Das Studienende kann vieles sein: Der Beginn eines neuen Kapitels, der lang fällige Weg in den Beruf, wehmütig, angsteinflößend, hoffnungsvoll. Eines ist er aber ganz sicher: Die Begegnung mit einem großen Haufen Papierkram.
Mit dem Studienende enden nicht nur unvergessliche Jahre, sondern auch eine Zeit der Vergünstigungen. Was alles auf euch zukommt und worum ihr euch kümmern müsst, hängt davon ab, wohin es euch nach dem Abschluss verschlägt. Aber dennoch gibt es einige Dinge, die ihr auf jeden Fall beachten müsst. Wir haben für euch die wichtigsten Fragen zusammengefasst.
Welche Vergünstigungen fallen weg?
Mit Studienende wird vieles teurer: Studentenrabatte für etwaige Zeitschriftenabos, Museums- oder Kinobesuche oder manchmal sogar für das Konto und den Friseurbesuch fallen weg. Mitgliedschaften in Vereinen könnten ebenfalls teurer werden. Informiert euch am besten frühzeitig, wie die neuen Konditionen aussehen. Außerdem müsst ihr auf das Semesterticket verzichten.
Muss ich mich arbeitslos melden?
Sofern ihr nicht nahtlos von Studium in Festanstellung wechselt, ja! Selbst wenn ihr nur ein paar Tage ohne Beschäftigung seid, müsst ihr euch beim Jobcenter oder bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos melden. Das macht ihr am besten über einen formlosen Antrag, den ihr etwa sechs Wochen vor der Exmatrikulation stellt. Dann bekommt ihr einen Termin für ein Erstgespräch, bei dem euch alle Formulare ausgehändigt werden.
Um welche Versicherungen muss ich mich kümmern?
Krankenversicherung
Mit dem Studium endet auch die studentische Krankenversicherung. Wenn ihr noch jünger als 25 seid, müsst ihr euch nach der Exmatrikulation erstmals selbst versichern. Seid ihr bereits 25 oder älter, fallt ihr aus eurem günstigeren Studententarif heraus. Wie ihr euch danach versichert, hängt stark davon ab, wohin es für euch gehen soll. Eine Krankenversicherung ist aber in jedem Fall verpflichtend für euch. Wenn ihr in ein festes Beschäftigungsverhältnis übergeht, teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Versicherungsbeitrag. Seid ihr arbeitslos gemeldet, übernehmen Jobcenter oder Arbeitsagentur die Krankenversicherung. Verschiedene Versicherungen bieten unterschiedliche Leistungen an – informiert euch also am besten gut darüber, worauf ihr bei eurer medizinischen Versorgung Wert legt.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Unser größtes Vermögen ist häufig unsere eigene Arbeitskraft. Falls wir wegen einer Krankheit unseren Beruf nicht mehr ausüben können, zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung eine Berufsunfähigkeitsrente – sofern man eine hat. Eine solche Versicherung ist nicht verpflichtend, allerdings überaus ratsam, so Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Spätestens zum Ende des Studiums muss man sich zumindest einmal damit auseinandersetzen, rät er.
Für die Berufsunfähigkeitsversicherung gilt in der Regel: Je früher man sie abschließt, desto besser. Denn jede Vorerkrankung kann dafür sorgen, dass die Versicherung bestimmte Leistungen ausschließt oder aber teurer wird. Je jünger man ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, eine relevante Erkrankung gehabt zu haben – allerdings zahlt man dann über die Jahre natürlich auch mehr Beiträge ein. Wenn ihr einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgeht, zahlt der Arbeitgeber außerdem einen Beitrag an eine Berufsgenossenschaft. Die kann das Erwerbsunfähigkeitsrisiko immerhin bei Arbeits- und Wegeunfällen übernehmen.
Michael Herte rät, sich zunächst unabhängig beraten zu lassen und abzuwägen, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist. Zum Abschließen der Versicherung folgt dann gegebenenfalls im Anschluss der Gang zum auf Berufsunfähigkeitsversicherungen spezialisierten Makler. Als Student sollte man zwischen 30 und 50 Euro pro Monat einplanen, um eine Berufsunfähigkeitsrente von rund 1.000 Euro zu erreichen.
