Darf es ein bisschen Kultur sein?

Die dunkle Jahreszeit rückt näher und der Regen in Kiel wird wieder ein verlässlicher Begleiter. Was fange ich jetzt an mit meinen Abenden, wenn’s mal kein Netflix auf der Couch werden soll? Darf es vielleicht ein bisschen Kultur sein? Kiel hat mit einem eigenen Opernhaus, einem Schauspielhaus und mehreren kleinen Theaterbühnen eine Menge zu bieten. Über solche Kulturveranstaltungen kursieren immer noch eine Menge Mythen. Gibt es überhaupt Stücke, die für eine junge Zielgruppe interessant sind? Kann ich mir als Student einen Opernbesuch leisten? Und: Wie streng ist der Dresscode?

All diese Fragen kann ich euch beantworten. Ich habe Ticketkonditionen und Angebote recherchiert und die Programmhefte durchstöbert und die Ergebnisse für euch zusammengetragen.

Mythos 1: Es gibt keine Stücke, die für eine junge Zielgruppe interessant sind.

Diesen Mythos kann ich gleich von vorneherein aufklären. Die neue Spielzeit bietet eine Menge Sehenswertes. Ich habe einfach die Veranstaltungen zusammengestellt, die ich persönlich gern sehen würde und von denen ich glaube, dass sie auch den einen oder anderen von Euch begeistern könnten.

Kieler Opernhaus – „Spatz und Engel“

„Spatz und Engel“ ©Olaf Struck

„Spatz und Engel“ erzählt die Geschichte der wenig bekannten Freundschaft zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich, zwei der größten Stars des 20. Jahrhunderts. Das Stück stellt ihren gemeinsamen Weg vom Kennenlernen in einer New Yorker Nachtclubtoilette 1948 bis hin zu Piafs verfrühtem Tod 1963 dar. Musikalisch erwarten euch keine großen Arien, wie man sie von einer Oper erwarten würde, sondern viele ruhige Gesangsdarbietungen, unter anderem das Lied „Je ne regrette rien“, das ihr vielleicht aus verschiedenen Film-Soundtracks kennt. Es wird auch nicht die ganze Zeit gesungen. Das Stück hat immer wieder längere Schauspielsequenzen.  Ich habe „Spatz und Engel“ bereits in der letzten Spielzeit gesehen und war wirklich angetan von meiner ersten Opernerfahrung. Ab dem 12. Oktober wird das Stück wieder aufgenommen.

Diejenigen, die sich nicht für ein klassisches Stück begeistern, können sich vielleicht bis 2019 gedulden. Am 26. Januar feiert Stephen Sondheims „Sweeney Todd“ Premiere. Das Horrormärchen, das bereits mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt wurde, wird ab nächstem Jahr im Opernhaus auf die Bühne gebracht.

Kieler Opernhaus – Ballett – „Cinderella“

„Der Nussknacker“ ©Olaf Struck

Im Opernhaus wird neben Schauspiel und Oper auch Ballett aufgeführt. Neben klassischen Stücken wie „Schwanensee“ (Wiederaufnahme ab 24.11) und „Der Nussknacker“ (Wiederaufnahme ab 22.12.) feiert bereits am 6. Oktober Cinderella“ Premiere. Wir alle kennen das Märchen um das Mädchen, das ihren Schuh verliert und einen Prinzen findet.

 

Schauspielhaus – „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ ©Olaf Struck

Wer mit Gesang und Tanz weniger anfangen kann, der ist im Schauspielhaus richtig aufgehoben. Neben klassischen Stücken wie Shakespeares „Hamlet“ und Brechts „Dreigroschenoper“ bin ich auf die Inszenierung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ aufmerksam geworden. Das Stück handelt von dem Akademikerpaar George und Martha, die spontan Besuch von einem jungen Biologenpaar bekommen. Während der Bourbon fließt, beginnen George und Martha einen Beziehungskrieg, in den ihre Gäste nach und nach hineingezogen werden. Schmutzige Geheimnisse kommen ans Licht und der Abend läuft zunehmend aus dem Ruder. Erinnert euch diese Geschichte an etwas? Mir kam sie bekannt vor. 2011 erschien der Film „Der Gott des Gemetzels“ mit Christoph Waltz und Kate Winslet, der eine ähnliche, leicht abgewandelte Geschichte erzählt. Wie ich jetzt weiß, war „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ das Vorbild für diesen Film. Da mir der Film damals sehr gefallen hat, bin ich gespannt wie die Streitszenen auf der Bühne aussehen werden. Das Stück feierte am 15. September Premiere am Schauspielhaus.

Junges Theater im Werftpark – „Rotterdam“

Das Junge Theater ist die eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte des Kieler Theaters. Auf dem Ostufer beheimatet werden hier Stücke aufgeführt, die an eine jüngere Zielgruppe gerichtet sind. Die Stücke, die in den nächsten Monaten anlaufen, sind hauptsächlich an Kinder gerichtet. „Rotterdam“ feiert erst am 22.03.2019 Premiere. Alice wohnt mit ihrer Freundin Fiona in Rotterdam. Alles ist gut, bis Fiona sie mit einer Nachricht überrumpelt, die alles verändert: Fiona möchte keine Frau mehr sein. Das Stück erzählt humorvoll eine Geschichte über Liebe, Identität, Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Erwartungen. Auch wenn man sich bis zur Premiere noch ein halbes Jahr gedulden muss, klingt „Rotterdam“ meiner Meinung nach sehr sehenswert.

Niederdeutsche Bühne – „Honnig in’n Kopp“

Wer von euch nach einer authentisch norddeutschen Kulturerfahrung sucht, der sollte einen Blick ins Programm der Niederdeutschen Bühne werfen. Am 26.10 feiert „1918“ Premiere. Das Stück thematisiert den Kieler Matrosenaufstand, der sich 2018 zum 100.Mal jährt: Eine Parabel über Macht und Ideale und das alles in plattdeutscher Sprache. Een Hoch op de Revolution! Für diejenigen von euch, die nicht mit Plattdeutsch aufgewachsen sind, lasst euch sagen: es ist ein Spaß, zuzuhören und ihr werdet auch ohne Untertitel folgen können. Zum optimalen Plattdeutsch lernen bietet sich für den einen oder anderen vielleicht „Honnig in’n Kopp“ an: Eine Geschichte über die Verbindung zwischen dem Mädchen Tilda und ihrem an Alzheimer erkrankten Großvater. Das Stück läuft am 22.März.2019 an und basiert auf dem gleichnamigen Film von Til Schweiger. Wer also den Film mochte, kann sich ab März auf die plattdeutsche Bühnenversion freuen.

 

Mythos 2: Ein Besuch im Theater oder in der Oper ist für mich als Student unbezahlbar.

Kulturveranstaltungen haben immer noch den Ruf, teuer sein zu müssen. Zugegeben eine Veranstaltung im Theater oder im Opernhaus ist meist teurer als ein herkömmlicher Kinobesuch. Allerdings soll es ja auch etwas Besonderes sein, sich eine Oper oder ein Theaterstück anzusehen. Was viele Studenten nicht wissen, ist, dass sämtliche Bühnen, die ich gerade vorgestellt habe, Vergünstigen für Studierende anbieten.

Die Ticketpreise sind immer nach verschiedenen Preiskategorien gelistet, die sich danach richten, wie gut die Plätze auf die Bühne ausgerichtet sind. Die günstigsten Tickets erhaltet ihr für die Stücke im Jungen Theater am Werftpark. Hier kostet euch eine Karte für einen der besten Plätze nur 7,60€.

Auch Tickets für die Stücke der Niederdeutschen Bühne sind noch sehr erschwinglich. Ein Ticket der Platzgruppe 3 erhaltet ihr ab 8,00€, Platzgruppe 1 kostet 12,00€. Ähnlich viel müsst ihr für einen 3D-Film im Kino ausgeben und für ein Theaterstück müsst ihr nicht mal eine extra Brille haben.

Ein Besuch des Schauspiel- oder Opernhauses fällt da schon etwas teurer aus. „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ könnt ihr euch in der günstigsten Platzkategorie für 8,90€ ansehen. Wer einen besseren Blick auf die Bühne des Schauspielhauses möchte, bezahlt für die erste Platzkategorie 18,40€.

„Spatz und Engel“ könnt ihr euch im Opernhaus auf den günstigsten Plätzen für schon 4,80€ ansehen. Den besten Blick erhaltet ihr für 29,00€. Ballettaufführungen wie „Der Nussknacker“ oder „Cinderella“ gibt es ab einem Ticketpreis von 5,80€ zu sehen. Wer die Tanzchoreografien aus nächster Nähe bewundern möchte, zahlt 32,70€. Das Horrormärchen „Sweeney Todd“ gehört zu einem der teureren Stücke. Für den besten Blick zahlt ihr hier 42,20€. Sparfüchse können in Platzkategorie VII auch aber auch ein Ticket für 6,60€ bekommen.

Wie ihr seht, ist ein Abend im Opern- oder Schauspielhaus durchaus auch mit einem studentischen Geldbeutel erschwinglich. Wenn euch eins von den vorgestellten Stücken gefallen hat, dann lohnt sich die Investition in so einen besonderen Abend mit Sicherheit.

Wer von euch jetzt Blut geleckt hat und sich für regelmäßige Besuche der Bühnen interessiert, der sollte sich für den lastMINUTE*DEAL anmelden. Ihr gebt eure Mailadresse an und werdet dann regelmäßig meistens 48 Stunden vor der jeweiligen Aufführung über Restplätze informiert, die ihr für bis zu -70% vom ursprünglichen Ticketpreis erhalten könnt. Dieses Angebot ist extra für Schüler und Studenten konzipiert worden. Wer kann so einem guten Deal schon widerstehen? Und keine Sorge, ihr erhaltet abgesehen von den Angeboten keine weiteren Werbemails.

Mythos 3: Für einen Opernbesuch brauche ich Abendgarderobe.

Nein, niemand muss ein Ballkleid oder einen Smoking kaufen gehen, um die Oper zu besuchen. Der Dresscode ist schon seit langem nicht mehr so streng wie früher. Wer sich ein Stück im Jungen Theater am Werftpark oder an der Niederdeutschen Bühne ansehen will, ist mit einem legeren Outfit absolut gut beraten.

Für einen Besuch im Schauspiel- oder Opernhaus muss es vielleicht nicht die zerrissene Jeans sein. Mit einem guten Hemd oder einem schönen Blazer seid ihr dem Anlass entsprechend gekleidet. Ich habe bei „Spatz und Engel“ letztes Jahr ein Kleid getragen. Wie oft hat man schon die Möglichkeit, sich mal so richtig aufzustylen?  Wer es mag, darf so einen Anlass auch gerne mal so richtig ausnutzen.

Freut Euch also auf einen besonderen Abend, lehnt euch zurück und Vorhang auf für die Kultur.

Ein Gedanke zu „Darf es ein bisschen Kultur sein?

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