Die CAU forscht und lehrt nicht nur viel zu den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, sie hat sich auch ein eigenes Ziel gesetzt: Der eigene Universitätsbetrieb soll bis 2030 weitestgehend klimaneutral werden. Um den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren, ergreift das Umweltmanagement der CAU viele Maßnahmen. Kürzlich hat das klik-Team (klik – klima konzept 2030) eine Interviewreihe gestartet. Renommierte Professoren erklären, warum der Klimaschutz noch ernster genommen werden muss und wie der Konsum nachhaltiger gestaltet werden kann. Die Interviews erscheinen als Gastbeiträge auf dem KN-College-Blog. Sie lesen ein Interview mit … Professorin Dr. Katrin Rehdanz.
Prof. Dr. Katrin Rehdanz ist Ende 2007 zunächst als Juniorprofessorin für Umwelt- und Ressourcenökonomik an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gewechselt. Bis 2012 hat sie die Nachwuchsforschergruppe „Valuing the Ocean“ im Exzellenzcluster „Future Ocean“ geleitet. Seit Ende 2016 ist sie Direktorin des Instituts für Regionalforschung, Umwelt- und Ressourcenökonomik.
Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der quantitativen Umwelt- und Energieökonomik, wobei Analysen meistens räumlich explizit mit Hilfe von GIS-Daten durchgeführt werden. Sie ist eine der wenigen Ökonominnen in Deutschland, die im Bereich der Umweltbewertung arbeitet.
klik 2030: Ihr Forschungsschwerpunkt nennt sich quantitative Umwelt- und Energieökonomik. Wie würden Sie einem Laien diese Thematik verdeutlichen?
Prof. Rehdanz: Ich beschäftige mich unter anderem mit der Bewertung von Umweltgütern und -dienstleistungen, wie beispielsweise unserer Luft, Gewässern oder auch Wäldern. Im Prinzip handelt es sich dabei um Güter und Dienstleistungen, die im Gegensatz zu einem Auto, einem Stück Butter oder Erdöl nur selten über Märkte gehandelt werden. Daher gibt es, im Gegensatz zu Erdöl, in der Regel keine Preissignale – sprich Preiserhöhungen oder -senkungen, die die Knappheit von sauberer Luft, Wasser oder auch gesunden Wäldern signalisieren würde. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass unsere Gesellschaft diese Güter und Dienstleistungen über Gebühr nutzt. Wir nennen das Übernutzung.
klik 2030: Können Sie ein konkretes Beispiel für Übernutzung nennen?
Prof. Rehdanz: Wenn beispielsweise durch eine zu intensive Landwirtschaft große Mengen Nährstoffe in die Gewässer gelangen, übernutzen wir die Natur, indem wir sie mit zu viel Nitrat und Phosphat belasten. Die Umweltökonomik beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit zwei Schwerpunktfeldern – der Inwertsetzung der Umwelt sowie den möglichen Instrumenten, die die Übernutzung reduzieren. Bei der Inwertsetzung fragen wir uns beispielsweise, was eine Reduzierung der Nährstoffeinträge kosten würde und was der gesellschaftliche Nutzen einer Verbesserung wäre. Bei der Frage nach den Instrumenten geht es dagegen um konkrete Maßnahmen wie beispielsweise Ge- und Verbote oder Steuern. Wir untersuchen, welche dieser Maßnahmen ökonomisch sinnvoll sind, die zuvor gesetzten Ziele zu erreichen.
klik 2030: Und worum geht es bei Ihrem zweiten Themenbereich, der Energieökonomik?
Prof. Rehdanz: Ähnlich wie die Umweltökonomik, ist auch die Energieökonomik ein sehr breites Forschungsfeld. Ich beschäftige mich in diesem Bereich insbesondere mit der Nachfrageseite: Welche Faktoren bestimmen die Nachfrage von Haushalten für Energie? Welche Haushalte entscheiden sich eher für Investitionen in Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik oder Solarthermie? Welche Instrumente sind geeignet, den Energieverbrauch zu senken?
klik 2030: Was ist die Basis für die Untersuchung solcher Fragestellungen?
