Studieren: Erwartungen vs. Realität und was ich vorher gerne gewusst hätte

Du überlegst bald mit einem Studium anzufangen und bist unsicher, was dich erwarten wird? Oder studierst du schon längst und irgendwie ist es ganz anders als du es dir vorgestellt hast? So geht es wohl vielen Studenten. Das echte an der Universität ist doch ganz anders, als man sich das ausmalt. Was hätte ich vorher gerne gewusst hätte und was mich nach dem Abschluss erwartet.

Filme und Serien suggerieren uns ein Studentenleben mit wilden Partys und unvergesslichen Erlebnissen mit Kommilitonen.Unsere Eltern, die vor 30 Jahren studiert haben, erzählen von exzessiven WG-Feten und langen Semesterferien. Mit ähnlichen Erwartungen habe auch ich mein Ökotrophologie Studium begonnen. Doch bereits im ersten Semester wurde mir klar: Hier stehen weder WG-Feten, noch lange Semesterferien auf dem Tagesprogramm. Stattdessen habe ich viel Zeit in der Uni und zu Hause am Schreibtisch verbracht. Worin sich die Wirklichkeit von meinen Vorstellungen unterscheidet und was mir vorher niemand gesagt hat.

#freizeit

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Erwartung:  Nur ein paar Stunden am Tag in der Uni sein, dann ein verlängertes Wochenende. Schließlich hat man einen Tag in der Woche frei. Und wenn nicht, dann nimmt man sich eben frei. Der Rest des Tages ist Freizeit und auch das Wochenende steht einem zur freien Verfügung. Sowieso kann man machen, was man will,weil es eigentlich niemanden interessiert.

Realität: Dass ich nur ein paar Stunden am Tag in der Uni verbringe,mag stimmen. Dass ich den Rest des Tages frei habe, jedoch nicht. Nach den Vorlesungen in der Uni stehen oft noch Nachbereitung, Hausarbeiten und Klausurvorbereitung auf dem Programm. Je näher die Klausurenphase rückt, desto eher werden auch die Wochenenden dafür eingespannt. So kommt man insgesamt auf mindestens so vieleArbeitsstunden wie ein normaler Arbeitnehmer.                                                                                                                                           Tatsächlich interessiert es oft niemanden, ob ich in der Vorlesung sitze oder nicht. Allerdings interessiert es auch niemanden, ob ich meine Klausur beim ersten Anlauf bestehste. Deshalb arbeite ich die Vorlesungen immer nach. Denn ich mache das alles für mich und nicht für die Uni. Aber seien wir mal ehrlich: Ein kleiner Kurzurlaub mitten im Semester ist der Stress doch wert.

#semesterferien

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Erwartungen: Drei Monate Sommerferien. Das bedeutet, drei Monate auf der faulen Haut liegen, das Leben genießen und mal nicht ans Studium denken. Nach nur ein paar Monaten Uni folgen dann die nächsten langen Ferien.

Realität: Es ist richtig, dass im Sommer an der Uni drei Monate keine Vorlesungen stattfinden. Dass ICH aber die ganz Zeit mit Nichts-Tun verbringe, ist ein großer Mythos. Nicht umsonst spricht man eher von „vorlesungsfreier Zeit“ als von „Ferien“. Direkt am Anfang der vorlesungsfreien Zeit ist Klausurenphase, sowie direkt am Ende. Dafür fallen schonmal einige Wochen für Klausurvorbereitung weg. Und in den verbleibenden vier bis fünf Wochen muss ich vielleicht noch arbeiten oder Praktika machen. In den Urlaub wollte ich auch gerne nochmal fahren. Vom Strand direkt an den Schreibtisch. Auch im Wintersemester kann von „Ferien“ keine Rede sein. Denn auch hier stehen wieder Klausuren an und es gibt wenig Verschnauf-Pause. Aber natürlich kann man ich mir auch alle Klausuren in den ersten Prüfungszeitraum legen. Ist zwar sehr stressig, aber dafür kann ich anschließend ganz entspannt irgendwo in der Sonne liegen.

#campuslife

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Erwartungen: Jedes Wochenende eine andere Party. Man ist die ganze Woche mit Kommilitonen unterwegs. Und es gibt ständig coole Events auf dem Campus und in der Stadt. Keine Gelegenheit zum Feiern wird ausgelassen.

