Kiel ist eine Fahrradstadt. Morgens stauen sich die Räder vor den Ampeln und die Olshausenstraße zwischen Audimax und Leibnizstraße mutiert gerne mal zur Fahrradautobahn. Schon seit fünf Jahren zelebriert die Uni Kiel ihre Fahrradkultur mit einem eigenen Fahrradtag.
Lisa Schill arbeitet seit April als Studentische Hilfskraft beim Umweltmanagement der CAU (klik – klima konzept 2030) und gehört – in Kooperation mit dem AStA – zum diesjährigen Organisationsteam. Im Gespräch mit dem KN-CollegeBlog verrät sie, welche besonderen Attraktionen und Highlights die Besucher am Dienstag, den 3. Juli 2018 erwarten.
Vor wenigen Wochen hat es die Uni Kiel wieder einmal in das NDR-Satiremagazin extra 3 geschafft. Dieses Mal ging es nicht um nistende Möwen, sondern um unsere Fahrrad-Reparaturstation. Lisa, kannst Du erklären, was da los ist? Warum zerstört die Station das denkmalgeschützte Unigelände?
Das ist tatsächlich ein sehr aktuelles Thema. Vor einem Jahr hat das Studentenwerk die Fahrrad-Reparaturstation vor die Mensa 1 gebaut. Wir von klik waren damals nicht wirklich involviert – deswegen kann ich die Frage gar nicht richtig beantworten. Ich kann in diesem Fall beide Parteien verstehen und hoffe, dass alle Beteiligten schnell eine Lösung finden. Gerne würden wir von klik noch weitere Fahrrad-Reparaturstationen auf dem Campus installieren.
Derzeitig laufen die Planungen für den fünften CAU-Fahrradtag auf Hochtouren: Was habt Ihr für Dienstag, 3. Juli 2018, geplant? Worauf können sich die Studierenden in diesem Jahr freuen?
Dieses Mal wird alles größer. Der Fahrradtag wird seit diesem Jahr nicht mehr nur vom AStA, sondern auch in Kooperation mit klik organisiert. Da sich klik auch um das betriebliche Mobilitätsmanagement der CAU kümmert, passt das wunderbar. Den ganzen Tag über von 11 bis 18 Uhr wird es nicht nur auf dem Audimaxvorplatz, sondern auch vor der Mensa 2 und in der Leibnizstraße viele Mitmach-Aktionen und Stände geben. Es war uns sehr wichtig, auch den Platz vor der Mensa 2 mit einzubeziehen – normalerweise wird die Mensa 2 ja unfairerweise immer ausgelassen.
Welche Stände und Aktionen gibt es genau?
Wie in den Jahren zuvor wird wieder ein Fahrradcodierer kommen. Unter dem Motto „pimp up your bike“ gibt es verschiedene Stationen rundum Fahrradpflege und Fahrradsicherheit. Wir von klik werden zum Beispiel viele Give-aways ausgeben wie Klingeln, Reflektorklebestreifen, Sattelschoner und Fahrradlampen. Vielleicht wird es auch Kaffeebecherhalterungen fürs Fahrrad geben – hiervon muss ich das Team aber gerade noch überzeugen. (lacht)
Bei den Ausstellern liegt der Fokus auf lokalen Organisationen und Unternehmen, die hier in Kiel nachhaltige Mobilität voranbringen. Velo-Style Kiel wird beispielsweise Fahrräder und e-Bikes ausstellen und vom Bau der neuen Veloroute 10 berichten. Hansa48 kommt mit ihrer Fahrradselbsthilfewerkstatt. Und der VCD (ökologische Verkehrsclub Deutschland) stellt Fahrradparcours auf, um für das Radfahren unter Alkoholeinfluss zu sensibilisieren.
Besonders cool finde ich, dass uns das FahrradKinoKombinat zwei Fahrräder leiht: Hier können die Studierenden strampeln und gleichzeitig mit der selbst erzeugten Energie Gameboy spielen. Zusätzlich werden wir eine Wunschwand aufstellen, auf der jeder Verbesserungsvorschläge für Kiel und den Campus äußern kann. Auch für Essen und Trinken wird gesorgt – natürlich auch unter dem Motto Mobilität: Es wird ein Kaffeebike und ein Eis-Fahrrad geben.
Das wird in diesem Jahr ja wirklich richtig groß.
Ja, und das ist noch nicht alles. Ab Nachmittag wird es ein Vortragsprogramm geben. Wir sind sehr gespannt auf den Berliner Heinrich Strößenreuther. Er ist Geschäftsführer der Agentur für Clever Städte und Initiator eines Berliner Volksentscheids für ein Fahrradgesetz in Berlin. DIE ZEIT porträtierte ihn einmal mit den Worten: der „Verkehrsrebell im schwarzen Anzug“.
