Gesichter des CAU Campus‘ – Kohler meets Richter (Interview Teil 1)

swsh ingo richter

Ingo Richter – Mitarbeiter des Studentenwerks seit 2005

Gesichter des CAU Campus ist eine neue Reihe des KN-CollegeBlogs, in der Maline und ich euch Personen vorstellen, die auf unserem Campus präsent sind, jedoch nicht als Dozenten oder Professoren im Vordergrund stehen. In Teil 1 stellen wir Euch das Gesicht der Mensa 1 vor: Ingo Richter, der den Studenten vom Fließband der Essensabgabe bekannt ist. 

Ein Star auf Jodel, wegen seiner Genauigkeit von einigen Erstsemestern als „der Mensapirat“ gefürchtet – ob er auch privat so streng ist und wie er zur Mensa 1 gekommen ist, besprechen wir bei einem Kaffee vor dem Start des Arbeitstages von Ingo Richter.

Herr Richter, wie lange gehören sie zum Team der Mensa 1 und haben sie sich den Platz am Fließband der Essensabgabe selbst ausgesucht oder musste man sich das erst „erarbeiten“?

Richter: Hier bin ich seit dem 23.05.2005, also elfeinhalb Jahre und das mit dem Platz hat sich irgendwann so ergeben. Mein Vorgänger ist gegangen und daraufhin bin ich nach draußen gekommen. Ich bin früher in der Spülküche am Band gewesen und weil sich das hier draußen verändert hatte, dann hierhin.

War das eine freiwillige Entscheidung? Sie wirken an ihrem Arbeitsplatz immer sehr geordnet, auch manchmal etwas strenger, sagen einige Studenten. Da fragt man sich, sucht man sich das selber aus oder warum macht man das?

Richter: Nein, das Problem ist, die Anlage entwickelt ab und zu ein Eigenleben, das ist einfach so. Die schaltet sich manchmal von alleine aus. Keiner weiß warum. Wenn ich das aber vorne ordentlich habe, dann ist mit neunzigprozentiger Sicherheit zu sagen, dass das hinten auch klappt. Also 30 Meter durch den Keller und danach wieder hoch. Pater-Noster-Prinzip und dann nach unten. Das hier war früher ein offener Lichthof und da das Band nachträglich gebaut wurde, konnte man das nicht anders machen. Das Besteck rutscht unwahrscheinlich, das ist das Erste, was runterfällt. Wenn im Turm was schiefläuft, dann bauen die den halben Turm auseinander und dann versuchen sie nachher mal mit ein, zwei Leuten so ein Tablett aus der Mechanik rauszukriegen.

Dann stoppt das Band…

Richter: Das bleibt dann stehen. Ja, und dann? Das ist Fördertechnik aus dem Bergwerk eigentlich. Soweit ich weiß gibt es so eine Anlage nur noch mal in Hamburg Bergedorf, ich hab mal gefragt.

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Der uns heute von der Kreuzung Westring/Olshausenstraße bekannte Uni-Brunnen. Damals noch in der Mitte des Innenhofs der späteren Mensa 1.

Wir haben jetzt 11:00, um 11:30 fängt die Essensausgabe an, dann kommen die ersten Studenten zum Mittagessen. Wir haben uns gefragt, gibt es ein Hobby, dem sie typischerweise nach der Arbeit hier nachgehen?

Richter: Nicht mehr. Alles vorbei. Früher habe ich Betriebssport gemacht – Fußball immer – für eine große Kieler Behörde. Ich habe eine Zeit lang im Schiffbau gearbeitet, dann war ich eine Zeit lang Steinsetzer, Fußbodenlegen, Maler…aber so langsam geben die Knochen nicht mehr her. Das ist jetzt einfach so. Ich hätte ja auch zu Hause sitzen können und vom Staat leben können…

Aber das will man nicht…

Richter: Nö. Solange das hier noch geht und diese Zeit, die zwei Jahre bis zur Rente versuche ich durchzuhalten.

Gibt es vielleicht ein Hobby – jetzt mal die körperliche Ertüchtigung außen vorgelassen, dem sie gerne noch nacheifern? Spielen sie zum Beispiel Schach oder…

Richter: Ne, das ist so eine Sache. Ich weiß wie das Spiel geht, aber keine Ahnung, das fällt bei mir flach, ich kann nicht immer fünf Züge im Voraus denken. Ich weiß, wie das Spiel geht, ich weiß, wie jede einzelne Figur zu ziehen ist – aber spielen – nein.

Herr Buß (Studentenwerk SH): Ja – Hobby jetzt vielleicht nicht, aber schon so mit Freunden treffen – Stichwort Laboe?

Richter: Ja gut, wir sind dort Einheimische, meine Lebensgefährtin ist gebürtige Laboerin und das ist eben freitags – jeden Freitag auf nach Laboe. Aber nur zum Biertrinken und schnacken mit Leuten. Sommer wie Winter. Wenn es schneit oder 30 Grad im Schatten hat, das ist egal. Jeden Freitag. Das ist der Tag, wo wir beide gleichzeitig Feierabend haben.

