„jung und wählerisch“ – Motivation zum Gang an die Wahlurne

Raphaela Traut (26) leitet das Team von „jung und wählerisch“.

Am 7. Mai 2017 dürfen in Schleswig-Holstein erstmals 16-Jährige bei einer Landtagswahl ihre Stimme abgeben. Raphaela Traut leitet das Projektteam von „jung und wählerisch“. Klarer Kurs: Schülerinnen und Schüler zur Wahlbeteiligung motivieren. Was dabei die AfD für eine Rolle spielt, hat sie dem KN CollegeBlog erzählt.

Das Projekt „jung und wählerisch“ gehört zur Aktionspalette des Landesbeauftragten für politische Bildung in Schleswig-Holstein für den Bereich Jugend. Die Lehramtsstudentin Raphaela Traut (26) war schon bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 dabei – damals noch als Mitglied. Nun leitet sie seit vergangenem Herbst das Projektteam. Und das mit einer besonderen Herausforderung: Erstmals dürfen sich auch Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren an der Landtagswahl beteiligen. Um eine höhere Wahlbeteiligung zu erzeugen, sucht das Team den Dialog mit den Schülerinnen und Schülern. Mit über 100 flächendeckenden Veranstaltungen sei die Nachfrage von Schulen „so groß wie noch nie“, berichtet Traut. Im Kontrast zum „Wahl-o-mat“ zur Landtagswahl erfahre das Team ein direktes und dankbares Feedback für das interaktive Zusammenspiel.

Parteifärbung bei den Teammitgliedern

Politische Veranstaltungen bleiben ein diskutiertes Thema im Rahmen politischer Bildung. Grundsätze wurden 1976 im Beutelsbacher Konsens definiert: Überwältigungsverbot, Schülerorientierung und Kontroversitätsgebot. Für die Wirtschaft/Politik-Studentin sei das Loslösen von den Inhalten der Parteien Kern der Kampagne. Das Projektkonzept sieht ein studienfachunabhängiges Team mit Schwerpunkt im Politikbereich der CAU Kiel vor. Seit dem 27. März und noch bis zum 5. Mai werden davon 30 Personen zu allen angemeldeten Schulen fahren. Für Traut ein klarer Vorteil gegenüber Lehrkräften: „authentisch ohne Lehrsituation“. Für den Erhalt des anschließenden Zertifikats lief ebenso eine Bewerbungsphase ab. Dabei wurden sogar einzelne Bewerber wegen ihrer Ansichten abgelehnt. Aber wie zwischen den Mitgliedern ein politisches Gleichgewicht herstellen, sodass auch politische Neutralität bewahrt wird? An der ein oder anderen Stelle „kämen parteiinhaltliche Aussagen der Mitglieder heraus“. „Gänzlich zu verhindern sei dies nicht“, moniert Traut. In den jeweiligen Klassen soll sich dann das dreiköpfige Team untereinander kontrollieren. Dort besitze sie keinen Einfluss.

„Trump, AfD-aber keiner handelt“

Politische Bildung ist für Traut das „Wichtigste für eine funktionierende Gesellschaft“. Gerade als Politikstudentin sei es wichtig zu handeln, auch angesichts des Phänomens der Partei „Alternative für Deutschland (AfD)“. Schülerinnen und Schüler würden die Partei eher als ein Negativbeispiel heranziehen. Trotzdem erhöht der schwierige Umgang mit der AfD den Druck auf die Kampagne. Das Kontroversitätsgebot, wird bei „jung und wählerisch“ nicht beschränkt. Allerdings hat sich das Team nicht auf eine absolut defensive Strategie geeinigt. In Zweifelsfällen oder Debatten müssen sie Stellung vor dem Plenum nehmen. Traut betont: „Wir behandeln die AfD natürlich nicht als verfassungsfeindlich, aber nicht wie eine beliebige Partei“. Zudem wird von der aktuellen Landtagskonstellation ausgegangen. Da gibt es noch keine Fraktion der AfD, die in aktuelleren Umfragewerten zwischen 6-9 Prozent vergleichsweise gemäßigt abschneidet.

Ausblick

Ob die Wahlbeteiligung, insbesondere bei jüngeren Menschen, durch die Aktionen des Landesbeauftragten effektiv gesteigert werden kann, bleibt offen. Das ist wohl „realistisch gesehen bei der Hälfte der Fall“, gibt Traut zu. Immerhin lag sie insgesamt bei 60,2 Prozent im Jahre 2012. Was sie immer wieder positiv überrascht, sei das Engagement der Studierenden. Und das trotz Bachelor/Master-Stundenplänen, Nebenjobs und allgemeiner Freizeitgestaltung. Außer zwei alten Bekannten kamen komplett neue Anfragen aus der Studierendenschaft. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 beeinflussen die Veränderungen in der Schullandschaft die Projektdurchführung. Teilweise befinden sich in den neuformierten Gemeinschaftsschulen, aber auch in den Gymnasien oder Berufsschulen, Personen ohne Wahlberechtigung. Wiederum bildet das junge Alter von 16-jährigen Lerngruppen eine neue Situation. Den Aufgaben tritt sie kühn entgegen: „das ist irgendwie schön“.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert