Diplom-Sozialarbeiterin Claudia Fink leitet das Career Center der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie ist seit über 16 Jahren als Coach und Beraterin tätig und damit Expertin in Sachen Karriere. In einem Gespräch mit Jessica Sarah Schulz für den KN-CollegeBlog berichtet Claudia Fink über ihre Erfahrungen und gibt hilfreiche Tipps für den beruflichen Weg von Studierenden.
Karriere ist nicht gleich Macht, Geld und Status
Der Begriff Karriere ist in Deutschland häufig negativ konnotiert und wird mit Macht, Geld und Status gleichgesetzt. „Dabei bedeute Karriere nichts anderes als der Berufsweg“, berichtet Claudia Fink. Unabhängig davon, ob man erfolgreich Sport treibt, eine Ausbildung macht oder ein Studium absolviert – das alles sind Schritte auf dem Karriereweg. „Eine Karriere ist nichts, was enden muss. So kann jemand im Rentenalter beispielsweise noch Karriere machen, indem er seine Doktorarbeit schreibt“, sagt die Leiterin des Career Centers. Der Begriff „Karriereende“, der häufig im Bereich des Sports genutzt wird, gefällt der erfahrenen Beraterin dementsprechend nicht. „Sportler sind mit Ende 30 noch nicht am Ende ihrer beruflichen Tätigkeit angekommen, meist folgt noch etwas danach. Die Sportler arbeiten beispielsweise nach ihrer aktiven Laufbahn noch im Management oder werden Trainer. Das ist dann nur ein neuer Bereich und nicht das Ende der Karriere“, klärt Claudia Fink über das Missverständnis auf.
Kein 10-Jahres-Plan, aber Plan B
Karriereplanung bedeutet also, seinen Berufsweg zu gestalten und sich möglichst früh mit den eigenen Fähigkeiten und Zielen auseinanderzusetzen. Optimalerweise sollten wir uns also bereits vor, aber auch im Studium mit den nächsten Schritten im Berufsleben beschäftigen. Ein 10-Jahres-Plan, wie es in Karriereratgebern häufig gefordert wird, muss es laut der Expertin jedoch nicht sein. „Einigen würde es schon helfen, wenn sie sich bereits in der Oberstufe Gedanken über die Studienfachwahl machen würden. Es kommen viele zum Studieren, die nur so halbherzig darüber nachgedacht haben, unbedingt in Kiel bleiben wollten oder ein Fach interessant fanden. Sie haben sich aber nicht damit beschäftigt, was sie mit dem jeweiligen Abschluss zukünftig einmal machen wollen“, so Claudia Fink. Die Expertin empfiehlt außerdem immer einen Plan B zu haben, falls die Studienfachwahl doch die falsche war. Dabei sei ein Wechsel oder sogar der Abbruch des Studiums kein Hindernis für zukünftigen Erfolg. Viel schlimmer sei es, ein Fach bis zum Abschluss zu studieren, dann aber keine Perspektive für sich zu sehen. Befindet ihr euch bereits im Studium, lohnt es sich zudem nach drei oder vier Semestern schon einmal über die nächsten Schritte nachzudenken: Soll nach dem Bachelor der Master kommen oder soll direkt der Berufseinstieg folgen?
Statt langfristig zu planen, sei es laut Claudia Fink demnach der bessere Weg schrittweise vorzugehen: „Die Gefahr einer langfristigen Planung kann sein, dass das Leben anders kommt als man denkt beispielsweise, indem ein Partner oder Kinder hinzukommen. Im Laufe des Lebens können sich auch Interessen verschieben. Wenn man dann starr nur einen Weg verfolgt, verpasst man es Alternativen zu sehen und wahrzunehmen.“ Pläne sollten somit immer flexibel und variabel ausgestaltet sein, sodass man diese auf sein Leben anpassen kann.
Nicht nur Theorie auch Praxis
Mit einem Praktikumsplatz kann man seine Chancen, auf einen erfolgreichen Berufseinstieg erheblich steigern. „Leider gibt es noch immer Studiengänge, in denen kein Praktikum vorgesehen ist. Wenn man solch einen Studiengang belegt, sollten die Studierenden zumindest die vorlesungsfreie Zeit nutzen, um vier Wochen in einen Betrieb reinzuschnuppern, auch wenn das eigentlich zu wenig ist“, empfiehlt die Diplom-Sozialarbeiterin. Eine weitere Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig noch Geld zu verdienen, wäre ein Nebenjob, in dem Bereich, in dem man später tätig sein möchte: „Wenn ich beispielsweise Pädagogik oder Psychologie studiere, kann ich in einer psychiatrischen Einrichtung oder einem Jugendhaus jobben.“ Sich ehrenamtlich zu engagieren, könne ebenfalls die Chancen auf einen gelungenen Berufseinstieg erhöhen. In einem Ehrenamt kann man sich ausprobieren, mit anderen Menschen in Kontakt treten und Verantwortlichkeiten übernehmen.
Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken
Neben den praktischen Erfahrungen kann es überaus hilfreich sein, sich schon während seines Studiums ein Netzwerk aufzubauen. „Netzwerken ist für mich ein besonders wichtiges Thema, denn unzählige Studierende befinden sich in einem Mikrokosmos. Viele Freunde sind im selben Studiengang, wenn es dann aber beispielsweise um einen Praktikumsplatz geht, sind das Mitkonkurrenten. Knüpft man außerhalb dieses Netzwerkes Kontakte, hat man weniger Konkurrenz und die Kontakte sind wiederum eher dazu bereit, Verbindungen herzustellen“, so die Karriereberaterin. Um aus seinem Mikrokosmos herauszutreten und Kontakte im beruflichen Kontext zu knüpfen, können beispielsweise Jobmessen dienen. An der Christian-Albrechts-Universität findet einmal jährlich im Mai die „contacts“ statt, bei der sich die Studierenden und Arbeitgeber vernetzen können. An der Fachhochschule Kiel gibt es hingegen einmal jährlich im November den „Firmenkontakttag“, auf dem sich viele Unternehmen vorstellen. Auch außerhalb von Kiel und in Hamburg finden zahlreiche Messen statt, die einen Besuch wert sind. Das Career Center bietet außerdem gemeinsam mit Arbeitgebern Seminare und Veranstaltungen an. Hier präsentiert sich das jeweilige Unternehmen kurz und stellt dann ein bestimmtes Thema vor. Anfang November war beispielsweise ein Unternehmensvertreter von Lidl an der CAU, der zum Thema modernes Recruiting gesprochen hat. „Die Unternehmen kommen gerne und geben ein Seminar, um Studierende bereits frühzeitig kennenzulernen. Es herrscht branchenabhängiger Fachkräftemangel und die Unternehmen schauen, wie sie an Absolventen herantreten können.“ Studierende können so frühestmöglich den Kontakt zu Arbeitgebern aufnehmen. In Zukunft wird das Career Center vermehrt Veranstaltungen dieses Formats für die Studierenden der CAU anbieten.
Die Studierenden der Fachhochschule Kiel können zum Beispiel durch die vielfältigen Projekte an der Hochschule schon frühzeitig mit Arbeitgebern in Verbindung treten, beispielsweise durch ein Engagement beim „Firmenkontakttag“ oder bei „Raceyard“. Auch in den „Interdisziplinären Wochen“ ist es in zahlreichen Veranstaltungen möglich, den Kontakt zu Unternehmen herzustellen. Neben diesen Möglichkeiten fördern auch die Fachbereiche vermehrt das Zusammentreffen von Praxispartnern und Studierenden.
Digitalisierung ist mehr als die Bedienung von Instagram und Facebook
Zum Netzwerken dienen ferner auch Tagungen und Kongresse beispielsweise zum Thema Digitalisierung, welches auch für Arbeitgeber gegenwärtig stärker in den Fokus rückt. „Im Bereich der Digitalisierung werden immer mehr Kompetenzen von den Studierenden verlangt und das heißt nicht, dass man Instagram und Facebook bedienen kann“, so Fink. Digitalisierung sei viel komplexer und betreffe zunehmend mehr Arbeitsbereiche. „Kompetenzen in der Digitalisierung zu besitzen, bedeutet zum Beispiel sich vorstellen zu können, was es heißt, wenn Arbeitsschritte digitalisiert und umgestellt werden.“ Dabei sei nicht nur das theoretische Wissen von Bedeutung, sondern vielmehr das Verständnis für die Konsequenzen. Claudia Fink empfiehlt sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu diene die wachsende Anzahl an Angeboten, wie beispielsweise die jährlich stattfindende „Digitale Woche“. Zudem bieten Vereinigungen wie die „Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein“ immer mal wieder gemeinsam mit Unternehmen Veranstaltungen an. Natürlich gibt es auch zahlreiche digitale Inhalte im Internet. „Man sollte sich darauf einstellen, dass Unternehmen diese Kompetenz künftig abfragen werden“, so die Karrierecoach.
Der erste Job wird nicht der Traumjob sein
Damit Unternehmen die Kompetenzen überhaupt abfragen können, folgt zunächst die Suche nach der richtigen Stelle und die Bewerbung. „Man sollte nicht erwarten, dass man den Traumjob als ersten Job bekommt. Es ist eigentlich üblich, dass Berufseinsteiger nach zwei bis drei Jahren das Unternehmen wechseln, weil sie merken, dass die Tätigkeit uninteressant wird oder sie nicht genug gefordert sind“, sagt die Beraterin. Die Ansprüche und Ziele sollten für den ersten Job demnach nicht zu hoch gesteckt sein. Dennoch sollte man nach etwas suchen, dass zu einem passt. „Viele Studierende können für sich nicht definieren, wie ihr zukünftiger Arbeitgeber eigentlich aussehen soll. Daher sollten sie sich unter anderem fragen, in welche Branche sie tätig sein wollen, welche Inhalte die Stelle bieten sollte und welche Verantwortlichkeiten man übernehmen möchte. Wenn man das für sich definiert hat, kann man sich viel gezielter bewerben“, empfiehlt die Leiterin des Career Centers. Kommt man bei diesen Fragestellungen alleine nicht weiter, bietet das Career Center auch für solche Problematiken Seminare an. Am 28.11.2018 wird es beispielsweise ein Seminar mit dem Titel „Ich mache was ich will! Aber was will ich eigentlich?“ für die Studierenden der CAU geben. Auch ein Coaching in einem individuellen Einzelgespräch mit Claudia Fink kann Klarheit über die eigenen Interessen und Ziele bringen. Zum Einstieg ins Thema findet man im Internet zudem viele Tests zu Interessen und zur Berufswahl beispielsweise von der Bundesagentur für Arbeit.
