Viel mehr als nur Partys

Seit rund sechs Jahren ist der MUDDI Markt fester Bestandteil der Kieler Woche. Vor allem bei Studierenden ist er ein beliebter Treffpunkt. Aber bei MUDDI kann man mehr als nur Party machen. Mit dem neuen Standort am Lorentzendamm eröffnen sich viele weitere Möglichkeiten. Der Verein nutzt die Kieler Woche, um ein breites Publikum mit seiner Vorstellung von Nachhaltigkeit zu überzeugen. Das geht von fairtrade Essen, dem Sparen von Plastik bis hin zu Workshops, in denen die Besucher selbst lernen können, nachhaltiger zu leben. Studentin Insa Schüßler (23), die sowohl Mitglied im PR-Team als auch im Vorstand des MUDDI Markts ist, hat dem CollegeBlog mehr über diese besondere Philosophie erzählt.

Wie würdest Du die Philosophie des MUDDI Markts beschreiben?

Der MUDDI Markt ist ein Verein zur Bildung der nachhaltigen Entwicklung. Das ist auch in unserer Vereinssatzung verankert. Das steht dem gegenüber, dass viele ihn als Ort wahrnehmen, wo man so gut Party machen kann. Als Verein haben wir uns die Aufgabe gesetzt, Input für einen ökologisch nachhaltigeren Lebensstil in allen möglichen Bereichen zu geben und das ohne erhobenen Zeigefinger. Das geht von Müllvermeidung über Kleidung hin zu Ernährung. Dazu haben wir auf der Kieler Woche verschiedene Thementage, bei denen jeder Tag einem Motto gewidmet ist. Bei den Thementagen werden sich Leute präsentieren, die sich mit diesen Bereichen beschäftigen. Das sind zum Beispiel BUND, Greenpeace, das Geomar oder auch Projekte aus der Alten MU wie Rankwerk oder MeetingEating. Abends geht’s dann natürlich auch zum obligatorischen Feiern über. Aber auch da gestalten wir alles regional und nachhaltig. Unsere DJs und Künstler sind alle aus Kiel oder aber gerade hier in der Gegend unterwegs.

 

Dieses Jahr habt Ihr Eure Corporate Identity geändert. Wie sehen diese Änderungen genau aus?

Der MUDDI Markt geht jetzt ins sechste Jahr. Da wurde es Zeit für frischen Wind. Das vorherige Design ist mit seinem rot-gelben Schriftzug an Penny angelehnt – sozusagen als Gegenpol zum Discounter. Deshalb nennen wir uns auch MUDDI Markt, weil man sich bei MUDDI wohlfühlt, es leckeres Essen und Trinken sowie eine wunderbare Stimmung gibt. Dieses Jahr sind unsere Farben rot und weiß, aber der Wiederkennungswert funktioniert. Um einen größeren Wiedererkennungswert zwischen Flyern, Plakaten und Stickern zu leisten, nutzen wir jetzt Icons, die aus den einzelnen Buchstaben des MUDDI Markts gebastelt werden können.

Auch dieses Jahr lockt der MUDDI Markt wieder mit einem bunten Programm.

Warum ist der MUDDI Markt gerade für Studierende so attraktiv?

Weil es eine Alternative zum Massenkonsum ist. Ich glaube, dass es in unserer Generation ein großes Umdenken gibt, was unsere Umwelt angeht. Es existieren Verbesserungen, dafür ist Kiel als ziemlich „grüne“ Stadt ein gutes Beispiel. In Kiel kann man die Leute auf der Kieler Woche sehr gut erreichen. Gerade Volksfeste sind eine große Mischung aus Konsum, Trinken, Geld ausgeben und sich kaum Gedanken über die Umwelt machen. Für diese Haltung ist der MUDDI Markt eine schöne Alternative um auch zu merken, dass man auf diesen Volksfesten noch mehr machen kann als Bier trinken. Das sollen die Leute bei uns natürlich auch und sie können auch viel feiern und tanzen. Das Thema Nachhaltigkeit muss nicht trocken und langweilig sein. Der MUDDI Markt versucht, ein Mittelding aus Spaß haben und damit etwas erreichen zu sein – für sich, für die Umwelt und für die nachfolgenden Generationen.

 

Wie achtet Ihr selbst auf dem Markt auf Nachhaltigkeit?

Wir nutzen ein Pfandbechersystem. Gemeinsam mit Viva con Agua, die uns auf der Kiwo wahnsinnig viel unterstützen und ohne die ein wesentlicher Bestandteil von MUDDI fehlen würde, spülen wir die Becher dann direkt auf dem Gelände. Wir achten auf Mülltrennung und -vermeidung. Viel mehr als Kronkorken und Müllbeutel fällt aber nicht an. Das ganze Essen und Trinken ist bio und fairtrade. Die Getränken kommen zum Beispiel von Lemonaid. Dieses Jahr gibt es das erste Mal Biobier vom Fass. Wir setzen uns auch für soziale Nachhaltigkeit ein, also dass aus der Kiwo wieder eine generationenübergreifende Sache wird. In unserem Team wird auf Zusammenhalt geachtet. Wir wollen vorleben, was der MUDDI Markt vermittelt.

