Kieler Woche, das ist Regen, bekannte Gesichter und gute Laune

Letztes Jahr zogen knapp 3,8 Millionen Besucher aus 70 Nationen über die Kieler Woche. Da diese nicht alleine von Musik und Seeluft leben können, ist jeder Besucher dankbar über die scheinbar unzähligen Stände, an denen sich jedes Jahr mit Essen und Getränken gestärkt werden kann. Aber wie ist es, auf dem größten Sommerfest Nordeuropas zu arbeiten?

Maya, 25, und Felix, 33, kennen sich damit gut aus, denn sie waren beide an Getränkeständen tätig. Zwischen den Erfahrungen liegt etwas Zeit: Maya war erst letztes Jahr auf der Kieler Woche beschäftigt, für Felix liegt diese Zeit bereits acht Jahre zurück. Während Felix auch sonst in der Gastronomie arbeitet und so sein Studium finanziert, ist die Lehramtsstudentin nur während des Weihnachtsmarktes und der Kieler Woche hinter einem Stand anzutreffen. „Ich liebe die Saisonarbeit, weil ich ganz viel Wert darauf lege, einen begrenzten Zeitraum zu haben um abschätzen zu können, was in dieser Zeit auf mich zukommt,“ fasst sie die Vorteile dieser Arbeitsweise zusammen. Gerade für Studierende sei die Möglichkeit zur genauen Planung ideal. Außerdem kollidiert die Kieler Woche nicht mit den Prüfungszeiträumen. Für Felix ist die Arbeit in einer festen Bar allerdings entspannter: „Kiwo ist stressiger. Du hast keine Stammkunden wie in einer normalen Bar. Und das Trinkgeld ist schlechter, das kann ich aber auch verstehen.“

Vor acht Jahren gab es noch keinen Mindestlohn. Aus diesem Grund hat Felix um die sieben Euro die Stunde verdient – Geld, das er zum Begleichen von Rechnungen verwendet hat. Mittlerweile unterliegt die Arbeit auf der Kieler Woche dem Mindestlohn von 8,50 Euro. Durch das zusätzliche Trinkgeld ist es allerdings schwer, ein genaues Gehalt zu erfassen. Aber bei einer Arbeitszeit von 50 bis 60 Stunden in einer Woche kommt einiges zusammen. Maya erinnert sich: „Ich habe mir von dem Gehalt Tanzschuhe gekauft, die ich mir sehr lange gewünscht habe. Ansonsten habe ich das Geld einfach zur Seite gelegt.“

Die Arbeitszeiten variieren je nachdem, wie viel an dem Tag auf der Kieler Woche los ist. Die Getränkebuden unterliegen zwar einer Sperrstunde, allerdings ist nach der regulären Arbeit der Tag noch lange nicht vorbei. „Danach geht es noch weiter mit Aufräumen und Abschließen,“ berichtet Maya. Auch die Größe des Teams ist ausschlaggebend. Wie gut die Arbeit am Stand läuft, ist auch von den Kollegen abhängig. Maya hatte mit ihrem Team Glück: „Es war auf jeden Fall ein Miteinander. Man hat sich gegenseitig geholfen oder sich zusammen auf den Heimweg gemacht, wenn es mal richtig spät wurde. Oder man ist mal länger geblieben und hat noch ein bisschen geschnackt.“ Auch ihr Chef hat sich ab und an blicken lassen und bei der Gelegenheit auch mal ein Bier ausgegeben. Felix wiederum hat Gegenteiliges erlebt. „Man hat nur Wasser oder Apfelschorle zu Trinken bekommen, alles andere musstest du bezahlen. Wir haben uns im Team nicht so gut verstanden, das war dann etwas nervig. Man hatte auch keine richtige Pause,“ fasst er die Probleme zusammen. Damit die Arbeit auf der Kieler Woche Spaß macht, müssen also mehrere Faktoren zusammenspielen. Aber auch kleine Dinge können die Atmosphäre erheblich beeinflussen. „Wenn Musik dabei ist, ist es sowieso immer besser,“ lächelt Maya.

An einen Job zu kommen, haben beide als einfach empfunden. Felix hat sich auf einen Aushang hin gemeldet; Maya wurde von einer Freundin angeworben. Wer selbst gerne auf der Kieler Woche arbeiten möchte, kann sich beispielsweise auf der eigens für das Volksfest eingerichteten Internetseite informieren. Dort gibt es eine Liste der Standbetreiber samt ihrer Kontaktdaten.

Während der Kieler Woche tummeln sich Menschen aus den verschiedensten Ländern in der Landeshauptstadt. Da wird auch das eine oder andere Klischee bestätigt: „Ich fand es immer relativ witzig, wenn Skandinavier gekommen sind. Die nehmen einfach mehr Alkohol, weil der bei denen teurer ist,“ erinnert sich Maya. Außerdem sei es toll, auch mal andere Sprachen sprechen zu können. „Ich mag es, wenn Spanier, Engländer oder Franzosen kommen. Immer wenn ich eine andere Sprache sprechen kann, freue ich mich unheimlich,“ erklärt die Spanischstudentin. Felix empfand es meistens als witzig, wenn die Kunden versucht haben, um Preise zu feilschen. Maya sieht das etwas anders: „Es ist immer schwierig, die Waage zu halten. Man muss trotzdem höflich bleiben, das kostet dann manchmal etwas Überwindung. Aber wenn es solche Situationen gibt, übernehmen häufig auch meine männlichen Kollegen.“

Betrunkenes Feiervolk, Konzerte, überall der Geruch von leckerem Essen – kommt da nicht das Gefühl auf, etwas zu verpassen? „Ich hatte nicht den Eindruck, etwas zu verpassen. Ich glaube, wenn du das hast, darfst du da nicht arbeiten. Wenn du drei-, viermal Kiwo mitgemacht hast, ist das Programm auch irgendwann das gleiche und man hat sich ausgefeiert,“ meint Felix. Auch Maya hatte kein Problem damit zu arbeiten, während um sie herum eine große Party herrschte. „Prinzipiell bin ich nicht so der Partymensch. Aber ich genieße den Trubel um mich herum.“ Da sie ihrem Chef schon vorher ihre Arbeitszeiten einreichen konnte, bestand auch die Möglichkeit, sich mal einen Abend freizuhalten und zum Beispiel einer bestimmten Band zu lauschen.

Deshalb assoziieren sowohl Felix als auch Maya mit der Kieler Woche nur Gutes. „Ich verbinde damit viel Spaß und ein belebtes Kiel. Wir sind ja eher eine ruhigere Landeshauptstadt und dann ist einmal im Jahr echt viel los und Stimmung. Es macht auch Spaß, Leute aus anderen Ländern zu treffen,“ so Felix. Maya kann das bestätigen: „Für mich besteht die Kieler Woche aus Kindheitserinnerungen, Regen und vielen bekannten Gesichtern. Auf jeden Fall immer viel Spaß und gute Laune.“ Ein schönes Schlusswort, um die längste Woche der Welt zusammenzufassen.

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