Prof. Rehdanz: Wir nutzen Daten, die wir entweder selber erheben oder die bereits im Rahmen anderer Untersuchungen ermittelt wurden. Mit diesen Daten versuchen wir Zusammenhänge und Kausalitäten herauszufinden. Voraussetzung dafür sind Modelle und Theorien, die von uns aufgestellt und weiterentwickelt werden.
klik 2030: Woher stammt das Geld für solche Forschungsprojekte?
Prof. Rehdanz: In der Regel handelt es sich um Drittmittelprojekte, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der EU, der DFG oder anderen Geldgebern finanziert werden. Ein Beispiel: Der BMBF-Förderschwerpunkt „Ökonomie des Klimawandels“. Wichtige Fragestellungen hierbei sind beispielsweise: Mit welchen Kosten für Klimaschutz und Anpassung müssen wir rechnen? Welche Klimaschutz-Instrumente sind ökonomisch sinnvoll? Nach welchen Prinzipien können effiziente, wirksame und gerechte Klimaschutzabkommen gestaltet und umgesetzt werden?
klik 2030: Was ist der Vorteil von Drittelmittelprojekten?
Prof. Rehdanz: Der Vorteil von Drittmittelprojekten ist die zunehmende Fokussierung auf gesellschaftlich relevante Fragestellungen. Diese Fragestellungen können nicht mehr disziplinär beantwortet werden. Nehmen Sie das von der DFG geförderte Exzellenzcluster „Future Ocean“ als Beispiel. Vor Beginn des Clusters haben die einzelnen Disziplinen eher unabhängig voneinander an einzelnen Fragestellungen geforscht. Mit Beginn des Clusters, wurde die Forschung immer vernetzter. Aus unserem Bereich, der Umwelt- und Ressourcenökonomik, gibt es beispielsweise gemeinsame Forschungsprojekte mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Rechtswissenschaft, Umweltethik, Ozeanographie, Fischereibiologie, Klimatologie etc. Diese Zusammenarbeit hat auch dazu beigetragen, dass wir erfolgreich weitere Drittmittelprojekte einwerben konnten. Zudem erlaubt sie uns, umfassender als bislang möglich, gesellschaftlich relevante Fragen zum nachhaltigen Umgang mit der (Meeres-)Umwelt zu beantworten.
klik 2030: Sie haben – neben vielen anderen Forscherinnen und Forschern unserer Universität – auch im Exzellenzcluster „Future Ocean“ mitgewirkt. Was war dort Ihre Aufgabe?
Prof. Rehdanz: Im Jahr 2007 wurde ich auf die Juniorprofessur „Bewertung des Ozeans“ berufen. Ich habe die beiden Schwerpunktfelder der Umweltökonomik, Inwertsetzung der Umwelt und Instrumente zum Umweltschutz, auf Meere und Ozeane angewendet. Seinerzeit wurde beispielsweise die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie von der EU verabschiedet, die dem Schutz, der Erhaltung und der Wiederherstellung der guten Meeresumwelt dienen soll. Neben den rein naturwissenschaftlichen Fragestellungen wie „Was ist ein guter Umweltzustand?“ oder „Wie sieht der derzeitige Zustand aus?“, geht es auch um Fragen nach geeigneten Schutzmaßnahmen. Wir haben uns beispielsweise mit folgenden Fragen beschäftigt: „In wieweit ist eine Inwertsetzung für die Meeresumwelt überhaupt möglich?“ oder „Welchen gesellschaftlichen Nutzen haben Umweltschutzmaßnahmen?“.
klik 2030: Welche umweltökonomische Bedeutung hat das Umwelt- und Klimaschutzengagement an unserer Universität?
Prof. Rehdanz: Bislang geht es insbesondere darum zu informieren und aufzuklären, um Energie einzusparen und das Klima zu schützen. Die Informationsbereitstellung ist ein Instrument, das man auch in der Umweltökonomik kennt. Interessant wäre es nun, die Eignung des Instruments im Hinblick auf die gesteckten Ziele zu überprüfen. Dazu könnte man beispielsweise Daten über die Zeit vor dem Start dieses Konzepts mit den Daten nach der Einführung vergleichen. So könnte untersucht werden, wie wirkungsvoll das Projekt war, welche Einsparungen erzielt werden konnten und welche Erwartungen sich nicht erfüllt haben.
Das Interview führte Johanna Killing, klik 2030 – Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Dezember 2017