„Wie machen es dieses Jahr eigentlich mit den Weihnachtsgeschenken?“ – Eine Frage, die fast älter zu sein scheint, als das Weihnachtsfest selbst. Schenken wir uns etwas: Ja oder nein? Neu, gebraucht, gebastelt? Wichteln oder Julklapp? Vielleicht sogar Spenden statt Geschenke? Damit Ihr für die die Diskussionen innerhalb eurer Familie gut gewappnet seid, erhaltet Ihr hier die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bescherungsarten:
Der Klassiker: Geschenke für alle
Am Heiligabend kommt die ganze Familie zusammen. Es wird zusammen gegessen, geschnackt und gelacht. Höhepunkt des Abends ist dann die Bescherung. Bei mir in der Familie verläuft das Ganze so: Wir setzen uns alle zusammen um den Couchtisch und es wird gewürfelt. Wer eine sechs hat, darf ein Geschenk auspacken, wer nicht, muss warten. Bei jedem Geschenk gucken die anderen gespannt, was es geworden ist, und das Geschenk wird dann herumgereicht, anprobiert oder ausprobiert. Ihr könnt Euch schon vorstellen, dass die Bescherung bei uns einen großen Teil des Abends einnimmt.
Weihnachten ohne Geschenke ist für mich also ein bisschen wie Sommer ohne Sonne oder Schleswig-Holstein ohne Strände – es gehört einfach dazu. Wir wollen dem anderen eine Freude machen, ihm zeigen, dass er uns wichtig ist. Es ist doch schön, in freudestrahlende Gesichter zu sehen, wenn die Geschenke betrachtet werden und sich auch selbst über erfüllte Wünsche zu freuen.

Doch die Kehrseite kennen wir alle, denn die besinnliche Vorweihnachtszeit gleicht meist eher einer Jagd – einer Jagd nach dem besten Weihnachtsgeschenk. Statt entspannt über den Weihnachtsmarkt zu laufen oder mit der Familie Plätzchen zu backen, zerbrechen wir uns den Kopf über die besten Geschenke für Eltern, Geschwister, Cousin, Cousine, Oma und Opa und Schwiegereltern, um sich dann zu fragen: Wo fange ich an und wo höre ich auf? Beschenke ich noch den Bekannten meines Freundes an der Uni und was ist eigentlich mit der netten Nachbarin, die meine Pakete immer bereitwillig annimmt? Also drängeln wir uns Mitte Dezember durch überhitzte Kaufhäuser, stehen stundenlang an der Kasse und hören unter steigendem Stresslevel zum tausendsten Mal „Last Christmas“, um dann am Heiligen Abend „Wow, ein neues Besteckset“ zu rufen.
Keiner beschenkt sich
Um diesem „Konsumterror“ zu entkommen, beschließen viele Familien: „Wir schenken uns nichts – und zwar dieses Jahr wirklich nichts“. Viele möchten sich auf die wahren Werte des Weihnachtsfestes zurückbesinnen, im Sinne von „Tausche Geschenk gegen Besinnlichkeit“. Statt die Vorweihnachtszeit wie in der ersten Variante verschwitzt im warmen Kaufhaus zu verbringen, geht die „Keiner beschenkt sich-Fraktion“ auf Weihnachtsbasars, backt Kekse oder baut ein Lebkuchenhaus. Für uns Studierenden nicht zu verachten: Diese Variante ist auch noch kostengünstig – zumindest, wenn man es mit dem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt nicht übertreibt.

