Wohin mit dem landesweiten Semesterticket?

Ab diesem Herbst erhalten alle Studierenden in Kiel das landesweite Semesterticket, mit dem sie kostenfrei durch Schleswig-Holstein reisen können. Gratis ist das Ganze allerdings nicht. Für die neue Option wurden die Semesterbeiträge an den Hochschulen um 124 Euro angehoben. Einer der Gründe, warum das Ticket auch bei mir nicht nur auf Vorfreude stieß. Aber jetzt ist es da und bereit genutzt zu werden. Wo kann ich also überall hinfahren? Welche Ziele lohnen sich und welche Geheimtipps bietet Schleswig-Holstein?

124€ mehr pro Semester

Das landesweite Semesterticket soll die Wohnraumproblematik in Kiel und die Parkplatzsituation an den Hochschulen entspannen. Studierende können ab jetzt im Umland wohnen und von dort aus kostenfrei mit dem ÖPNV anreisen – so die Theorie. Ob diese Ziele wirklich aufgehen, wissen wir jetzt noch nicht. Für diejenigen unter uns, die bereits vorher in Kiel gewohnt haben und mit Bus oder Fahrrad zum Campus gefahren sind, scheint das neue Semesterticket also erst einmal nicht viel zu verändern. Wofür also 124 Euro mehr pro Semester zahlen? Für das Geld könnte ich mir zum Beispiel über 60 Tage lang täglich einen Kaffee vor der Vorlesung gönnen, über 30-Mal in der Mensa essen oder ein Wochenende zum Festival fahren.

Für 124 Euro können wir Studenten ab jetzt aber auch durch ganz Schleswig-Holstein und Hamburg reisen. Wir können shoppen und feiern gehen in Hamburg oder Glühwein trinken auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt. Beides vielleicht Ausflugsideen, die ihr auch schon vor dem neuen Semesterticket hattet. Ich möchte euch jetzt beweisen, dass das Ticket euch noch mehr zu bieten hat als Lübeck oder Hamburg.

Geheimtipps fürs Wochenende

Flensburg – dahinfahren, wo das Flens gebraut wird

© Benjamin Nolte

Flensburg liegt genau wie Kiel an der Ostsee, mit eigenem Hafen und maritimer Atmosphäre. Hier könnt ihr an den alten Kapitänshäusern vorbei durch die schmalen Gassen der Altstadt bummeln oder an einem der Strände in der Sonne liegen. Da wir aber schon im norddeutschen Herbst angekommen sind, habt ihr vielleicht eher Interesse an Unternehmungen, die im Trockenen stattfinden.

©Flensburger Brauerei

Perfekt für Regentage geeignet ist ein Besuch in der Flensburger Brauerei, in der das ploppende Bier gebraut wird, das auf kaum einer WG-Party fehlen darf: Flens. Bei einer Brauereiführung könnt ihr live hinter die Kulissen schauen und die einzelnen Herstellungsprozesse besichtigen, anschließende Bierverkostung natürlich inklusive. Eine Führung kostet zwischen 9,50€ und 12,50€ pro Person, je nachdem an welchem Tag ihr anreist. Da die Führungen bei Flens sehr beliebt sind, sollten ihr euch im Vorfeld anmelden.

Flensburg und Kiel trennen knapp 90 Kilometer Fahrstrecke. Mit dem Zug könnt ihr direkt durchfahren und braucht ca. 1 ½ Stunden. Ohne das landesweite Semesterticket würde euch eine Tageskarte nach Flensburg 29,00 Euro kosten.

Friedrichstadt – das norddeutsche Amsterdam

©TV Friedrichstadt

Für eine Grachtenrundfahrt müsst ihr nicht länger eine Reise nach Holland buchen. Schmale Gassen, Brücken, bunte Häuser mit Treppengiebeln und ganz viel Kopfsteinpflaster findet ihr auch  im knapp 80 Kilometer entfernten Friedrichstadt. Hier könnt ihr die Stadt im begleiteten Ausflugsschiff, im Kanu, E-Boot oder auch vom Stand-Up Paddle Board aus erkunden. Rund um den Marktplatz findet ihr kleine Cafés und Restaurants mit Blick auf die Grachten.

