5 Upgrades für deine Bewerbungen

Wenn du wie ich zu den Leuten gehörst, die sich während des Studiums dem Schlendrian hingegeben haben, werden dir deine Karriereaussichten womöglich nicht besonders überwältigend erscheinen. Zu groß wirkt der Andrang an den Universitäten, zu hoch wähnst du die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt, als dass du dir gerade ernsthafte Chancen ausmalen kannst, zügig in das Berufsleben zu starten. Kennst du diese Sorgen?

Dann begrüße ich dich herzlichst im Club! Auch mir ging das während des Studiums so. Und tatsächlich musste ich ganz schön kreativ werden, um Arbeitgeber auf mich aufmerksam zu machen. Denn eines kann ich sagen: Meine Noten waren nicht unbedingt berauschend.

Glücklicherweise sind mir im Rahmen meiner zahlreichen Bewerbungen – es waren über 50 Stück – einige Ideen gekommen, wie ich die Qualität meines Anliegens deutlich besser verpacken konnte. Oder besser gesagt: Wie ich die mäßige Qualität meiner Bewerbungen hochwertiger verkaufen konnte. Denn eigentlich ging es genau darum.

Ironischer Weise ist das ziemlich einfach. Alles was du tun musst, ist deine Botschaft teurer zu verkaufen als andere Bewerber. Weil das wider Erwarten erstaunlich gut funktionierte, möchte ich dir mittels fünf einfacher Regeln erzählen, wie du deine Bewerbungen upgraden kannst – und zwar schriftlich und mündlich.

1. Handle, statt zu behaupten!

Ich bin der festen Überzeugung, dass nirgends so viel gelogen wird wie in Bewerbungsverfahren. Logisch, denn wir alle wollen uns gern über unserem Wert verkaufen. Doch bringt das Lügen eine ganz große Gefahr mit sich: Wird man dabei ertappt, zerstört es sämtliches Vertrauen – und das zurecht! Denn der Erfolg von Beziehungen, sei es in der Liebe oder im Geschäftlichen, hängt in letzter Instanz immer vom Vertrauen ab.

Nun hat das aber auch einen großen Vorteil für dich. Arbeitgeber stellen nämlich regelmäßig fest, dass Bewerber ihr Können gern besser präsentieren, als es eigentlich ist. Das macht sie misstrauisch. Und dieses Misstrauen kannst du zu deinem Vorteil nutzen, indem du handelst, statt zu behaupten!

Statt stundenlang über deine vielen Vorzüge zu prahlen solltest du dich darauf konzentrieren, deine Talente aktiv zu präsentieren. Willst du etwa zeigen, dass du kreativ bist? Dann schreibe nicht bloß in dein Anschreiben, dass du kreativ bist und in Kunst Klassenbester warst, sondern verfasse eine von Grund auf kreative Bewerbung, die sich von den klassischen Varianten, die die meisten anderen verschicken, deutlich abhebt. Wenn du dich bei einem Getränkehersteller bewirbst, könntest du die Bewerbung also per Flaschenpost einreichen. Bei der Polizei könnte dein Lebenslauf wie ein Fahndungsbrief aussehen, bei einem Vergleichsportal wie eine Kundenbewertung und so weiter. Soll der Arbeitgeber wissen, dass dein Zeitmanagement vorbildlich ist? Dann rede im Vorstellungsgespräch nicht um den heißen Brei herum, sondern komme direkt auf den Punkt und versuche, die für das Gespräch eingeplante Zeit deutlich zu unterbieten. Willst du hingegen Empathie und Einfühlungsvermögen zeigen? Dann sei zurückhaltend und aufgeschlossen, statt dich übermäßig vorlaut und egozentrisch zu zeigen.

Du wirst sehen, dass du deutlich glaubwürdiger erscheinst, wenn du weniger redest und trotzdem mehr über dich aussagst. Nimm dir deshalb die Zeit, dein Bewerbungsverfahren genau zu planen. Keine Sorge: Das kostet zwar viel Zeit, ist aber fast immer von Erfolg gekrönt. Tatsächlich sind gute Bewerbungen ein sicherer Garant für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Die Mühe wird sich also lohnen.

