Baumaßnahmen an der Uni – wenn Geisteswissenschaftler auf Architekten treffen

Es rumpelt, es poltert, es knattert und es lärmt – an der Kieler Uni wird mal wieder gebaut. Und zwar diesmal nicht nur ein neuer Ofen für die Mensa, sondern das fast schon sagenumwobene Juridicum. Wie die aktuellen Baupläne aussehen und welche Probleme sie aufwerfen könnten, hat der KN-CollegeBlog für Euch recherchiert.

Seit Oktober vergangenen Jahres wird auf dem ehemaligen Dozenten-Parkplatz am Eingang der Leibnizstraße das fünfgeschössige Lehr-, Forschungs- und Bibliotheksgebäude des Juristischen Seminars gebaut. Rund 32,3 Millionen Euro gibt das Land Schleswig-Holstein dafür aus. Dieses Bauvorhaben markiert dabei nicht nur die Wiederzusammenführung des jahrelang räumlich getrennten Juristischen Seminars, sondern auch den Startschuss für die Umgestaltung fast der gesamten Leibnizstraße. Der Plan sieht dabei vor, die Fakultätenblöcke 4-8 kernzusanieren und den Block 10 komplett abzureißen. Insgesamt sind somit mehr als 18 verschiedene Seminare und Institute von den Umbaumaßnahmen betroffen.

Offen und modern soll es werden

Nach Fertigstellung des Juridicums, die für Ende 2019 geplant ist, sollen von 2020 bis 2024 ein sukzessiver Umzug der verschiedenen Institute erfolgen und ein Fakultätenblock nach dem anderen entkernt, saniert und umgebaut werden. Weiterhin sollen im Erdgeschoss die Bibliotheken in einem sogenannten Fachbibliotheksriegel zusammengefasst werden. Dieser muss noch gebaut werden und soll sich einmal von außen (von der Wasserseite aus betrachtet) die Gebäude verbindend entlang ziehen. In den oberen Etagen sollen Seminarräume und Mitarbeiterbüros untergebracht werden. Generell soll der Umbau also eine offenere und modernere, gemeinschaftlichere Atmosphäre erschaffen.

Zu wenig Platz für Bücher?

Besonders der Fachbibliotheksriegel hat schon vor Baubeginn ordentlich für Trubel gesorgt. Ganz im Sinne ökonomisch effizienten Bauens bemisst ein Algorithmus, wie viele Bücher(regale) und Arbeitsplätze jedem Institut zur Verfügung stehen. Viele befürchten allerdings schon jetzt, dass der Platz viel zu knapp bemessen ist – zumal es fraglich ist, ob der Algorithmus überhaupt zwischen Natur- und Geisteswissenschaften unterscheidet.

Individuelle Gestaltung soll möglich sein

Nach einigen gescheiterten Erstmeetings zwischen den Vorstehenden der Fakultäten und den Architekten, in denen letztere ersteren Großraumbüros, Lounges und eine viel zu kleine Gemeinschaftsfachbibliothek schmackhaft machen wollten, hat der Wind sich augenscheinlich gedreht. Die Architekten, nun ganz in der Funktion fabulöser Wunscherfüller, wollen es den einzelnen Instituten – die basierend auf dem Algorithmus je eine bestimmte Anzahl an Quadratmetern zugewiesen bekommen – überlassen, ihre Räumlichkeiten individuell zu gestalten. In diesem Zuge sind alle Institute aktuell angehalten, regelrechte Wunschlisten zu verfassen, die die Architekten dann umsetzen wollen. Auf der Liste der Philosophen steht beispielsweise: Keine Großraumbüros, naher Zugang zur eigenen Fachbibliothek, eine Mitarbeiter-Küche und Kontrolle über Fenster und Licht.

Keine konkreten Aussichten

Da sich zum jetzigen Zeitpunkt des Bauvorhabens die Pläne nahezu täglich ändern, kann noch keine genaue Prognose darüber gemacht werden, welche Vor- und Nachteile die Sanierung der Leibnizstraße mit sich bringen wird. Prognostiziert werden kann aber auf jeden Fall, dass eine gründliche Renovierung der doch eher maroden Leibnizstraße nicht schaden kann. Auch werden natürlich Baulärm und Umzugschaos nicht ausbleiben, doch dies sind kalkulierte Probleme. Ganz anders schaut es dahingegen mit der finalen Gestaltung der Leibnizstraße aus: Werden die mühevoll gesammelten Wünsche von Studierenden und Dozierenden berücksichtigt? Sitzen die Professoren plötzlich doch in Großraumbüros beieinander? Wird es ausreichend Platz – nicht nur zum Arbeiten, sondern auch für den sozialen Austausch geben?
Schlussendlich bleibt zu hoffen, dass diese bisher offengebliebenen Fragen noch in diesem Jahr konstruktiv geklärt werden und uns nicht nur eine retrospektive Betrachtung bleibt.

Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

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