 

©TV Friedrichstadt

Eine besondere Idee für einen Ausflug nach Friedrichstadt solltet ihr euch jetzt schon für den Frühling notieren: das Vollmond SUP, das leider schon ab Oktober in die Winterpause geht. Selbst mit Neoprenanzug wird es dann auf den Grachten zu kalt. Aber ab voraussichtlich März 2020 dürft ihr euch dieses besondere Erlebnis nicht entgehen lassen. Ob pragmatisch mit Kopflampe oder romantisch mit umgeschlungener Lichterkette steigt ihr aufs Board und genießt eine Fahrt durch die Grachten bei einbrechender Dunkelheit. Board und Paddel bekommt ihr gestellt, anmelden könnt ihr euch hier. Wer nicht bis nächstes Jahr warten möchte, sollte die Website im Auge behalten, hier wurde bereits ein Event zur Grachtenweihnacht angekündigt: Mit festlich beleuchteten Boards könnt ihr dann durchs weihnachtliche Friedrichstadt paddeln.

©SUP Friedrichstadt

Mit dem Zug braucht ihr von Kiel nach Friedrichstadt ca. 1 ½ Stunden, in Husum müsst ihr einmal umsteigen. Ohne das landesweite Semesterticket würde euch Hin- und Rückfahrt ebenfalls 29,00 Euro kosten.

Husum – die graue Stadt am Meer

©Lina Klink

„Und doch hängt mein Herz an dir, du graue Stadt am Meer“ – das hat schon Theodor Storm gesagt und ich würde es eins zu eins unterschreiben. Husum ist meine Heimatstadt und darum bin ich natürlich voreingenommen. Aber es ist eben auch schön: Altstadt, Hafen, schiefe Straßen mit kleinen Läden und Cafés, ein Schloss und ein Strand ohne Sand, dafür aber mit viel Wind und Schafen – all das hat Husum zu bieten. Im Frühling lohnt sich ein Besuch zur Zeit der Krokusblüte besonders, wenn der ganze Schlosspark lila blüht.

©husum-tourismus.de

Im Herbst könnt ihr in einem der Restaurants am Hafen am Fenster sitzen und euch überraschen lassen, ob ihr aufs volle oder leere Hafenbecken schaut. Für den einen oder anderen unter euch sind Ebbe und Flut an der Nordsee vielleicht noch eine ganz neue Erfahrung. Und sollte euch das Wetter zu grau werden, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch im  Husumer Kino. In acht verschiedenen Sälen könnt ihr in gemütlichen Samtsesseln Filme schauen und auf Knopfdruck werdet ihr hier sogar am Platz bedient.

Von Kiel aus könnt ihr mit dem Zug in einer Stunde und 20 Minuten nach Husum durchfahren. Ohne das landesweite Semesterticket würde euch diese Strecke 29,00 Euro kosten.

Geheimtipps für einen Kurzbesuch

Wenn ihr nicht so viel Zeit im Zug verbringen möchtet oder vielleicht auch nur einen freien Nachmittag zur Verfügung habt, lohnt sich auch schon ein Kurzbesuch.

Plön – #foodgoals in der Fußgängerzone

©Kim Sörnsen

Plön ist mit nur 17 Kilometer Entfernung zu Kiel das nächstgelegene Ausflugsziel. Mit dem Zug seid ihr in 30 Minuten da. Der Ort hat sein eigenes Schloss und natürlich den großen Plöner See. Die Innenstadt könnt ihr daher sogar mit dem Kanu umrunden. Wenn ihr jedoch Fans der bequemen Freizeitgestaltung seid, habe ich zwei Tipps aus der Kategorie #foodgoals für euch. Die erste Empfehlung wäre ein Besuch im Restaurant Seeprinz. Mit wunderschönem Ausblick auf den Plöner See könnt ihr hier bei einem Frühstück in den Tag starten oder nach einem langen Tag voller Vorlesungen ein Abendessen auf dem Wasser genießen.

