Minustemperaturen, Sprachbarrieren, verlassene Landschaften. Dies waren stets die ersten Stichworte meiner Freunde, wenn ich ihnen erzählte, dass ich das Sommersemester 2016 im sibirischen Irkutsk verbringen wollte. Ob sich diese mit meinen Eindrücken decken und was ich darüber hinaus noch erlebte, könnt ihr hier erfahren.
Das Wetter

Sibirien im Februar 2016.
Mitte Februar ging mein Abenteuer in Russland endlich los. Aus dem Flugzeugfenster konnte ich bereits einen Vorgeschmack auf die sibirische Kälte bekommen, denn die gesamte Landschaft war von einer Schneedecke überzogen. Die Temperatur betrug während meiner Ankunft etwa -15°C, was tatsächlich recht erträglich war. Wegen des trockenen Klimas in Sibirien sind auch sehr niedrige Temperaturen unproblematisch und fühlen sich fast wie der Kieler Winter an. Die wirklich extremen kalten Tage, an denen schon mal -30° bis -40°C Grad auf dem Thermometer stehen, liegen im Dezember und Januar, habe ich demnach also nicht am eigenen Leib erfahren.
Studieren in Russland

Eine Karte am Hauptgebäude zeigt die Standorte aller Fakultäten der Universität auf.
Das Studium in Irkutsk hat sich sehr von meinem Kieler Uni-Leben unterschieden. Zunächst musste ich feststellen, dass es in Sibirien keinen Campus gibt. Vielmehr sind alle Fakultäten in der ganzen Stadt verstreut. Meine Fakultät, das Internationale Institut für Wirtschaft und Linguistik, lag beispielsweise im Osten der Stadt. Generell schien mir, dass die Zugehörigkeit zu einer Fakultät einen besonderen Stellenwert in Russland hat. So fragst du nicht etwa: „Was studierst du?“, wenn du neue Studenten kennenlernst, sondern: „An welcher Fakultät studierst du?“.
Das Studieren an sich erinnert stark an die Schule: Die Stundenpläne sind festgelegt und Veranstaltungen nicht frei wählbar, der Unterricht ist sehr frontal und die Hierarchie zwischen Studenten und Dozenten ist deutlicher und stärker als in Deutschland ausgeprägt.
Reisen

Auf meiner Fahrt durch Sibirien lernte ich die Vielfalt des sibirischen Klimas kennen.

Im Schlafwaggon der transsibirischen Eisenbahn.

In den Bergen nahe der mongolischen Grenze.
Kein Auslandssemester ohne Reisen! Auch für mich galt diese inoffizielle Regel. Das Besondere an Russland: Durch den für mich günstigen Wechselkurs und die ohnehin schon sehr geringen Preise in Sibirien war nicht nur das Leben, sondern auch das Reisen sehr preiswert. So ging es mehrmals zum Baikalsee, der nur etwa eine Stunde Autofahrt von Irkutsk entfernt war. Auch ein Wochenendausflug in die Berge nahe der mongolischen Grenze und eine Fahrt in der transsibirischen Eisenbahn quer durch ganz Sibirien war locker im Budget drin. Am Ende reichte mein Geld sogar noch für ein Wochenende in St. Petersburg aus, bevor ich wieder den Heimweg antreten musste.

Im März war der Baikalsee gefroren und wir konnten ihn auf einer Wanderung überqueren.
Ich kann somit auf ein sehr abenteuerliches Semester zurückblicken, das meinen Horizont erweitern konnte. Zwar hatte ich zunächst mit Sprachbarrieren zu kämpfen, da in Sibirien sehr schnelles Russisch gesprochen wird und Englischkenntnisse meist nur begrenzt vorhanden sind. Aber genau das war für meine Sprachpraxis extrem förderlich. Ich kann daher nur jedem, der ein Semester in Russland verbringen möchte, empfehlen die Koffer zu packen und aufzubrechen. Auch ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich erneut nach Russland reisen werde.