Realität: Auf das erste Semester mag das zutreffen. Gerade in der ersten Woche gibt es viele Partys und Kneipen-Touren und ich keine Gelegenheit ausgelassen, um neue Leute kennen zu lernen. Doch spätestens ab dem zweiten Semester, wenn man schon einen festen Freundeskreis hat, wird das schlagartig weniger. Da hatte ich dann mitunter wichtigeres zu tun als mir das ganze Wochenende die Seele aus dem Leib zu tanzen. Und ich überlege mir zweimal, ob ich jetzt auf die Tanzfläche oder doch lieber zurück aufs Sofa geht. Auch unter der Woche habe ich nach einem langen Uni-Tag nicht unbedingt noch Lust feiern zu gehen. Den Tag lässt man doch am besten ausklingen mit ein paar Freunden und ein oder zwei Bierchen in der WG-Küche. Auch die Uni ist nicht ständig bemüht um das persönliche Entertainment-Programm der Studenten. Trotzdem gibt es manchmal ein paar coole Veranstaltungen und für jeden ist etwas dabei. Und auch in der Stadt ist eigentlich immer was los. Schließlich darf man zwischen dem ganzen Uni-Kram das Leben und den Spaß nicht vergessen

#abi

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Erwartung: Das Semester über einfach anwesend sein, oder auch nicht. Dann kurz vor den Klausuren in den Stoff der letzten Wochen reinschauen. Manche sind ja eh nur Multiple Choice. Hauptsache bestanden.  

Realität: Seit ich studiere, schreibe ich quasi jedes Semester Abitur, ich muss nur viel mehr dafür machen und deutlich früher anfangen. Ich lerne zwar „nur“ den Stoff der letzten Monate und nicht der letzten zwei Jahre, wie es im Abi der Fall ist. Jedoch kriegen die Profs in der Uni den Stoff von zwei Jahren Schule locker in ein Semester. Grob gesagt, ist jedes Thema eine Vorlesung. Und ich schreibe meistens nicht nur eine Prüfung. Bis zu sechs Prüfungen sind pro Semester schonmal drin. Der Lernaufwand ist immens.  Auch Multiple-Choice Klausuren sind nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen, sondern können es ganz schön in sich haben. Nur auf „Vier gewinnt“ zu lernen, also hauptsache bestanden, ist auch nicht so ratsam. Schließlich sind das die Noten, die in meine Abschlussnote miteinfließen und mit der ich mich später bewerbe für einen Job oder Master. Trotzdem gibt es Fächer, bei denen ich einfach nur froh bin, sie bestanden zu haben, egal mit welcher Note.   Anders als in der Schule, bin ich an der Uni komplett auf mich allein gestellt. Ich werde nicht an die Hand genommen, sondern muss mir alles selbst erarbeiten. Das gesamte Studium basiert auf dem Konzept der Eigenverantwortung. Auch ist es viel anonymer als in der Schule. Ich kenne nicht alle meine Kommilitonen bei Namen und bin an der Uni nur eine Nummer im System.  Aber dafür kann ich, wenn ich einen schlechten Tag habe, Meschen wunderbar aus dem Weg gehen.                                                                                                                                             

 #traumjob

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Erwartung: Mit einem Uni-Abschluss öffnet man sich viele Türen. Man findet später überall Arbeit und je mehr Abschlüsse desto besser. Mit einem Studium ist man bestens ausgestattet für den Traumjob.

Realität: Ich bekomme im Studium zwar viel theoretisches Wissen vermittelt, jedoch mangelt es an Praxis. Praxis und Erfahrungen ist allerdings das Gut, worauf auf dem Arbeitsmarkt am meisten Wert gelegt wird. Viele Arbeitsgeber bevorzugen Bewerber, die vielleicht vorher schon eine Ausbildung gemacht haben oder ein längeres Praktikum. Auch wenn ich eine Promotion in der Tasche hätte, bedeutet da nicht, dass ich mich vor Jobangeboten nicht mehr retten kann. Für einige Berufe ist ein Doktor essenziell wichtig, doch in vielen Berufen ist man damit überqualifiziert. Auch die Studium-Wahl sollte gut durchdacht sein. In manchen Studiengängen hätte ich es auch mit einem Einser-Schnitt schwer einen passenden Job zu finden. Trotzdem sollte, wie in jedem Studiengang, auf gute Noten achten. Denn die Konkurrenz ist groß. Also auch mit Abschluss kann es schwer sein, einen guten Job zu finden. Ich habe zwar viel theoretisches Wissen, aber müsste ich morgen anfangen zu arbeiten, wüsste ich nicht, wie ich mein Wissen anwenden soll. Da hilft nur so viele Praktika machen, wie möglich oder vielleicht einen Nebenjob in die Richtung ausüben. Und habe ich erstmal einen Job gefunden, dann würde ich wahrscheinlich merken, wie viel ich im Studium tatsächlich gelernt habe.

Auch wenn im Studium nicht all meine Erwartungen erfüllt worden sind, kann ich mindestens genauso viele Sachen nennen, die mich positiv überrascht haben. Zum Beispiel das Mensa-Essen ;-). Nicht umsonst habe ich mich für das Studium und den Studiengang entschieden. Und wenn ich nochmal vor der Wahl stehe, würde ich mich wieder für ein Studium entscheiden. Eine Erwartung hat sich dennoch erfüllt: Studenten haben tatsächlich wenig Geld.

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