Haftpflicht, Hausratsversicherung und Unfallversicherung
Mit dem Ausbildungsende (bei manchen Policen sogar schon früher) fallt ihr auch hier aus Familienversicherungen heraus. Bei einigen Versicherungen habt ihr noch eine Übergangszeit zwischen Studium und Beruf, in der ihr weiterhin mitversichert seid. In den allgemeinen Bedingungen der Versicherung gibt es meist einen Punkt Mitversicherte Personen. Dort erfahrt ihr, wie eure Familienversicherung die Fristen regelt. Spätestens ein paar Wochen nach dem Abschluss ist es aber soweit, dass ihr euch eine eigene Versicherung suchen müsst.
Eine Privathaftpflicht ist enorm wichtig, erklärt Michael Herte. Achtet also in jedem Fall darauf, dass ihr lückenlosen Versicherungsschutz habt, sonst kann es schnell mal teuer werden. Für die Privathaftpflicht solltet ihr zwischen 50 und 80 Euro im Jahr einplanen. Seid ihr arbeitslos gemeldet, übernimmt das Jobcenter einen Pauschalbetrag von 30 Euro für alle Versicherungen (Krankenversicherung ausgenommen).
Weitere Versicherungen wie eine Hausratsversicherung sind „nice to have“, aber kein Muss, erklärt Michael Herte. Die Hausratsversicherung berechnet sich in der Regel nach der Quadratmeterzahl der zu versichernden Wohnung, manche Policen bieten Extras wie die Versicherung von Fahrrädern. Für einen durchschnittlichen Studenten- oder später Absolventenhaushalt lohnt eine solche Versicherung aber häufig nicht. Später oder nach größeren Anschaffungen kann eine Hausratsversicherung aber durchaus sinnvoll sein.
Eine private Unfallversicherung – nicht mit der Berufsunfähigkeitsversicherung zu verwechseln – ist ebenfalls kein Muss und ist auch nicht für jeden sinnvoll. Sie zahlt nur dann, wenn auch wirklich ein Unfall in der Freizeit eingetreten ist. Eine Unfallversicherung ergibt dann Sinn, zum Beispiel, wenn man besonders aktiv ist. Michael Herte rät insgesamt zur Faustformel, nur Versicherungen abzuschließen, bei denen der Schadensfall existenzbedrohend wäre.
Wie packe ich das alles am besten?
Diana Kaufmann von der Sozialberatung des AstA rät Absolventen, viel Geduld mitzubringen – mit sich selbst und auch mit anderen. Für die Jobsuche braucht man viel Kraft und muss sich auf viel Ablehnung gefasst machen, erklärt sie.
Wenn ihr alleine nicht mehr weiter wisst, stehen euch viele professionelle Beratungsangebote zur Verfügung. Hier eine Auswahl:
- Die Sozialberatung des AstA steht euch mit Rat und Tat auch zum Studienende zur Seite.
- Das Hochschulteam im Jobcenter hilft euch bei Fragen rund um Jobeinstieg und beispielsweise auch Selbstständigkeit.
- Die Sozialberatung Kiel beantwortet Sozialfragen, insbesondere zu Arbeitslosigkeit.
- Fragen zur Krankenversicherung könnt ihr an die Unabhängige Patientenberatung richten.
- Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein kann für euch euren Versicherungsbedarf feststellen. Das Ziel sind hier nicht Produktempfehlungen sondern die Vermittlung von Wissen, mit dem ihr selbst entscheiden könnt und Empfehlungen von beispielsweise Versicherungsmaklern einordnen zu können. Die Beratung bei der Verbraucherzentrale kostet, je nach Umfang, zwischen 35 und 70 Euro.
Hallo Silja, das ist ein sehr interessanter, informativer und vor allem wichtiger Blogbeitrag, den du hier geschrieben hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass es viele Studenten gibt, die nicht wissen, was sie nach dem Ende ihres Studiums zu beachten haben und wie sie diese Dinge anpacken müssen. So ein übersichtlicher Ratgeber, wie du ihn hier geschrieben hast, hilft sicher vielen weiter! Mach weiter so und schreib gerne mehr über solche Themen. Danke für deine Mühe und viele Grüße aus Hannover von Michael Keulemann