Neue Eskalationsstufe im Streit um Kieler Mensapreise

Die bereits während der Studierendenparlaments-Wahlen im Sommer begonnene Diskussion zum Preis-Leistungsverhältnis der Mensen des Studentenwerks SH erreicht seit der im letzten Monat vom Spiegel vorgelegten Studie neue Dimensionen. Am kommenden Montag sprechen Vertreter des Studentenwerks in der Parlamentssitzung um 18:30 vor und wollen Stellung beziehen. Kiel hatte bei der Studie bundesweit im Durchschnitt die teuersten Preise Deutschlands aufgewiesen.

In meinem vorerst letzten Artikel für Euch war ich auf dem Campus unterwegs und hörte mich nach der geläufigen Meinung unserer Studenten und derer der Mitarbeiter des Studentenwerks um. Sind wir wirklich zu teuer? Kann man in einer vollen Woche ohne Zweifel vier bis fünf Mal in der Mensa essen oder macht sich der klassisch arme Student doch lieber sein Essen zu Hause fertig und bringt es mit?

Es ist Mittagszeit. Wie fast jeden Wochentag habe ich mich mit meinem Mitbewohner auf den Weg zur Mensa gemacht, vom Westring sind es zu Fuß höchstens fünf Minuten bis zur Mensa 1. Nach dem obligatorischen Check des Guthabens auf der CAU-Card betreten wir den Innenraum der Essensausgabe. Es warten fünf verschiedene Tagesgerichte auf uns, die Pizzaecke sowie die Pasta-Bar und das tägliche Ofenkartoffel-Angebot noch nicht berücksichtigt. Zusätzlich gibt es eine Salat-Bar, verschiedene Beilagen und Desserts. Eine gute Auswahl, wie ich finde. Heute schwanke ich bei meiner Entscheidung zwischen heißer Kartoffelsuppe zu Beginn der kalten Jahreszeit und dem Aktionsstand „Gefüllte Pasta mit Pilzen dazu Walnüsse und Kräutersoße“ hin und her. Trotz des höheren Preises nehme ich Letzteres und stelle nach dem Bezahlen an der Kasse fest, dass mein Mitbewohner dasselbe ausgewählt hat. 4,10 Euro hat uns die Speise jeweils gekostet – mittlerweile können wir es uns ja problemlos leisten, in den ersten Semestern hätte die Kalkulation vielleicht noch anders ausgesehen. Ich stelle in meinem Kopf einen kurzen Restaurantvergleich an und kann gleich noch viel beruhigter essen.

Bereits letzten Sommer wurden die Preise der Mensa in hochschulpolitischen Kreisen gruppenübergreifend diskutiert. Ich hielt damals noch weniger von den Gesprächen als heute. Als ich in Neumünster mit einem Freund durch die Einkaufsmeile des Outlet-Centers marschiere, bricht es aus mir heraus: „Sieben Gerichte pro Tag? Jeweils veganes, vegetarisches Essen und verschiedene Fleischkost und Salate, plus Cafeteria? Von der Suppe bis zum Minutensteak alles mit dabei. Also wer sich da nicht entscheiden kann, hat kein Problem mit dem Essen, sondern mit dem Kopf!“ Eine unbekannte Frau jenseits der Vierziger applaudiert mir. „100 Punkte!“ Ich fühle mich kurz bestätigt und gehe weiter zu Starbucks.

Im Wahlvideo der Juso-Hochschulgruppe Kiel wurde zu diesem Zeitpunkt von der jetzigen AStA-Vorsitzenden plakativ die Studentenfreundlichkeit eines einfachen Gerichtes in der Mensa angezweifelt, das angeblich schon fünf Euro koste. Neuer Wind in die Glut des Streitthemas war die am 12. Oktober vom Spiegel vorgelegte Studie zur Preisstruktur deutscher Hochschul-Mensen. Hierbei belegte Kiel beim Durchschnittspreis mit 3,20 Euro den letzten Platz. Auch das teuerste Gericht kam mit 5,90 Euro aus Kiel. In einem direkten Kommentar-Post bezog das Studentenwerk unter der Studie Stellung und machte mit seiner Position deutlich, wie sehr der Vergleich hinke und durch die Aktionsstände und das Zusammenwerfen aller Tagesgerichte den Durchschnitt verfälsche. Nächsten Montag soll mit dem Thema aufgeräumt werden; der stellvertretende Abteilungsleiter des Studentenwerks spricht im Studierenden-Parlament vor, um die Lage zu erläutern und den Dialog zu den Studierenden zu suchen.

