Raum für Kreativität

Der Schnipsel veranstaltet „Ein eigenes Zimmer“

„A woman must have money and a room for her own if she is to write fiction.“ Diese Aussage der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf hat bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren. Wer unabhängig schreiben will, braucht Geld und einen Raum, um sich diese Freiheit überhaupt erst schaffen zu können. Im Rahmen des Weltfrauentags am 8. März und der feminists strike back-Demo hat sich das Kieler Literaturmagazin Der Schnipsel eine besondere Aktion einfallen lassen: „Ein eigenes Zimmer“. Zwei Tage wird Frauen ein Ort zur Verfügung gestellt, an dem sie ihre Kreativität frei ausleben, sich austauschen und inspirieren lassen können.

Demo für Frauenrecht

Am 8. März wird seit 1921 jährlich der Weltfrauentag gefeiert. Weltweit finden feministische Streiks statt – so auch in Kiel. Unter dem Motto „Feminists strike back!“ organisiert der Feministische Kampftag Kiel eine Demo und ruft gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen, Lesben sowie Trans- und Intersexuellen auf. Das Bündnis versteht sich somit als queerfeministisch und stellt FLTI in den Vordergrund. So ist ihnen auch das Rederecht vorbehalten. Bisher findet der Aufruf Unterstützung von rund 26 Gruppierungen und Vereinen, darunter die Diversität der CAU Kiel, RegelRecht (der Collegeblog berichtete) und der AStA der CAU.

Von Silent Writing zu „Ein eigenes Zimmer“

Auch das Kieler Literaturmagazin Der Schnipsel zählt zu den Unterstützenden. Normalerweise ist Der Schnipsel dafür bekannt, dass er Autoren und Autorinnen die Chance bietet, ihre Texte zu veröffentlichen. Ausgewählte Beiträge werden im zwei- bis dreimal jährlich erscheinenden Magazin publiziert, das kostenlos an öffentlichen Orten in Kiel ausliegt. Zusätzlich werden regelmäßig Lesungen veranstaltet. Im letzten Jahr sind außerdem Silent Writing Partys hinzugekommen, bei denen für einige Stunden absolute Ruhe herrscht, um konzentriert schreiben zu können – egal ob an Gedichten, Prosatexten oder Hausarbeiten.

„Ein eigenes Zimmer“ knüpft an dieses Konzept an und ermöglicht es Frauen, ihre Kreativität in einem geschützten Raum ausleben zu können. Neben dieser Möglichkeit gibt es außerdem eine feministische Bibliothek sowie eine Ausstellung. Beides soll nicht nur für Inspiration sorgen, sondern auch den Austausch und die Vernetzung von Frauen bewirken. Zu diesem Zweck werden Räumlichkeiten in der Holstenstraße genutzt und so gegen den Leerstand in der Innenstadt angegangen.

Ein Raum für sich

Basierend auf Virginia Woolfs These „A woman must have money and a room for her own if she is to write fiction“ wird Frauen so Raum gegeben – im konkreten wie im übertragenen Sinne. Es geht nicht nur um materiell und geistige Unabhängigkeit, sondern auch darum, Raum einzunehmen und damit einen Platz in der Gesellschaft zu beanspruchen. Sichtbarkeit durch Veranstaltungen ist somit ein wichtiger Aspekt, um den Belangen von Frauen eine Bühne zu geben.

Weitere Aktionen am Weltfrauentag in Kiel

Donnerstag 7. März, 19 Uhr im Literaturhaus: Internationaler Frauentag – Lesung und Gespräch mit Aminata Touré und Karla Paul. Die beiden Frauen führen ein Gespräch über Solidarität, Gleichberechtigung sowie Klischees über Männer und Frauen. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigte Karten gibt es für 4 Euro.

Freitag 8. März, 15 bis 16 Uhr am Hauptbahnhof: Feminists Strike Back Poster Party mit RegelRecht. Recyclte Materialien werden für die Plakate zur Verfügung gestellt, können aber auch selbst mitgebracht werden.

Freitag 8 März, 16 bis 18.30 Uhr am Hauptbahnhof: Feminists Strike Back Demo zum Feministischen Kampftag 2019. Cis-Männer sind willkommen, allerdings dazu angehalten, den Frauen den Vordergrund zu überlassen.

Freitag 8. März und Samstag 9. März, jeweils 10 bis 19 Uhr am Alten Mark 17: Ein eigenes Zimmer.Der Eintritt ist frei, Steckdosen für Laptops werden zur Verfügung gestellt. Der Raum ist nicht barrierefrei.

Der Schnipsel ist ein Kieler Literaturmagazin, das von Studierenden ins Leben gerufen wurde. Das Magazin wird kostenlos an verschiedenen Orten in Kiel ausgelegt, beispielsweise in der Fachbibliothek Germanistik, im Luna, der Schaubude und in mehreren Cafés. Zwei- bis dreimal im Jahr können Beiträge eingeschickt wird, aus denen die Redaktion diejenigen auswählt, die veröffentlicht werden. Einsendungen können Prosa, Lyrik oder Essays sein, aber auch Collagen, Comics, Zeichnungen, Fotos und Illustrationen. Der Schnipsel finanziert sich durch die Einnahmen bei Lesungen sowie Spenden.

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