Müll ist momentan in aller Munde. Dazu hat vor allem der Vorstoß der EU-Kommission beigetragen, Einweg-Plastikprodukte zukünftig zu verbieten. Plastikgeschirr, Plastikbecher, Strohhalme aus Plastik, Wattestäbchen und Plastikhalterungen von Luftballons: All das soll bald der Vergangenheit angehören. „Wir atmen Plastik, wir essen und trinken Plastik“, sagte Frans Timmermans, der Vizepräsident der EU-Kommission. Doch wie gehen eigentlich die Hochschulen mit dem Thema Müllvermeidung um und was halten die Studierenden davon?
In einem Gespräch mit Katharina Sander, der Referentin des Vorsitzenden der Landesrektorenkonferenz Schleswig-Holstein und Koordinatorin für Nachhaltige Entwicklung an der Fachhochschule Kiel, und Percy Gaza aus dem Liegenschaftsamt hat der KN-CollegeBlog mehr erfahren.
Der Welterschöpfungstag, auch Earth Overshoot Day genannt, zeigt uns jedes Jahr mit Erschrecken auf, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen als sich in einem Jahr regenerieren können. „2017 war der Tag bereits am 2. August erreicht, jedes Jahr rückt er im Kalender weiter nach vorne. Es ist also wichtig, die Ressourcen zum einen so lange wie möglich zu gebrauchen und zum anderen den Abfall in Form einer Kreislaufwirtschaft wieder zu verwerten“, sagt Katharina Sander von der Fachhochschule Kiel (FH Kiel). Gebrauchsgegenstände von Mobiliar bis zur IT-Ausstattung werden daher solange wie möglich an der Hochschule genutzt. „Was wir selbst nicht mehr gebrauchen können, wird, wenn möglich, über ein internes Infobrett verkauft oder zur Weiternutzung abgegeben.“ Außerdem gebe es eine interne Verleihliste für Veranstaltungsmaterial, berichtet Sander weiter. „Wir versuchen das Prinzip des Sharings gegenüber dem Kaufen so gut wie möglich anzuwenden.“
Kampagnen im Kampf gegen den Müll
Trotz dessen landen pro Semester noch 1.040.000 Liter Gewerbeabfall, 810.000 Liter Papier und 92.000 Liter Verkaufsverpackungen in der Tonne. Mit verschiedenen Kampagnen versucht die FH Kiel der Wegwerf-Mentalität entgegenzuwirken und diese Zahlen weiter zu reduzieren.
2015 startete das Nachhaltigkeitsbüro die Green & Clean Kampagne, um Studierende und Arbeitnehmer in einem achtsamen Umgang mit den vorhandenen

Plakat zur Kampagne mit den Maskottchen Green & Clean
Ressourcen zu bestärken. Zentral ist dabei auch das Thema Müll: „Mit Plakaten, Aufklebern sowie Sprühkreide möchten wir vor allem den Abfall in den Hörsälen und Seminarräumen reduzieren, der mitunter nicht im Abfallkorb landet. Ebenso sind es Zigaretten, die auf dem Boden anstatt im Abfall landen, die ein Problem für die Umwelt darstellen.“ Unter dem Motto „Ein Tuch ist genuch“ soll außerdem der Verbrauch von Papierhandtüchern auf den Toiletten verringert werden. „Diese müssen aus hygienischen Gründen in die Restverwertung und können nicht recycelt werden“, so die Koordinatorin für Nachhaltige Entwicklung. Im Zuge der Kampagne führten die Verantwortlichen zudem den Ideenwettbewerb ein. Gesucht waren kreative Vorschläge, wie man den Campus nachhaltiger und grüner gestalten kann. Gewonnen hat die Idee, einen Wasserspender zur Plastikflaschenreduktion anzuschaffen. „Seit letztem Jahr befindet sich im großen Hörsaalgebäude nun ein Wasserspender, an dem bis heute 14.400 Liter gezapft wurden. Gleichzeitig haben wir einen Monitor über den Wasserspender installiert, der auf die Plastikflaschenproblematik, vor allem im Einwegbereich, aufmerksam macht und regelmäßig informiert,“
Der Kampf geht weiter
Auch wenn dies wichtige Schritte in der nachhaltigen Entwicklung an der Hochschule sind, gibt es auch hier noch Verbesserungspotential. „Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Wirksamkeit von Werbekampagnen – die selbst wieder Ressourcen wie zum Beispiel Papier und Strom verbrauchen – begrenzt ist. Diese müssen außerdem ständig neu „ausgerollt“ werden, um alle, auch die halbjährlich neu immatrikulierten Studierenden, zu erreichen“ Hier wünscht sich die Koordinatorin für Nachhaltige Entwicklung eine noch stärkere Verknüpfung mit den Studierendenvertretungen und die kommunikative Unterstützung dieser.
Doch was halten die Studierenden der FH Kiel von Müllvermeidung und welche Tipps haben sie an Euch?