2. Denke weiter als die anderen!

Sich im Bewerbungsprozess weniger auf Behauptungen und mehr auf Beweise zu fokussieren, birgt zwei weitere Vorteile: Du beweist erstens Innovationskraft und Ideenreichtum und zeigst zweitens, dass du den Mut hast, neue Wege zu gehen und Widerstände zu beseitigen. Arbeitgeber schätzen das, da sie gern langfristig planen. Sie werden ohnehin davon ausgehen, dir einige Dinge beibringen zu müssen – einen Bewerber, der schon alles kann, gibt es nämlich nicht. Dem steht auch das Konzept des lebenslangen Lernens konträr gegenüber.

Moderne Unternehmen funktionieren nicht mehr nach dem Alleinherrscher-Prinzip. Immer wieder kommen viele innovative Ideen, die eine Firma oder Institution vorantreiben, nicht vom Chef selbst, sondern aus der Belegschaft. Arbeitgeber begrüßen deshalb in der Regel ausdrücklich, wenn sich Arbeitnehmer aus eigenem Antrieb einbringen und kreative Ideen entwickeln. Das geht natürlich am besten, wenn die Leute lange Zeit im Betrieb bleiben.

Kommuniziere deshalb deutlich und vor allem glaubhaft, dass du lange im Betrieb arbeiten willst. Idealerweise hast du sogar schon Ideen, wie du das Unternehmen noch weiter voranbringen kannst? Dann sprich sie aus! Es spielt keine Rolle, ob sie ausgereift sind oder nicht: Du demonstrierst damit in jedem Fall, dass du dir Gedanken darüber machst, wie du dich selbst und die Firma verbessern kannst. Eine Eigenschaft, die noch viel schwerer wiegt als gute Uni-Noten – denn sie ist heutzutage seltener.

Merke: Ein gutes Pferd mag gerade so hoch springen, wie es springen muss. Doch wenn du positiv herausstechen willst, musst du höher springen als all die anderen guten Pferde.

3. Sei einzigartig!

Arbeitgeber treffen Entscheidungen oft sehr schnell. Besonders bei kurzfristigen Stellenausschreibungen ist das der Fall. Doch manchmal zieht sich ein Bewerbungsprozess in die Länge. Das ist vor allem vom Zeitpunkt der Bewerbung bis zur Einladung zu Vorstellungsgesprächen der Fall, betrifft aber auch die Vorstellungsgespräche selbst, die manchmal mehrere Tage in Anspruch nehmen können. Wachsender Beliebtheit bei Arbeitgebern erfreuen sich zum Beispiel Assessment Center. Dabei handelt es sich um externe Dienstleister, die im Auftrag des Arbeitgebers Recruitment Tage organisieren – mehrtägige Seminare, in denen allerlei Tests zu bewältigen sind. Die Zahl der hierzu eingeladenen Bewerber ist groß: Bis zu 20 Stück können es schon sein, manchmal sogar noch deutlich mehr.

Willst du Erfolg haben, musst du dich den Entscheidern deshalb positiv ins Gedächtnis brennen. Am besten eignet sich dafür die Bewerbung. Ist sie witzig und regt sie die Neugierde an, ist dir nicht nur die Einladung zum Gespräch sicher (was ein wichtiger erster Schritt ist), sondern auch die Aufmerksamkeit der Jury.

Das mag auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders logisch erscheinen, doch die Logik dahinter erschließt sich schnell, wenn man die Leute des Entscheidungsgremiums als die fehlbaren Menschen betrachtet, die sie sind. Auch ein Personaler wird einmal müde, auch ein Abteilungschef langweilt sich nach dem dreizehnten Interview. Und was noch schlimmer ist: Er wird sich an die siebte und zehnte Person kaum noch erinnern. Mir selbst ist es sogar einmal passiert, dass eine Personalerin im Gespräch beinahe eingeschlafen wäre!

Auch wenn das unprofessionell ist, musst du mit solchen Risiken im Bewerbungsprozess grundsätzlich rechnen. Auch mal gegen den Strom zu schwimmen, die Jury zu überraschen und das Gegenteil von dem zu tun, was andere erwarten, wird in jedem Fall dafür sorgen, dass den Leuten deine Worte im Gedächtnis bleiben. Jetzt kommt es nur noch darauf an, dass du das Richtige sagst.

4. Verhalte dich natürlich!

Die schwerste aller Aufgaben und leider auch die wichtigste. Während des Bewerbungsverfahrens spielt Sympathie nämlich eine ganz große Rolle. Um die zu bekommen, musst du dich stets auf einem schmalen Grat zwischen zwei Extremen bewegen. So solltest du beispielsweise weder zu viel, noch zu wenig reden. Auch solltest du weder zu selbstsicher, noch zu selbstkritisch sein.

