe, die im Stil des Barock gemeinsam tanzte, focht und zeitgenössische Kostüme nähte. „Als die meisten von uns ihr Studium beendeten, wollten wir extern mit der Gruppe weitermachen“, erzählt Waitzbauer. Und so wurde die Hochschulgruppe in einen „Verein zur Förderung historischen Kulturgutes“ umgewandelt, wie es auf seiner Internetseite heißt.

Würdevolle Probe: Mitglieder der Société Baroque bei einer Tanzprobe (Foto: Linda Kiowski)
Vom Mittelalter in den Barock
Über das Interesse für Geschichte sind auch Michelle Fries und Marten Thomsen während ihrer Kieler Studienzeit zur Société gekommen. „Geschichte war schon immer meine Leidenschaft“, erklärt Thomsen. Wie auch andere Vereinsmitglieder hat er diese Leidenschaft zum Beruf gemacht und arbeitet als Dokumentar im Museumsdorf Hösseringen bei Uelzen. Fries arbeitet nach ihrem Studium als Lehrerin sowie stellvertretende Schulleiterin an einer Privatschule. Neben dem Studium besuchten beide bereits regelmäßig Mittelaltermärkte in zeitgenössischer Kleidung. Als sie von der Barock-Hochschulgruppe erfuhren, weckte diese deshalb sofort ihr Interesse. „Das 18. Jahrhundert ist kulturell einfach sehr spannend“, findet Thomsen. „Nach der Uni sind wir dann dabeigeblieben.“
Tanzen in passender Kulisse
„Das Tanzen ist schon schwieriger in den Kostümen“, gibt Fries zu. Auch werde einem in ihnen im Sommer schnell heiß. „Aber es hat wirklich ein eigenes Flair, wenn man sich mit ihnen durch ein Schloss bewegt.“ Gelegenheit hierzu gab es für die Mitglieder der Société Baroque bereits einige Male. Sie zeigten ihr Können in der Vergangenheit nicht nur beim Pumpenwerkfest, sondern auch in barocker Kulisse. Beispielsweise bei der Wiedereröffnung des Barockgartens des Schloss Gottorfs.

Pompöse Prozession: Auftritt 2015 bei der „Eutiner Feierey“ (Foto: La Societé Baroque)
Öffentliche Auftritte seien auch eine tolle Möglichkeit, Barocktänze einem breiteren Publikum näherzubringen, findet die Vereinsvorsitzende Harwart-Liske. „Bei der Polonaise zum Beispiel muss man einfach dem ersten Paar folgen. Die eignet sich wirklich gut als Mitmachtanz, da greifen wir uns immer Leute aus dem Publikum.“ Das käme eigentlich immer gut an.
Auch in einer lokalen Filmproduktion sind sie schon aufgetreten. Der Regisseur Björn Kurtenbach bat den Verein, in seinem Vampirfilm „Non Omnis Muriar“ in einer Ballszene mitzuspielen. Hierfür filmte er die Tänzer im Prinzenhaus in Plön. 2015 feierte der Film im Studio Kino Premiere. „Das war schon etwas Besonderes, sich selbst auf der Leinwand zu sehen“, meint Harwart-Liske.
Der Weg lohnt sich
Für die Treffen fährt sie selbst alle zwei Wochen die Strecke von Hamburg nach Kiel. Auch andere nähmen für die Zusammenkünfte einen weiteren Weg auf sich. Harwart-Liske sieht den Grund hierfür in der Chemie des Vereins: „Es ist einfach eine lustige Gruppe.“ Das Spektrum der Mitglieder reicht von Absolventen der CAU und ihrem ehemaligen Professor bis hin zu externen Neuzugängen. Viele Altersgruppen sind in der Société vertreten. Der Beitrag für Mitglieder beträgt 3 Euro im Monat oder 36 Euro für ein ganzes Jahr. Für Studierende gibt es eine Ermäßigung. „Wir freuen uns auch immer über neue Mitglieder“, betont Harwart-Liske, während die Tänzer bereits in einer neuen Formation den Raum durchschreiten.
Weitere Informationen zur Société Baroque findet ihr auf ihrer Website oder auf der Internetseite der Pumpe.