Wie seid ihr auf diese vielen Ideen gekommen?
In Zusammenarbeit. Der AStA hatte richtig viele Ideen. Zum Planungsteam gehören Clara Döge und Johnny Schwausch vom Infrastrukturreferat – und eben Sebastian Starzynski und ich von klik.
Wie macht ihr auf diesen Tag aufmerksam?
In den letzten Wochen haben wir ganz viele Plakate verteilt. Wir sind dreieinhalb Stunden über den Campus gerannt. Natürlich gibt es auch eine Facebook-Veranstaltung und noch eine Rundmail an alle Studierenden und Beschäftigte. Aber grundsätzlich ist jeder eingeladen vorbeizukommen.
Noch eine ganz andere Frage: Vor einigen Monaten habt ihr Trampstellen auf dem Campus eingerichtet. Gibt es schon eine Bilanz? Werden die gut genutzt?
Die Trampstellen sollen einmal das Pendeln zwischen dem oberen und unteren Campusbereich erleichtern und auch Treffpunkt für Fahrgemeinschaften von oder zu der Uni sein. Leider ist das Angebot noch nicht immer nutzbar, weil der Bereich vor der Trampstelle oft zugeparkt wird. Das ist wirklich ärgerlich. Wir dürfen den Parkstreifen leider nicht markieren oder blockieren. Zwar ist dort ein Halteverbot und die Autos kassieren auch immer wieder Tickets – aber viele ignorieren das und parken immer wieder da.
Seit ein paar Monaten sind die CampusRäder weg. Wird es bald ein neues Fahrradverleihsystem geben?
Leider wurden die CampusRäder zu wenig genutzt. Die Studierenden kommen ja meistens mit den eigenen Rädern. Aktuelle Zahlen besagen, dass sogar jeder Zweite mit dem Fahrrad zur Uni kommt. Die CampusRäder haben sich für den Anbieter und die Uni betriebswirtschaftlich nicht rentiert – das Stationsnetz war einfach zu klein. Die Uni hatte darauf gehofft, dass Andere mit aufspringen und damit die Reichweite des Stationsnetzes erweitern. Das hat aber leider nicht geklappt. Die Stadt Kiel ist momentan in der Planung eines Stadtfahrrades. Die Uni befürwortet das und unterstützt das Projekt.
Kiel könnte tatsächlich noch fahrradfreundlicher werden. Vor ein paar Monaten war ich in Amsterdam. An dieser Stadt könnte sich Kiel ein Beispiel nehmen: eigene Fahrradstraßen, Zebrastreifen und optimierte Fahrradständer …
Ja, Wahnsinn. Eine Freundin von mir studiert in Kopenhagen. Dort gibt es an den Straßen Halter, auf denen du deinen Fuß stellen kannst, um zum Beispiel auf eine grüne Ampel zu warten. Jedes Mal wenn ich hier absteigen muss, muss ich an diese Halter denken. (lacht)
Was ist in Deinen Augen das Besondere am Umweltmanagement der CAU?
An der Uni Kiel herrscht ein außergewöhnlich hohes Umweltbewusstsein. Das Umweltmanagement arbeitet nicht allein im kleinen Kämmerlein, sondern – wie man gut an der Abfallvermeidungs-AG sehen kann – direkt mit den Studierenden zusammen. Zudem sind die Maßnahmen wirklich erfolgreich: Obwohl die Studierendenzahlen immer weiter steigen, bleibt der Stromverbrauch der Uni konstant. Wenn wir so weiter machen, kann die Uni sogar das Klimaschutzziel 2020 einhalten.
Die Bundesregierung hat dieses Ziel ja bereits aufgegeben …
Ja, aber die Uni schafft das! Seit Anfang 2018 läuft die Uni auch mit 100 Prozent Ökostrom. Ich finde, das sind richtig gute Aussichten.
Hast Du Tipps und Tricks auf Lager – für noch mehr Nachhaltigkeit im Unialltag?
Natürlich mit dem Fahrrad zur Uni kommen. Und seine eigene Trinkflasche mitbringen. Bei den Hörsälen von OS 75 und CAP 3 gibt es Trinkwasserspender bei denen man die Trinkflasche ganz leicht auffüllen kann. Und (sie überlegt kurz) vielleicht ein paar Mal mehr das vegetarische oder vegane Menü in der Mensa wählen. (kurze Pause) Ich weiß, das sind sehr banale Tipps – aber oft reichen schon die kleinen Dinge.
Wo wird man Dich am 3. Juli finden?
Beim klik-Infostand. Es wird allerdings zwei geben, einen oben beim Audimax und einen unten bei der Mensa 2. Ich werde vermutlich ein bisschen hin und her springen. Kommt gerne alle vorbei und holt euch eine Klingel ab.
Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Infos finden Sie unter https://www.klik.uni-kiel.de/de/fahrradtag-2018.