Ist sie auch beim Studentenwerk?

Richter: Ja, da drüben läuft sie. (lacht) Im Winter sitzen wir natürlich nicht draußen. Kennst du den Anleger drüben in Laboe, wo die Fahrkarten zu kaufen sind?

Ich bin Kölner, ich war ehrlich gesagt noch nie in Laboe, das hat sich bis jetzt noch nicht ergeben. (edit: seit letztem Wochenende nachgeholt – fahrt mal hin!)

Richter: Einfach mal machen, der Vorteil ist, vorne am Anleger kriegst du ein frisches Brötchen und keins, wo zwei Stunden schon der Hering drin ist, sondern ein knackiges Brötchen.

Gerade bei den Fischbrötchen gibt es ja auch immer verschiedene Sorten, haben sie einen Favoriten?

Richter: Ich bin der Seelachs-Fan. Man muss es mögen, ansonsten Matjes oder Bismarck.

Ein guter Ort, um das Wochenende einzuläuten - Laboe

Ein guter Ort, um das Wochenende einzuläuten – Laboe

Gut, das werde ich mal ausprobieren. Kommen wir zum Nächsten: Ich habe es vorhin schon mal erwähnt; es gibt einige Studenten, die ein wenig von ihnen eingeschüchtert sind. Gerade Erstsemester. Manche halten auch vorher noch mal, wenn sie in der Schlange sind, kurz inne und kontrollieren das Tablett wie vor der Klausurabgabe.

Richter: Einige scheinen wirklich vorgewarnt zu sein. Aber man sieht doch die Aufkleber hier vorne, es muss ja einen Grund haben, warum das da steht. Bei Manchen…es kommt ja auch immer auf die Art und Weise an. Aber manche sind so ignorant und arrogant. Und wenn dann beim dritten Mal – einige merkt man sich, andere nicht – und wenn dann beim vierten Mal „bitte“ immer noch keine Reaktion folgt…ich mache das ja nicht für mich, ich mache das für die Allgemeinheit. Wenn das Band steht, was machen sie dann? Dann stehen sie da mit ihrem Tablett. Irgendwann stellen die Studenten die Tabletts auf den Fußboden.

Auch nach dem Ausbau der Mensa 1 gab es noch nicht direkt das Tablettband.

Auch nach dem Ausbau der Mensa 1 gab es noch nicht direkt das Tablettband.

Das Problem scheint ja zu sein, dass die Schere so groß ist. Einige kontrollieren extra noch mal vor dem Abgeben am Tisch, ob sie alles richtig gemacht haben und die anderen kontrollieren es überhaupt nicht und sagen, es ist mir vorkommen egal und das stört wahrscheinlich, wenn man es immer wieder erklären muss.

Richter: Erstens das und es gibt auch – es sind nicht wirklich viele – wirklich Personen, die einen für den letzten Dreck halten. Nach dem Motto: „Der kann nichts Anderes, darum steht der da, sonst würde er da ja nicht stehen“. Ist so, das krieg‘ ich auch so zu hören. Es gibt aber auch ein Gegenbeispiel. Letzten Freitag hat hier jemand gekündigt nach dreizehn Jahren, eine junge Frau, die kam zu mir und sagte. „Ich habe nach dreizehn Jahren hier gekündigt, ich find ´s toll, was sie hier jeden Tag machen.“ Gibt es auch… Menschen, die einem im Vorbeigehen auf die Schulter klopfen und sagen, ich finde toll, was sie hier jeden Tag machen und das ist eigentlich auch das, was einen so ein bisschen hochhält. Im Normalfall kommt man aber mit den Meisten klar. Manche ignorieren einen, bei Manchen weiß man schon, wie sie reagieren, da weiß man schon, der kommt – alles klar, da brauchst du gar nichts sagen. Es ist einfach so.

Ausblick

Nächste Woche erfahrt ihr im zweiten Part, wie es hinter den Kulissen der Spülküche aussieht und wer eigentlich der schwierigere Essensgast ist. Der Ersti oder der Professor. Noch dazu verrät uns Herr Richter sein spannendstes Erlebnis aus seiner Zeit in der Mensa.

Bis dahin, Freunde!

 Zum zweiten Teil des Interviews kommt ihr hier!

2 Gedanken zu „Gesichter des CAU Campus‘ – Kohler meets Richter (Interview Teil 1)

  1. Pingback: Gesichter des CAU Campus‘ – Kohler meets Richter (Interview Teil 2) | KN-collegeBlog

  2. Herbertfub

    Hallo,

    interessante und informative Beiträge hier, super. Habe längere Zeit als stiller Gast nur mitgelesen und mich jetzt mal angemeldet.
    Ich würde mich freuen, wenn ihr bei Gelegenheit auch einmal auf meinem Blog zum Thema Textilreinigung vorbeischauen würdet.

    Alles Liebe

    Herbert

    Deoflecken

    Antworten

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