Drei Geschichten, drei Schicksale und jede Menge Stoff zum Nachdenken. Bereits im letzten Jahr habe ich Euch auf dem Blog Stücke der Kieler Theaterszene vorgestellt und mit dem Mythos aufgeräumt, dass Theaterbesuche nur für alte Leute wären. Dieses Jahr bin ich auf drei Stücke am Jungen Theater am Werftpark aufmerksam geworden. Die Stücke greifen jeweils Themen auf, die zum Nachdenken anregen, Themen, die mich schon bei der Recherche zum Grübeln gebracht haben.
Runter von der Couch, rein in den Zuschauerraum
Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mir mal freiwillig eine Dokumentation angucken werde, hätte ich ihn oder sie wahrscheinlich für verrückt erklärt. Früher hatte ich an Filme und Serien in erster Linie den Anspruch, dass sie mich unterhalten sollten. Aber mittlerweile fühle ich mich von nachdenklichen Themen oft mehr unterhalten als von der gefühlt hundertsten seichten Vorabendserie. Heute bestehen meine Netflix-Empfehlungen neben Serien tatsächlich hauptsächlich aus Dokumentationen. Umweltthemen, Historisches, Klimawandel oder Politik – es gibt sie wirklich zu so gut wie jedem Thema. Also ja, meine Watchlist ist voll, aber wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nie, für welchen Film ich mich abends entscheiden soll. Also warum nicht mal wieder runter von der Couch und einen Abend im Theater verbringen? Ich lasse mich nur zu gern in die fiktive Welt auf der Bühne entführen und gerade, weil es bei den folgenden Stücken nicht nur um reine Unterhaltung, sondern auch um einen Denkanstoß geht, habe ich schon richtig Lust, mal wieder einen Theater-Abend zu planen.
The Island

Das Theaterstück „The Island“ erzählt die Geschichte des jungen Umweltaktivisten Eddie Prendick, den es auf eine einsame Südseeinsel verschlägt. Auf den ersten Blick scheint alles paradiesisch, aber der Schein trügt. Der Meeresspiegel ist gestiegen und die Insel droht im Plastikmüll zu ersticken. Doch das ist nicht das einzig Unheimliche. Eddie entdeckt ein Labor auf der Insel, in dem der mysteriöse Dr. M grausame Experimente vornimmt. Um die Welt noch zu retten, versucht Dr. M den perfekten Menschen zu entwickeln, frei von Dummheit und Triebhaftigkeit. Aber lässt die Natur sich betrügen oder fängt sie an sich zu wehren?

„The Island“ entführt die Zuschauenden auf eine düstere Reise in die Abgründe des Menschen und der grenzenlosen Wissenschaft und stellt ganz deutlich die Frage: „Wie weit dürfen wir gehen“? Eine Frage, die wir uns als junge Generation spätestens seit der Fridays for Future Bewegung stellen und die sich auf so viele Bereiche anwenden lässt. Gerade im Bereich der Wissenschaft heißt es immer, Innovationen hätten die Kraft so vieles zu verbessern. Ich glaube, dass ein Stück wie „The Island“ eine Menge Anknüpfpunkte für Diskussionen bietet: Diskussionen darüber, wie weit der Mensch gehen darf und welchen Preis man gegebenenfalls zu zahlen bereit ist.
„The Island“ feierte bereits am 9.November Premiere und wird bis zum Ende der Spielzeit im Juni 2020 gezeigt. Eine Karte kostet Euch 13,50€. Eine Liste aller Spieltermine sowie den Link zur Ticketbuchung findet Ihr hier.
Malala

