Drüberlesen: Maja Lunde „Die Geschichte der Bienen“

Der Amazonas-Regenwald brennt. Greta Thunberg segelt nach New York. Die Bienen sterben. Wenn ich aktuell die Zeitung aufschlage oder zugegeben eher die Nachrichten-App öffne, weiß ich schon gar nicht mehr, auf welchen Artikel ich zuerst klicken soll. Wenn ich ehrlich zu mir bin, wird der Artikel über Bienen wahrscheinlich auf Platz 3 landen. Brennende Regenwälder oder „Was macht Greta gerade?“ scheinen mir doch erstmal dringender als die Sache mit den Bienen. Aber warum eigentlich? Warum scheint das Bienensterben kaum jemanden zu schockieren? In meinem studentischen Umfeld werden Themen wie Zero-Waste oder sogar Palmölverzicht diskutiert. Über Bienen redet jedoch niemand.

Die Bienen sterben – vor dieser Tatsache warnen unzählige Wissenschaftler. Dass das Bienensterben auch uns Menschen zum Verhängnis werden kann, ist allerdings noch nicht zu jedem durchgedrungen. Maja Lunde beschreibt in ihrem Roman aus drei verschiedenen Perspektiven, welche Einflüsse Bienen auf das menschliche Leben haben und wie unsere Zukunft aussehen wird, wenn tatsächlich alle Bienen von unserer Erde verschwinden.

„Blühende Büsche ohne Beeren, Bäume ohne Obst.“

©Pixabay

„Wie verwachsene Vögel balancierten wir auf unseren Ästen, das Plastikgefäß in der einen Hand, den Federpinsel in der anderen.“ – der erste Satz in Lundes Buch spielt in der Zukunft 2098. Es gibt keine Bienen mehr. Die Bestäubung von Pflanzen muss von Menschen übernommen werden. Die Chinesin Tao berichtet von harter Arbeit auf den Feldern, Nahrungsmittelknappheit und verlassenen Städten. Die zweite Perspektive dreht die Zeit zurück. 1852 entwickelt der Biologe William einen völlig neuartigen Bienenstock, der die Imkerei der Zukunft revolutionieren soll. 2007 träumt der Imker George von einer Erweiterung seiner Bienenzucht, als eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

„Die Geschichte der Bienen“ erzählt von drei menschlichen Schicksalen, die eindrucksvoll zeigen, welche katastrophalen Folgen das Bienensterben auf uns Menschen hat. Maja Lunde öffnet dem Leser die Augen. Menschen sind tatsächlich, wenn auch über Jahrhunderte oder Kontinente getrennt, durch die Bienen miteinander verbunden. „Die Geschichte der Bienen“ verknüpft Generationen und hat daher genauso viele Facetten eines historischen Romans wie einer Dystopie.

Am Ende des Buches lässt die Autorin viel Raum zum Nachdenken und Weiterspinnen der Geschichte. Ohne erhobenen Zeigefinger zeigt sie, dass es in unserer Hand liegt, welche Welt wir unseren Nachkommen hinterlassen.

 

Titel: Die Geschichte der Bienen

Autorin: Maja Lunde

Verlag: btb Verlag (2015)

Preis: 11,00 € (Taschenbuch)

Tipp: Im Frühjahr 2018 erschien bereits der zweite Teil von Lundes geplantem Klima-Quartett mit dem Titel „Die Geschichte des Wassers“.

 

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