Das Team strahlt eine gute Stimmung aus.

Welche Workshops habt Ihr dieses Jahr im Programm?

Rankwerk veranstaltet einen Urban Gardening Workshop, bei dem man lernt, wie man nachhaltig gärtnert und Superfood in seiner eigenen Stadt anbaut (Sonntag, 17.06. von 14 bis 16 Uhr). Wir haben einen Vortrag vom Biogeochemiker Dr. Stefan Krause aus dem Geomar zum Thema Plastik in den Meeren (Mittwoch, 20.06. von 15 bis 18 Uhr) oder auch den Vortrag „Die Stadt der Zukunft: Neue Mobilität schafft ungeahnte Möglichkeiten“ im Rahmen der Schwarzbrotsession der Alten Muthesius Kunsthochschule (Montag, 18.96. von 15 bis 17 Uhr). Dieses Jahr werden das erste Mal pro Tag drei bis vier Filme gezeigt, die an den jeweiligen Thementag angelehnt sind. Danach darf gerne über die Filme diskutiert werden. Eines unserer Highlights sind die Damen von der Kuchen-Guerilla (Samstag, 16.06. von 14 bis 16.30 Uhr). Das ist eine der generationenübergreifenden Veranstaltungen, während der man sich bei Kaffee und Kuchen an einer langen Tafel austauschen kann, was jedes Mal total schön ist. Dabei kommt man auch mit Leuten ins Gespräch, die man vorher noch nicht kannte. Auf den MUDDI Markt kann jeder ohne Probleme alleine gehen und nach spätestens fünf Minuten redet man mit wildfremden Menschen.

 

Was bedeutet der neue Standort am Lorentzendamm für Euch?

Die Fläche ist dreimal so groß wie vorher. Durch den Platz haben wir ganz neue Möglichkeiten. Dieses Jahr gibt es zum Beispiel zwei Zirkuszelte. Diese stehen überwiegend für Workshops und Vorträge zur Verfügung. Damit haben wir mehr Dachfläche, was aufgrund des Wetters zur Kieler Woche immer gut ist. Auch für unser Sicherheitskonzept ist der neue Standort positiv. Unser Gelände ist jetzt zu drei Seiten offen und kann der Beginn von einem Konzept sein, das zu einer alternativen Meile auf der Kieler Woche wird. Der MUDDI Markt kann das Zentrum einer alternativen Meile von der Alten Mu bis zum Hiroshimapark werden. Ein solches Gelände ist aber auch eine große Herausforderung, vor allem wegen der Planung. Seit September letzten Jahres beschäftigen wir uns schon damit. Unsere Geländeplaner haben das wirklich gut gemeistert und ich bin gespannt, wie es zur Kieler Woche wirklich aussieht.

Die obligatorischen Partys dürfen beim MUDDI Markt nicht fehlen.

Was sind Eure Pläne für die nächsten Jahre?

Wir sind der Ausgangspunkt für die Etablierung des Nachhaltigkeitsgedankens und gehen mit gutem Beispiel voran. Der Internationale Markt soll 2018 ebenfalls nachhaltiger bewirtschaftet werden. Der MUDDI Markt soll weniger als Partyverein gelten, sondern mehr für seine Workshops wahrgenommen werden. Wir wollen zeigen, dass es gar nicht so schwer ist, nachhaltig zu leben. Man muss nur anfangen. Selbst wenn man nur einen Jutebeutel zum Einkaufen nimmt, ist das ein Schritt. Das nächste Mal nimmt man dann vielleicht eine Glas- statt einer Plastikflasche mit in die Uni oder geht auf dem Wochenmarkt einkaufen und macht sich Gedanken, woher Lebensmittel überhaupt kommen.

 

Wie können die Besucher und die Stadt zu mehr Nachhaltigkeit auf der Kieler Woche beitragen?

Die Besucher können zunächst auf Einwegbecher verzichten. Das gleiche gilt für Geschirr, da sollte man zumindest auf recyclebare Alternativen achten. Unsere Gesellschaft muss weg vom Plastik. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch die EU hat den ersten Anstoß gegeben, Europa plastikfrei zu gestalten. Gerade die Landeshauptstadt Kiel, die es sich zum Ziel gesetzt hat, 95 % der Emissionen zu senken, sollte auch bei der Kieler Woche auf diese Emissionen achten. Ökostrom ist ein weiterer Punkt. Es wäre für die Stadtwerke einfach, die ganze Kieler Woche mit Ökostrom zu bespielen. Aber man muss bei den Leuten ein Umdenken bewegen und ihnen zeigen, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen können. Bei solchen großen Veranstaltungen, die eine riesige Resonanz haben, bestehen unglaublich viele Möglichkeiten, ökologisch nachhaltiger zu agieren.

 

Alle Termine sind dem aktuellen Programm entnommen, das sowohl auf der Website vom MUDDI Markt als auch auf Facebook zur Verfügung steht.

 

PS: Während der Kieler Woche findet ihr auf dem Blog immer wieder spannende Beiträge zu unserem Lieblingsvolksfest im Norden. Schaut vorbei und erfahrt zum Beispiel, wo ihr vegane Köstlichkeiten findet oder was in eurer Tasche unter keinen Umständen fehlen darf.

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