Den nachhaltigen Gedanken darf man hier auch nicht vergessen, denn die Umwelt wird nicht mit weiteren „Made in China“-Produkten strapaziert und das gesparte Geld kann in ein vegetarisches Mahl oder eine Gans vom regionalen Bio-Bauern fließen. Statt mit Massen an zerknülltem Geschenkpapier und den „kreativen“ Ideen wie den eben schon erwähnten Bestecksets im Gepäck, tritt also jeder aus der „Keiner beschenkt sich-Fraktion“ den Rückweg vom Weihnachtsfest mit der Erinnerung an eine schöne gemeinsame Zeit mit der Familie an.
So viel zu der Theorie, denn sind wir mal ehrlich: In welcher Familie gelingt das mit dem „Wir schenken uns nichts – und zwar dieses Jahr wirklich nichts“ eigentlich? Anfang Dezember laufen alle wie von der Tarantel gestochen los und kaufen doch noch ein paar Präsente, denn „Ohne Geschenke ist Heiligabend doch nicht das Gleiche“. Die überraschten, freudigen und die fragenden Gesichter („Was soll ich damit?“) fehlen dann doch und der Baum sieht ohne Geschenke auch ziemlich kahl aus.
Julklapp
Da das mit dem „Nichts schenken“ meist sowieso nicht funktioniert, könnte Julklapp eine Alternative sein. Den Nordlichtern von Euch dürfte dieser Weihnachtsbrauch bekannt sein, schließlich erfreut sich die Tradition in Schleswig-Holstein großer Beliebtheit. Für alle anderen hier eine kurze Erklärung.: Ursprünglich stammt der Brauch des Julklapps aus Skandinavien und bedeutet wörtlich übersetzt ganz einfach: Weihnachtsgeschenk. Jeder aus der Familie besorgt ein Geschenk für einen vorab festgelegten Betrag. Die Päckchen werden in die Mitte des Tisches gelegt und dann wird gewürfelt. Bei einer Sechs darf man sich ein Geschenk aussuchen, haben alle ein Präsent, darf dieses ausgepackt werden und dann beginnt der Spaß: Der Timer wird auf eine Zeit festgelegt, und nun kann man versuchen, seinen Favoriten zu ergattern. Es wird getauscht, geklaut und weitergegeben. Ist die Zeit um, nimmt man das Geschenk mit nach Hause, welches gerade vor einem liegt.
Mit einem leckeren Wein macht Julklapp wahnsinnig viel Spaß und es wird viel gelacht. Wer es besinnlich mag, kann mit Julklapp vielleicht nicht ganz so viel anfangen, denn es wird meist chaotisch und laut. Am Ende gehen wir leider mit unkreativen Geschenken wie einem Küchenschälmesser oder Müll nach Hause, denn wirklich niemand braucht den „Pooping Unicorn Süßigkeitenautomaten“ oder eine Nase als Seifenspender – und ja, das gibt es wirklich.

Wichteln
Statt einem neutralen Geschenk wie beim Julklapp überrascht man beim Wichteln eine spezifische Person. Vor dem Weihnachtsfest werden die Namen auf einen Zettel geschrieben und untereinander verteilt. Dabei gilt: Verschwiegenheitspflicht – es bleibt bis zum Schluss eine Überraschung, von wem man beschenkt wird. So überlegt jeder sich ein originelles und persönliches Geschenk für einen vorab festgelegten Betrag. Mit etwas Glück freut man sich dann am Heiligabend über einen erfüllten Wunsch.
Wichteln ist eine gute Alternative, um die Vorweihnachtszeit möglichst stressfrei zu halten, es sei denn Ihr habt für die zugeloste Person so gar keine Idee. Das Portemonnaie wird bei dieser Weihnachtstradition auch noch geschont. Vorausgesetzt natürlich man hält sich ans vorgegebene Budget. Leider fällt das vielen Familienmitgliedern schwer und so fühlt man sich selber schlecht, wenn man deutlich weniger ausgegeben hat. Gute Schauspielkünste braucht man übrigens auch, denn beim Auspacken wird man vor allem vom Schenkenden ganz genau unter die Lupe genommen.
Spenden statt Geschenke
Statt unnötiger „Pooping Unicorn Süßigkeitenautomaten“ kann man auch Spenden an soziale und ökologische Projekte verschenken. Dafür spendet Ihr im Vorfeld eine bestimmte Summe an eine Organisation und zu Weihnachten überreicht Ihr dem Beschenkten den Beleg für diese. Besonders schön ist es, die Spende individuell anzupassen und nach Projekten zu suchen, die dem Familienmitglied besonders gut gefallen könnten.
Mit so einem Geschenk hilft man die Welt ein Stück besser zu machen und sorgt mit Sicherheit auch für das ein oder andere tiefsinnige Gespräch in der weihnachtlichen Runde. Anstelle eines Geschenkes, das im Regal verstaubt, ist eine Spende eine gute Alternative. Doch die geliebte Bescherung zu hinterfragen, kann auch zu der ein oder anderen Diskussion in der Familien-Whatsapp-Gruppe führen. Also stellt Euch bei dem Vorschlag zu spenden, schon mal darauf ein.

Ihr seht, alles hat seine Vor- und seine Nachteile. Unabhängig davon, auf welche Art und Weise Ihr schenken wollt, ein Familiendrama ist das nicht wert. Findet Eure eigene Variante, kombiniert die verschiedenen Ansätze – hauptsache Ihr verbringt einen schönen Abend. Bei uns bekommt jeder ein persönliches Geschenk und später spielen wir zum Spaß noch Julklapp. Um Staubfänger oder Müll zu vermeiden, wünschen wir uns gezielt etwas oder verschenken etwas Persönliches wie Fotobücher oder Kalender. Gespendet wird auch – aber schon vorm Weihnachtsfest.
Also genießt, unabhängig von Eurer Geschenkvariante, Euer Weihnachtsfest und die Zeit mit Euren Liebsten.