Bauen an der Mu-topie

Der ehemalige Standort der Muthesius Kunsthochschule am Kleinen Kiel wächst seit 2012 zu einem kreativen Ort des Austauschs heran. Zahlreiche Projekte finden hier im Alten Mu Impuls-Werk einen Platz, um Ideen auszuprobieren und an ihrer eigenen „Mu-topie“ zu bauen. Der KN CollegeBlog stellt einige von ihnen vor.

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Tischler Lukas Grams (links) und Master-Studentin Irina Bartmann (rechts) von Werk statt Konsum bieten eine Holzwerkstatt für Jedermann an.

Werk statt Konsum

Werk statt Konsum war eins der ersten Projekte, das in die Alte Mu einzog. Die Holzwerkstatt entstand aus einem Projekt für den yooweedoo Ideenwettbewerb 2014. Hier gewannen die CAU-Studentin Irina Bartmann (26) und vier Mitstreiterinnen mit ihrer Idee den ersten Platz. Sie wollten einen Ort zu schaffen, an dem Sperrmüll und altes Holz recycelt und zu neuen Möbeln gemacht werden können. Von dem Preisgeld gründeten sie die Werk statt Konsum in der Alten Mu. Hier kann jeder während der Öffnungszeiten (Donnerstag 16 bis 20 Uhr sowie Sonntag 12 bis 16 Uhr) gegen eine kleine Spende mit Werkzeug und Holz arbeiten. Bei Fragen können sich die Besucher an einen Fachkundigen aus dem Werk statt Konsum-Team wenden, wie beispielsweise Tischler Lukas Garms (24). „Bei schönem Wetter machen wir auch viel draußen“, erzählt Irina. Außerhalb der Öffnungszeiten bietet die Werkstatt Workshops an. Aktuelle Informationen gibt es auf Facebook.

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Gegen eine kleine Spende können Besucher das Werkzeug und die Materialien von Werk statt Konsum benutzen.

Goldeimer

Mit dem Thema Sanitärversorgung beschäftigte sich Malte Schremmer (28) zum ersten Mal intensiv bei einer Projektreise nach Burkina Faso mit der Organisation Viva con Agua. Danach ließ es ihn nicht mehr los: „Anschließend habe ich meine Bachelor-Arbeit über das Potential von Komposttoiletten geschrieben“, erzählt er. Gemeinsam mit Kommilitonen nahm er 2013 schließlich am Ideenwettbewerb yooweedoo der CAU teil und gewann den Publikumspreis. Auf zwei in der Alten Mu produzierten Komposttoiletten-Prototypen, die sie mit dem Preisgeld finanzierten, folgte schnell die Gründung einer GmbH unter dem Dach von Viva von Agua. Die rund 80 Toiletten von Goldeimer sind nachhaltig sowie chemie-frei und können in ganz Deutschland für Festivals gebucht werden. Für die Zukunft geplant ist außerdem ein Onlineshop mit Produkten für den Eigengebrauch. Seit Februar dieses Jahres vertreibt Goldeimer auch ein eigenes Recycling-Klopapier, das zunächst in Hamburg, aber bald auch in Kiel erhältlich sein soll. Mehr zu diesem Projekt gibt es auf der Website.

Atelier Mümelade

Katja Reimers (26) hat neben ihrem Studium an der Muthesius 2014 ein eigene Galerie in den Räumen der Alten Mu gegründet. Im April 2016 beschloss sie jedoch, aus der Galerie ein Atelier für Kinder zu machen, das Atelier Mümelade. Hier bietet sie dreimal wöchentlich Kurse im Zeichen und Malen an. In ihnen sollen Kinder sich kreativ austoben und selbst ausdrücken. An der Alten Mu schätzt Katja vor allem, dass sie Start-Ups eine Chance und einen Ort gibt, Dinge auszuprobieren. „Das ist ein guter Arbeitsplatz, vor allem wegen dieser Mischung an Leuten“, erzählt sie. „Hier sind sowohl Handwerker als auch Designer und die bringen sich gegenseitig weiter.“ Weitere Informationen zum Atelier gibt es auf der Facebook-Seite.

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Maria Soler freut sich immer über neue Mitstreiter und Ideen in der Galerie Seepferdchen.