Sympathisch wirkst du, wenn du einen selbstreflektierten und gelassenen Eindruck machst und an den richtigen Stellen etwas Humor einstreust. Dann nämlich fühlen sich die Menschen in deiner Umgebung wohl. Diesen Eindruck von dir solltest du deshalb auch im Vorstellungsgespräch vermitteln.

Am besten gelingt das, wenn man seine Nervosität vergisst. Dafür gibt es, so unwahrscheinlich das klingen mag, einen guten Trick, den ich selbst mehrfach angewandt habe: Mit einem Gedankentrick stellst du dir vor, dass es sich beim Bewerbungsgespräch nicht um eine mündliche Prüfung handelt, die über Erfolg oder Misserfolg deiner beruflichen Zukunft bestimmt (was definitiv zu viel Druck macht), sondern um eine lockere Unterhaltung mit potenziellen Geschäftspartnern (was für sich genommen auch zutrifft und sich deutlich angenehmer anfühlt).

Vor diesem manipulierten Hintergrund wirst du vom Verhörten plötzlich zum gleichrangigen Bestandteil der Gesprächsrunde. Du kannst dich so deutlich selbstbewusster und professioneller präsentieren.

5. Sei ein Alleslerner und kein Alleskönner!

Ich habe mir angewöhnt, in Bewerbungsgesprächen folgende Frage zu stellen: „Was muss ich können und was kann ich lernen?“ Mehr als einmal hat das Personaler aus dem Konzept gebracht – aus einem für mich positiven Grund. Im Career Center der Uni wurde mir beigebracht, dass man möglichst nichts Negatives über sich selbst sagen sollte. Ein falscher Ratschlag, denn Arbeitgeber gehen ohnehin davon aus, dass jeder Mensch seine Schwächen hat.

Überlege dir einmal, ob du als Chef einer Firma jemanden einstellen würdest, der dir das Gefühl vermittelt, er könne alles und würde sich schnell auch in alle neuen Prozesse einarbeiten. Würdest du diese Person einstellen? Vermutlich nicht. Denn es klingt nicht nur unglaubwürdig, sondern auch überheblich. Schwächen machen uns menschlich, Menschlichkeit macht uns sympathisch und Sympathie gibt uns einen dicken Bonus.

Viel besser als Ausflüchte ist es deshalb, klipp und klar zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß und dann im Anschluss die Frage zu stellen, ob es reichen würde, wenn man die Lösung morgen nachreicht. Das ist nicht nur humorvoll, sondern zeugt auch von Zuverlässigkeit. Du gibst damit zu verstehen, dass du keine Aufträge ruinierst, die deinen Horizont überschreiten.

Übung macht den Meister

Ich gebe zu, dass einige meiner Ratschläge ungewöhnlich erscheinen. Tatsächlich habe ich, seit ich damit begonnen habe, die Art meiner Bewerbungen grundsätzlich umzugestalten, deutlich mehr Einladungen und Zusagen bekommen. Regelmäßig gab es außerdem Zuspruch von Arbeitgebern, dass sie schon seit langer Zeit nicht mehr mit so viel Freude eine Bewerbung gelesen oder ein Gespräch geführt hätten.

Ja, fachliche Kompetenz bleibt ein wichtiges Kriterium. Und ich habe sehr viele Absagen bekommen, weil ich auf diesem Gebiet weitaus weniger konkurrenzfähig gewesen bin. Letztlich haben die positiven Rückmeldungen aber dazu geführt, dass ich heute anders über Bewerbungsprozesse nachdenke, als ich es in der Uni beigebracht bekommen habe. Und so möchte ich dich ermutigen, einfach mal ein paar neue Ideen auszuprobieren.

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Christoph Harke

Über Christoph Harke

Christoph Harke (28) begann 2009 sein Studium der Politikwissenschaften und Soziologie an der CAU. Der gebürtige Westfale lebt seit 2012 in der Landeshauptstadt und unterstützte seine Lehre finanziell durch diverse Nebenjobs im Einzelhandel. In seiner Freizeit widmet er sich mit Leidenschaft Büchern oder dem Kampfsport. Auf dem CollegeBLOG möchte er seine Erfahrungen als „idealistischer Langzeitstudent“ (so bezeichnet er sich selbst) an neue Studentinnen und Studenten weitergeben und über das Campusleben berichten.

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