Die Pasta von heute war lecker und ich freue mich auf die nächsten Aktionsgerichte in dieser Woche, doch wie geht es eigentlich meinen Mitstudenten. Ich schaue mich um, beginne mit einem 21-jährigen VWL-Studenten ein Gespräch. Zufrieden ist er gewesen in den drei Jahren, in denen er hier immer gerne gegessen hat, er würde das Essen sogar weiterempfehlen. Allerdings merkt er auch an, dass das Essen teurer geworden sei, gerade bei den Suppen stelle er das fest. Was früher 1,70 Euro kostete, kostet jetzt 2,10 Euro. „Man merkt die Inflation“, sagt er mir mit einem Grinsen im Gesicht. Lehramtsstudentin Anne erzählt mir, es sei günstiger als in der Schule. Solange der Preis unter 3,50 Euro bleibe, sei das gut. Bei höheren Preisen sei die Qualität eben auch besser. Die Tatsache, dass hier in Kiel regionale Betriebe gefördert würden, findet sie gut, doch insgesamt geht für sie als Studentin der Preis aktuell noch vor. Weiter im Innenbereich steht Maschinenbau-Student Jan alleine an der Salat-Bar. Der 28-Jährige von der FH ist bereits sieben bis acht Jahre hier, schon zu Schulzeiten habe er gerne in der Mensa gegessen, aber die Salat-Bar sei einfach sehr teuer. Dennis Lindemann von der Partei-Hochschulgruppe schiebt ein. „Man wird einfach nicht satt“, er habe das Gefühl, er esse immer nur eine halbe Portion. Sein größtes Problem sei allerdings der Veggi-Tag, da er gegen Soja-Produkte allergisch sei und dann meistens auf die Currywurst in der Cafeteria zurückgreifen müsse. Die Auswahl insgesamt sei allerdings groß genug. Die zwei Erstsemester Clara und Kim belauschen uns und nachdem Dennis sich verabschiedet, besuche ich die beiden noch an ihrem Platz. Sie essen hier so zwei Mal die Woche. Sie sind der Meinung, selbst zur Mensa gäbe es ja mit Campus Suite und Bäckerei noch Alternativen, es komme eben auch auf die finanzielle Unterstützung beispielsweise von Zuhause aus an. Die Salat-Bar sei allerdings etwas zu extravagant, toll dagegen finden sie das tägliche Ofen-Kartoffel-Angebot. Bei guter Qualität zahlen auch sie gerne etwas mehr und ansonsten könne man sich auch einfach etwas in den Mikrowellen in der Mensa warm machen. Bei der Essensabgabe spreche ich noch mit den üblichen Verdächtigen: Mitarbeiter des Studentenwerks, die mir hier in Kiel täglich über den Weg laufen. Die Studie vom Spiegel ist auch in diese Kreise vorgedrungen. Beim Gespräch habe ich den Eindruck keiner trotzigen, sondern einer ehrlichen Gegenwehr. Gerade in Bezugnahme auf die hohen Preise der Salat-Bar wird mir entgegnet, dass die wenigsten Studenten von den fertigen Salaten in der Cafeteria für 2,95 Euro wüssten, da sei weniger Antipasti dabei, deswegen liege dann der Preis auch nicht gleich bei 6 bis 8 Euro. Abschließend halte ich für mich fest, die Auswahl stellt für keinen ein Problem dar, da scheinen sich alle einig, allerdings spielen Portionsgröße und die Salat-Bar für viele eine tragende Rolle in der Preisdiskussion. Wie der Austausch zwischen Studenten und Studentenwerk aussieht, zeigt sich am kommenden Montag in der Parlamentssitzung ab 18:30 Uhr in der Olshausenstraße 75. Die Sitzung ist wie immer öffentlich und jeder Student oder Mitarbeiter kann diese besuchen.

Olshausenstraße 75/Uni Campus

 

Abschließend möchte ich mich bei meinen Lesern der letzten Jahre verabschieden. Das Studium geht nun für mich in die Endphase und ich merke wie berufliche Aspekte mehr und mehr meinen Alltag bestimmen. Zeit für ’s Bloggen finde ich da vorerst nicht mehr. Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare in den sozialen Medien und vor allem auch vielen Dank an die stillen Leser, die sich in den Klickzahlen seit Winter 2014 stetig vermehrt haben. Wir als CollegeBlogger freuen uns auf neue, die unsere Plätze einnehmen und noch viele Jahre über den neusten Tratsch auf dem Campus berichten. Macht es gut, bleibt gesund und trinkt Tee. Einen gemütlichen Winter!

Manjit

 

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