- Lea Schulz (23) Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation: „Ich komme aus einer Tupperdosen-Familie. Bei uns ist schon immer viel Wert darauf gelegt worden, dass man nicht zur Plastiktüte sondern zum Jutebeutel greift oder den Coffee-To-Go-Becher durch eine Thermoskanne ersetzt.“ Leas Tipp an Euch: „Nehmt Glas statt Plastikflaschen, die Thermoskanne statt den Coffee-To-Go-Becher und die Tupperdose statt die Tüte beim Bäcker. Was auch sehr gut funktioniert sind die großen Nutella-Gläser, diese kann man nach Verbrauch prima für etwas anderes verwenden beispielsweise für Müsli.“
- Jasper Schmidt (23) Multimedia Production: „Ich versuche schon darauf zu achten, dass man zum Beispiel beim Einkauf nicht zu dem Gemüse greift, das mehrfach in Plastik eingepackt ist. Außerdem gehe ich immer mit einem Stoffbeutel einkaufen, damit ich keine Plastiktüte kaufen muss.“ Jaspers Tipp an Euch: „Nutze Stoffbeutel und greife beim Einkaufen zu weniger Produkten, die eingeschweißt sind.“
- Kira Drosdowski (24) Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation: „Gerade für unsere Generation ist es wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir leben schließlich noch ziemlich lange auf dieser Welt. Im Film „A Plastic Ocean“ wurde gezeigt, dass wir die aktuelle Situation in den Ozeanen nicht mehr rückgängig machen können, wir können aber dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird. Hier sollte jeder versuchen im Kleinen anzufangen. Ich nutze zum Beispiel überhaupt keine Plastiktüten, ich habe immer Beutel dabei, um Einkäufe zu transportieren. Außerdem versuche ich beim Einkaufen darauf zu achten, zu Produkten ohne Plastikverpackung zu greifen, auch wenn es davon nur wenige gibt. Ich gebe des Weiteren darauf Acht, nicht so viele Lebensmittel wegzuschmeißen und trenne Müll.“ Kiras Tipp an Euch: „Verzichtet auf Plastiktüten, die braucht wirklich niemand und macht Euch das Problem bewusst!“
- Ufuk Altunok (29) Maschinenbau: „Es ist ganz wichtiges Thema – nicht nur für uns Studierende sondern für uns alle. Daher sollte sich jeder damit beschäftigen! Ich versuche meinen persönlichen Schuhabdruck auf dieser Welt so klein wie möglich zu halten. Das geht von der Müllvermeidung, durch den Verzicht auf einen Coffee-To-Go-Becher, bis hin zur Lebensweise, zum Beispiel durch die Einschränkung des Fleischkonsums.“ Ufuks Tipp an Euch: „Mach Dir die Problematik bewusst und überdenke Deine Taten. Jedes kleine bisschen zählt!“
- Rebecca Liebst (23) Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation: „Ein Kumpel von mir baut die Schiffe bei „ONE EARTH-ONE OCEAN“, eine Organisation, die unsere Gewässer von Müll zu befreien versucht. Was er mir von seiner Arbeit erzählt, ist wirklich erschreckend, vor allem Plastiktüten sind ein Problem. Daher ist das Thema schon ziemlich wichtig für mich.“ Rebeccas Tipp an Euch: „Der Unverpackt-Laden ist eine tolle Sachen, leider ist das für den alltäglichen Einkauf sehr teuer. Aber beispielsweise bei Paniermehl ist es super, da man sich eine kleine Menge abfüllen lassen kann. Welcher Student braucht davon schon die großen Packungen aus dem Supermarkt? “
Aber es gibt auch andere Meinungen zum Thema, wie die von Joachim Schwartz (29) Multimedia Production:
„Ich finde Müll wichtig, da es die Wirtschaft ankurbelt und Arbeitsplätze schafft. Die Plastikindustrie ist ein großer Zweig, der aus wirtschaftlicher Sicht ziemlich interessant und wichtig ist. Das ist vergleichbar mit der Autoindustrie, die auch der Umwelt schadet, aber auch Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft stützt. Daher finde ich man muss nicht so sehr darauf achten. Ich überlege mir zwei Mal, ob ich meinen Beutel mitnehme, denn durch den Kauf einer Plastiktüte regt man auch das Wirtschaftswachstum an.“
Ihr wollt mehr zum Thema? Hier etwas zum Lesen, Hören und Gucken
- Etwas für Jedermann: „A Plastic Ocean“ (Auf Netflix erhältlich)
- Günstige und einfache Rezepte sowie Tipps findet Ihr im Ratgeber „Besser leben ohne Plastik“ von Anneliese Bunk und Nadine Schubert
- „dont waste, be happy“: 5 kurze knackige Podcast-Folgen zum Thema Zerowaste
- Hilfreiche Tipps bekommt ihr auf dem Blog „Wasteland Rebel“ von Shia
- Die Begründerin der amerikanischen Zero-Waste-Bewegung gibt hilfreiche Hinweise in „Zero Waste Home – Glücklich leben ohne Müll! – Reduziere deinen Müll und vereinfache dein Leben“
Vielen Dank für die Weitergabe dieser Informationen über Abfallvermeidung und Recycling. Mein Freund ist daran interessiert, Abfallmanagement für sein Unternehmen zu bekommen. Sein Unternehmen produziert jeden Tag eine Menge Abfall, und es wäre hilfreich, professionelle Hilfe zu bekommen.
Ich bin der Meinung, dass wir alle den Kampf gegen Müll ernst nehmen sollen. Danke für den Artikel und Eure Gedanken über Müllvermeidung und Recycling. Natürlich ist die Abfallentsorgung wichtig, aber je mehr wir recyceln können, desto besser.