Während draußen eine grau-stürmische Januar-Tristesse vor den Fenstern der Christian-Albrecht-Universität herrscht, erklären Laura und ich drinnen die Tücken der deutschen Grammatik: „Konjunktiv 1 & 2“ steht in großen Buchstaben an der Tafel. „Ich wünschte, dass heute die Sonne schiene?“ Fragend blickt Elias* in die Runde.
Der Unterricht im Geographie-Gebäude ist kein gewöhnlicher Sprachkurs. Laura und ich sind eigentlich keine richtigen Lehrerinnen – wir besuchen selbst noch die Universität. Auch unsere Sprachschüler bilden alles andere als einen einheitlichen Klassenverband: Es sind Geflüchtete aus dem Iran, Irak und Syrien. Sie eint der Wunsch, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Viele von ihnen wollen ihr angefangenes Studium weiterführen oder endlich anfangen zu studieren. Dafür pauken die Sprachschüler auch gerne mal die Konjunktive 1 und 2 mit Extrahausaufgaben und unangekündigten Tests. Soviel Motivation ist ansteckend: Bereits in der ersten Stunden mussten wir uns spontan neue Aufgaben ausdenken, da unsere Schüler viel schneller fertig waren, als gedacht.

Ganz schön anstrengend, die deutsche Grammatik.
Laura und ich gehören zu den 30 Freiwilligen, die einem Aufruf von „PerLE“ (Projekt erfolgreiches Lernen und Lehren) gefolgt sind. In einem Seminar „Deutschkurse für Geflüchtete gestalten und leiten“ lernten wir zunächst die Fertigkeiten und Basiskompetenzen, die in Deutschkursen vermittelt werden sollten. Später sollten wir sie dann selbst ausprobieren. „Die Möglichkeit eigenständig zu unterrichten, hat mich sofort begeistert“, erklärt Pädagogik- und Deutschstudentin Laura. „Ich fand es aber immer wichtig, nicht ohne Konzept loszulegen. Das hat mir an dem Seminar gut gepasst“, so die 23-jährige weiter.
Ich nicke Elias aufmunternd zu, er hat den Konjunktiv 2 richtig angewandt. Laura und ich haben mindestens vier Stunden gebraucht, um die heutige Stunde vorzubereiten. Bereits das sechste Mal stehen wir heute vor unserem Kurs. Weniger nervös als zu Beginn vielleicht, aber immer noch ein wenig unsicher, wenn es darum geht einen schwierigen Begriff zu erklären. Wenn nichts mehr sprachlich geht, dann geht es mit Händen und Füßen.
Auch wenn Laura und ich bereits am Ende unseres Deutschstudiums sind: Um die teilweise schwierigen deutschen Grammatikphänomene zu erklären, braucht es eine gut erarbeitete Struktur. „Ich wünschte, die Sonne schiene. So sprechen die Leute auf der Straße nicht wirklich miteinander, oder?“, hakt Elias nach, dem diese neue Grammatikform völlig fremd erscheint. „Das ist so eine schwere Sprache“, stöhnt ein anderer Schüler. Alle müssen lachen.
(*Name geändert)