©Seeprinz Plön

Wenn ihr an eurem freien Nachmittag durch die Plöner Innenstadt schlendert, solltet ihr dem Waffelhuus einen Besuch abstatten. Perfekt für euren Instagram-Feed bekommt ihr hier Waffeln mit verschiedenen Toppings und viel Liebe zum Detail gestaltet. Sieht fantastisch aus und schmeckt dazu noch unglaublich lecker.

©Zimmerzucker. Kathrin Knoll

Da euch von Plön wirklich nur 30 Minuten Fahrzeit trennen, lohnt sich hier auch schon ein Aufenthalt für nur wenige Stunden. Ohne das landesweite Semesterticket würde euch eine Tageskarte 14,80 Euro kosten.

Malente – Einmal ausspannen umgeben von Seen

©Elisa Krauße

Kiel und Malente trennen nur knapp 40 Kilometer. Für die Naturverliebten unter euch bietet Malente umgeben von fünf verschiedenen Seen eine wunderschöne Landschaft. Das mag jetzt auf den ersten Blick nicht nach dem Hotspot für Studierende klingen und zugegebenermaßen kann Malente nicht mit Szenerestaurants oder hippen Events punkten. Stattdessen könnt ihr hier nach 40 Minuten Zugfahrt in die Natur eintauchen und durchatmen. Vielleicht ist ein Spaziergang um den See nichts für einen verregneten Herbsttag, aber hin und wieder scheint im Herbst ja auch hier im Norden die Sonne. Gerade in stressigen Lernphasen hilft oft ein Tapetenwechsel. Also rein in die gute Übergangsjacke, ab in den Zug und eine Runde um den See gedreht. So bekommt man den Kopf mal wieder frei. Und wenn euch der Regen doch einholt, gibt’s direkt am See natürlich auch gemütliche Cafés, damit ihr euch bei einem heißen Getränk wieder aufwärmen könnt. Eine Tageskarte nach Malente würde euch ohne landesweites Semesterticket 20,10 Euro kosten.

Habt ihr euch schon gefragt, warum ich euch nach jedem Absatz diesen Satz sage? Jetzt am Schluss ergibt alles einen Sinn.

Die Abrechnung

Wenn ihr all diese Kosten mal fix zusammenrechnet – keine Sorge, das habe ich für euch gemacht – kommt ihr auf eine Gesamtsumme von 121,90 Euro. Euer neues landesweites Semesterticket hat euch 124 Euro gekostet. Wenn ihr meine fünf Ausflugsziele besucht, fehlen euch nur 2,10 Euro und ihr habt euer Geld rausgefahren. Wenn ihr nur diese fünf Fahrten macht, seid ihr schon fast auf null und das ohne den Lübecker Weihnachtsmarkt oder einen Shoppingtrip nach Hamburg, der ja für die meisten von euch wohl eh noch dazu kommt.

Das landesweite Semesterticket kann sich für euch also schon nach fünf Fahrten fast vollständig rentieren. Ihr könnt jede Menge erleben und das Bundesland, in dem ihr studiert, schnell und kostenlos viel besser kennenlernen. Also sucht euch euer nächstes Ziel aus und auf geht’s!

2 Gedanken zu „Wohin mit dem landesweiten Semesterticket?

  1. Ralf Meurer

    Hat sich die Redaktion mal Gedanken wer von den Ersties die Artikel lesen können die hinter KN+ versteckt sind

    Antworten
    1. KN-OnlinerKN-Onliner

      Moin Herr Meurer,
      die Artikel auf unserem Blog sind alle kostenfrei.

      Auf KN-online sind alle Plus-Artikel in der ersten Stunde kostenfrei. Die wöchentlichen 2,49 Euro für ein Plus-Abo erheben wir, weil wir auf unserer Homepage ein schnell und umfangreich aufbereitetes Angebot bieten. Die Redakteure, die diese Arbeit leisten, verdienen es unserer Meinung nach, entsprechend entlohnt zu werden. Wir bitten um Verständnis.
      Beste Grüße

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