Kurs gesetzt nach Toyko – Student in Olympia-Stimmung

Theodor Bauer (22) ist Spitzenkandidat im Bereich Segeln für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020. Foto: www.larswehrmann.de

Am 17. Juni startet die Kieler-Woche (KiWo). Neben vielen Konsumangeboten, Ständen, Musikshows und anderen Events wird oft des „Pudels Kern“ vergessen: Es handelt sich um die größte Segelveranstaltung der Welt. Ich traf mich mit dem Studenten Theodor Bauer (22), der während der KiWo in Schilksee zu sehen sein wird. Das Besondere? Theodor ist Spitzenkandidat des deutschen Teams für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 im deutschen Nationalkader. Wie es dazu kam, was „Betteln um Geld“ mit dem Segelsport zu tun hat und warum die „Sailing-City Kiel“ das Segeln mehr fördern könnte, erfahrt ihr hier.

Auf zu den Olympischen Spielen in Tokyo

Auf einer Leinwand strahlt ein Beamer den „Americas Cup“ im Segeln an, als mich Theodor Bauer (22) in seinem Wohnheim empfängt. Theodor segelt für die Nationalmannschaft in Schilksee in der olympischen Bootsklasse „Laser-Standard“. In der Kieler-Woche wird er in der zweiten Hälfte in einer interkontinentalen Regatta antreten. Sein Ziel: Olympia 2020 in Tokyo. Doch wie kam es dazu? Bereits mit sechs Jahren stand der Student alleine auf einem Boot. Damals noch in seiner Heimat am Müritzsee in Mecklenburg-Vorpommern. „Und dann ging es so weiter“, sagt Theo lächelnd. Es folgten eine Nominierung in den Landeskader, die deutschen Meisterschaften, internationale Regatten und schließlich im Jahr 2009 der Umstieg auf die olympische Bootsklasse im „Laser“. Irgendwann seien 2012 die Nachwuchstrainer auf den 17-Jährigen aufmerksam geworden. Sie hätten in ihm „ein Talent gesehen“, erzählt Theo. Damit wäre auf dem Sportinternat in Schilksee der Weg nach Tokyo geebnet worden. Durch die gewonnene Europameisterschaft im Jahre 2013 konnten die Weichen so umgestellt werden, dass er seit 2015 auch im Seniorenbereich den Anschluss an die Weltspitze verfolgt. Seit 2016 arbeitet Theo eng mit seinem Konkurrenten Philipp Buhl zusammen. Wie eine „Symbiose“ sei dieses Kopf-an-Kopf-Rennen, indem sich Teamwork und Konkurrenz verbinden würden. Optimistisch blickt er der Zukunft entgegen: „Alles kann passieren, kann ’ne Medaille werden.“.

Profisport, Privatleben und Studium – Wie funktioniert das?

Den Leistungssport auf olympischer Ebene mit dem Privatleben eines Studenten unter einen Hut zu bringen, ist eine große Herausforderung. Für Theodor sei ein Studium in Regelzeit utopisch. In seinem Fach Sportwissenschaft sei die Teilnahme dabei nur teilweise möglich. Dass ein Studium generell einem Geldmangel ausgesetzt ist, ist kein Geheimnis. Viele Studierende halten sich durch Studienkredite oder Nebenjobs über Wasser. Für den Profi-Segler bedeutet das: „Betteln um Geld“. Durch den zeitintensiven Segelsport bleibe kaum Zeit für ökonomische Aktivitäten. So muss der Student auf Unterstützung durch Sponsoren hoffen. Doch im Vergleich zum Fußball erweist sich das ohne großes Rampenlicht der Medien sehr viel schwieriger. Ähnlich bescheiden fällt das Privatleben für die Olympia-Kandidaten aus. Freundschaften und Familie seien ihm wichtig, dennoch müsse er sehr oft absagen. Die Leidenschaft zum Leistungssport gehe stets voran: „So viel Spaß wie möglich mit so wenig negativen Konsequenzen wie möglich“, versucht er zu erklären.

Zwischen Wasser und Büro

Ostsee-Luft zu atmen, auf dem Wasser zu gleiten und sich bis in die Haarspitzen zu verbessern: Es sei nicht beschreibbar, wie extrem es sei, besser als die anderen werden zu wollen, betont Theo. Am Ende siege das Gefühl, im Wettbewerb ein gegnerisches Boot durch harte Arbeit überholt zu haben. Parallel gehe es mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Charakters einher. Die vielen, mit dem Erfolg einhergehenden Verpflichtungen erledigen sich jedoch nicht von selbst. Vielmehr verbringe der Student auch Zeit vor dem Schreibtisch: Vermarktung, Logistik, Turnierorganisation und Buchführung würden einen großen Raum einnehmen. Vor allem sucht Theodor aktuell nach Sponsoren, um sich weiterhin finanzieren zu können.

Kiel: Sailing-City?

Für den Studenten bleibt die Kieler-Woche einer der „zuschauerfreundlichsten Veranstaltungen“. Gleichzeitig moniert er das Verfehlen des „Pudels Kern“ als größte Segelveranstaltung der Welt. „Ein erschreckend großer Teil wisse das nicht“, so Bauer. Ebenso wünscht er sich eine bessere Medienwirksamkeit. Auf der angestrahlten Leinwand im Wohnheim läuft das Turnier nur im Pay-TV. An die Stadt Kiel appelliert er ein größeres Engagement in der Förderung des Segelsports. Die Flächen für die Regatten in der KiWo müssten allesamt angemietet werden. Sich nur „Kiel-Saling-City“ zu nennen, reiche dem Sportbereich nicht. Für Theodor Bauer bleiben die Olympischen Spiele in Tokyo eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Körper, Sport, Finanzen – „Weiter bis eine der Säulen zusammenbricht“, betont der Profi.

Auf seiner Facebook-Seite könnt ihr Theodor Bauer auf seinem Weg nach Tokyo live miterleben:

https://www.facebook.com/T.B.Sailing

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