Malala – ein Name, den wohl jede/r von Euch schon einmal gehört hat. Das Theaterstück bringt die Geschichte des pakistanischen Mädchens auf die Bühne. Malala ging gern zur Schule und lernte, bis die Taliban in ihrer Heimat die Kontrolle übernahmen und Schulbildung für Mädchen verboten wurde. Weil Malala sich weiterhin öffentlich für das Recht auf Bildung aussprach, wird die damals 15-Jährige 2012 auf ihrem Schulweg von Taliban-Kämpfern angeschossen. Malala überlebt den Angriff schwer verletzt. Doch der Anschlag ändert nichts an ihrer Überzeugung. Malala engagiert sich weiterhin gegen religiösen Fanatismus und kämpft für die Rechte von Kindern. Die junge Pakistanerin wird weltweit zur Symbolfigur für Kinder- und Bildungsrechte.
Mich hat allein schon die Recherche zu dem Stück nachdenklich gemacht. Sicher haben viele von Euch bereits von Malala gehört oder gelesen, aber ihre Geschichte auf einer Bühne erzählt zu bekommen, gibt ihr noch einmal eine ganz andere Wirkung. Lasst Euch beeindrucken vom Leben eines jungen Mädchens, das in ihrer Heimat unter Lebensgefahr für Werte kämpft, die in unserer Welt selbstverständlich sind.
„Malala“ feierte bereits 2016 am Werftpark-Theater Premiere und wird in der neuen Spielzeit wieder aufgenommen. Der erste Spieltermin ist der 17. Januar, eine Karte kostet ebenfalls 13,50€. Weitere Termine sowie die Möglichkeit zur Ticketbuchung findet Ihr hier.
Der Hitlerjunge Salomon
Als drittes möchte ich Euch das Stück „Der Hitlerjunge Salomon“ empfehlen, das die autobiografische Geschichte des jüdischen Salomon „Sally“ Perel erzählt. Sally ist 1935 erst zehn Jahre alt, als die Nazis in der Pogromnacht das Geschäft seiner jüdischen Eltern zerstören und er mit seiner Familie nach Polen fliehen muss. Als die Wehrmacht 1939 in Polen einmarschiert, wird Sally auf der Flucht in die Sowjetunion von deutschen Soldaten festgenommen. Er gibt sich als Deutsch aus und behauptet sein Name sei Josef Perjell. Zwei Jahre lang arbeitet er als Dolmetscher für die Wehrmacht unter ständiger Angst enttarnt zu werden. „Der Hitlerjunge Salomon“ erzählt die Geschichte einer Lüge, die nicht auffliegen darf. Sally muss die Rolle, die er spielt, so gut wie möglich verinnerlichen, um den Holocaust zu überstehen.
Die Auseinandersetzung mit den Ereignissen des Nationalsozialismus ist eine Thematik, die nie abgeschlossen sein wird und die uns immer wieder präsent sein sollte. „Der Hitlerjunge Salomon“ erschien bereits als Buch und als Film. Das Theaterstück feiert erst am 21. März im Werftpark-Theater Premiere. Aber für dieses besondere Stück lohnt sich jetzt schon ein Vermerk im Kalender. Die geplanten Spieltermine findet Ihr hier bereits online. Da das Stück erst im März Premiere feiert, gibt es leider aktuell noch keine Fotos.
Das Junge Theater am Werftpark
Das Junge Theater am Werftparkt ist die eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte des Theaters Kiel. Seit 1989 ist es im ehemaligen Kino- und Veranstaltungshaus am Kieler Ostufer am Werftpark Zuhause. Auf dem Spielplan stehen hier neben Märchen und Abenteuergeschichten auch immer wieder Inszenierungen zu gesellschaftsrelevanten Themen.
Vielleicht haben Euch die drei Stücke ja neugierig gemacht und Ihr habt Lust, die heimische Couch mal für einen Abend gegen einen Platz im Zuschauerraum zu tauschen. Und wenn Ihr noch etwas gedulden könnt, eignen sich Theaterkarten auch hervorragend für die Weihnachtswunschliste.
Falls Ihr Euch Sorgen um den Dresscode im Theater macht, seid unbesorgt und werft gerne noch einmal einen Blick auf meinen Artikel aus dem letzten Jahr, in dem ich mit allen skeptischen Vorurteilen zu Theaterbesuchen aufräume.