XING und/ oder Linkedin?
Bei der Suche nach der richtigen Stelle können verschiedene Plattformen hilfreich sein. Linkedin bietet sich laut der Expertin vor allem im internationalen Bereich an, in Deutschland sei die Plattform noch wenig relevant. Xing hingegen kann eine große Hilfe darstellen, vor allem findet man dort zahlreiche Gruppen, in denen Stellenangebote gepostet werden. „Das Career Center ist ebenfalls bei Xing in der Gruppe „Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)“ vertreten. Wir bekommen täglich Jobangebote von Unternehmen zugesandt und diese stellen wir dann, wenn wir sie für gut empfinden, in der Gruppe zur Verfügung.“ Vielfach seien Arbeitgeber auch selbst in Gruppen vertreten und posten dort Stellenanzeigen. „Wenn dies der Fall ist, besteht auch gleichzeitig das Angebot, dass man den Unternehmensvertreter auf der Plattform kontaktieren kann.“
Vermeide gängige No-Go‘s
Ist die passende Stelle durch Xing und Co. gefunden, sollten gängige No-Go’s im Bewerbungsprozess vermieden werden. Dazu zählen laut Claudia Fink zum Beispiel schlechte Bewerbungsunterlagen. Aber auch Serienbriefe seien für eine Bewerbung nicht förderlich. Serienbriefe sind Schreiben, in denen nur die Adresse geändert, der Inhalt aber ansonsten nicht auf das jeweilige Unternehmen sowie die Stelle angepasst wurde. „Das hat meistens keinen Wert, da die Personaler solche Schreiben schnell identifizieren können. Wenn man sich bewirbt, sollte man das speziell auf diese eine Stelle zugeschnitten machen.“ Weitere No-Go’s wären im Bewerbungsgespräch nicht vorbereitet zu sein, schlechtes Benehmen oder unangemessen bekleidet zu sein.
Nicht unterkriegen lassen
Auch wenn man die gängigen No-Go’s vermeidet und die Bewerbungsunterlagen stimmig sind, ist es völlig normal Absagen zu erhalten, weiß die Expertin: „Je nachdem in welcher Branche man sich bewirbt, sollte man eine gewisse Toleranzschwelle haben. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die erste Bewerbung gleich erfolgreich ist. Für viele Studierende ist das eine neue Erfahrung, da man bei Studentenjobs häufig persönlich den Kontakt sucht und nach einer Stelle fragt. Auch wenn man an der Hochschule als studentische Hilfskraft tätig ist, wird man häufig von den Professoren selbst angefragt. So ist es für viele Studierenden bis zum Berufseinstieg gar nicht nötig gewesen, sich zu bewerben.“ Wie viele Bewerbungen man bis zum Erfolg verschicken muss, richtet sich nach den Bedarfen des Arbeitsmarktes. Wenn aber eine von zehn Bewerbungen erfolgreich ist, sei das gemäß der Beraterin schon ein guter Schnitt. Nehmen die Absagen Überhand können Bewerbungsmappen-Checks oder Beratungen Abhilfe leisten. „Es kann beispielsweise sein, dass man sich nicht gezielt oder auf die falschen Anzeigen bewirbt. Einige Studierende schätzen sich auch nicht richtig ein oder deuten die Stellenanzeige falsch, dann kann es schon einmal zu Absagen kommen“, so der Coach.
Die Studierenden in diesem Prozess im Coaching oder in der Beratung zu unterstützen, bereitet Claudia Fink große Freude: „Es macht mir Spaß zusammen mit den Studierenden herauszufinden, was sie können, wo ihre Stärken liegen und wo sie ihre Qualifikationen einsetzen können. Ich bin davon überzeugt, dass jeder etwas kann und jeder seinen Job finden wird. Diesen Weg muss keiner alleine gehen, gemeinsam ist es oft viel einfacher.“
Ein hoffentlich für viele hilfreicher Artikel mit einem anscheinend gut geführten Interview mit Frau Fink. Was mir bei der Artikel leider vollkommen fehlt, ist deine eigene Meinung. So wirkt es als hätte man die Informationen selbst durch einen Gang zum „International Center“ herausfinden können.
Bitte mehr eigene Meinung für mehr Persönlichkeit in unserem Blog! 🙂
Alles Gute weiterhin.
LG
Manjit