Galerie Seepferdchen

Die Galerie Seepferdchen gibt es bereits seit 2011, doch erst im September 2015 fand sie ihren Weg in die Alte Mu. Als letztes Projekt wurde sie vor einem vorläufigen Aufnahmestopp zugelassen – „ein großes Glück“, wie Mit-Begründerin Maria Soler sagt. Neben ihrem Beruf als Grundschullehrerin betreibt sie mit fünf Mitstreitern die Galerie. Hier können Kieler Kunsthandwerker Regalfächer mieten, auf denen sie ihre Produkte ausstellen und im Laden verkaufen lassen können. Auch andere Alte Mu-Projekte wie Kieler Honig, Lillebräu und Rostlatte sind dort vertreten. Maria selbst fertigt unter dem Namen „MarySol – 1001 Naht“ Täschchen und upcycelt kleine Deko-Gegenstände. Kurz nach der Eröffnung der Galerie stieß Michal Halupka, studierter Musikwissenschaftler, zum Team dazu. Durch ihn entstand die Triangelbühne im hinteren Raum der Galerie, wo in Wohnzimmeratmosphäre sonntags Konzerte stattfinden. „Wir sind eigentlich immer in Bewegung und verändern uns“, erzählt Maria. „Die Galerie ist auf jeden Fall offen für Leute, die mitgestalten wollen und eigene Ideen haben.“ Die Galerie Seepferdchen ist montags bis sonnabends immer von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Zu finden ist sie auch auf Facebook.

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Viele der Produkte in der Galerie Seepferdchen sind re- und upcycelt – Nachhaltigkeit ist den Betreibern wichtig.

Textwerkstatt

Gazi Sikican, ehemaliger Kieler Anglistik- und Germanistikstudent, betreibt in Eigenregie die Textwerkstatt der Alten Mu. Er ist erst seit November 2015 dabei und erstellt Texte für die anderen Projekte. Doch dabei soll es nicht bleiben: Gazi (35), der hauptberuflich für eine PR-Agentur arbeitet, möchte „Hilfe zur Selbsthilfe mit Texten“ leisten. In Workshops auf Spendenbasis bekommen beispielsweise Non-Profit-Organisationen Anleitung, wie sie sich selbst um ihre Pressearbeit kümmern können. Von Schulungen für Kindern, um sie zu Museumsführern auszubilden, über eine Kooperation mit dem „Deutsch als Zweitsprache“-Projekt in der Alten Mu bis hin zum Lektorat von Bachelor- und Masterarbeiten reicht die Bandbreite der Textwerkstatt. Gazi freut sich auch immer über Miteinsteiger, die das Berufsfeld Öffentlichkeitsarbeit ausprobieren und in die Textwerkstatt hineinschnuppern wollen. Erreichbar ist er unter textwerkstatt@alte-mu.de

Lillebräu

Die Geschichte vom lokalen Kieler Craftbeer Lille hat ebenfalls in der Alten Mu ihren Anfang genommen. In einem ehemaligen Professorenbüro mit Waschbecken begannen die Muthesius-Studenten Max Kühl (32) und Florian Scheske (30) damit, ihr eigenes Bier zu brauen. Bei einem Australienaufenthalt wurde Florian von der dortigen Craftbeer-Kultur inspiriert. Zurück in Kiel brachten er und Max sich das Brauen dann selber bei. Der erste Prototyp stieß bereits auf positive Resonanz und die beiden Designstudenten fühlten sich in ihrem Vorhaben bekräftigt, eine richtige Marke zu entwickeln. Die ersten 1000 Liter von Lille brauten, füllten und etikettierten sie eigenständig innerhalb von 3 Tagen und Nächten in einer Brauerei. Seitdem ist einiges passiert: Viele Kieler Märkte und Gastronomen bieten ihr Bier an und sie haben für ihre Gestaltung einen Designpreis bekommen. Nach Max‘ und Florians Rezept produziert eine Brauerei in der Nähe mittlerweile 4000 bis 5000 Liter Lille pro Monat. Die beiden sehen ihr Projekt vor allem als „kreative Spielwiese“, auf der sie sich in den unterschiedlichsten Bereichen ausprobieren können. Lille findet ihr unter anderem auf ihrer selbst gestalteten Website.

Zu diesen und allen weiteren Projekten in der Alten Mu gibt es Informationen auf ihrer neuen Website.

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