
Nachhaltig leben, mit wenig Geld? Geht das überhaupt? Unverpackt Läden sind teuer, auf dem Markt ist das Gemüse quasi unbezahlbar und überhaupt, in Bioqualität zu kaufen ist auch nicht gerade einfach mit einem studentischen Geldbeutel. Diese Gedanken hatte ich auch, als ich im letzten Jahr angefangen habe mich immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander zu setzen. Inzwischen habe ich für einiges, was zum umweltbewussten Leben beiträgt, eine günstige Lösung gefunden.
Putzen, kochen, einkaufen, Körperhygiene, bei allem fällt schnell viel Müll an und manche Produkte sind an sich schon nicht gerade umweltfreundlich. Für fast alles, gibt es eine Alternative, die zumindest einem dieser beiden Punkte Abhilfe verschafft. Und die meisten sparen auch noch enorm, viel Geld.
Haushalt

Zitrusreiniger
In den meisten Reinigungsprodukten sind jede Menge Zusätze, die nicht unbedingt ins Grundwasser gelangen sollten. Zudem sind die Reinigungsmittel meist in Plastik-Sprühflaschen abgefüllt, sodass wir, nachdem wir viel Chemie ins Abwasser gekippt haben, auch noch einiges an Plastikmüll entsorgen müssen Für dieses Problem gibt es eine ganz einfache und sehr kostengünstige Lösung.
Um einen Zitrusreiniger selber zu machen, braucht ihr lediglich ein Drittel Wasser, zwei Drittel Essig und Schalen von Zitrusfrüchten. Den Essig bekommt Ihr auch in Glasflaschen. Ihr braucht dann nur noch ein großes Gefäß, in dem ihr das Wasser-Essiggemisch ansetzen könnt. Die Zitrusschalen könnt Ihr dann nach und nach, immer wenn sie als Küchenabfall anfallen dazu geben. Nach zwei bis drei Wochen ziehen, könnt Ihr dann mit dem ökologischen Großputz loslegen.
Kosten: Während ihr für einen herkömmlichen Zitrusreiniger etwas 2,50 Euro für 0,75 Liter ausgebt, zahlt ihr für den selbstgemachten Zitusreiniger lediglich ca. 1,10 Euro (für den Essig) und habt am Ende etwa 1,5 Liter Reiniger. In diesem Fall ist die nachhaltige Variante mit einer Ersparnis von fast 80 Prozent sogar die günstigere!
Wenn es schnell gehen soll, lassen sich auch mit etwas Natron und Wasser einige Flecken super leicht entfernen. Einfach miteinander vermischen und los geht’s.
Spülen
Spülmittel ist im Laden mit einem Cent-Betrag wirklich nicht teuer. Aber mit jeder 0,5 Liter Flasche fällt auch wieder einiges an Müll an. Auch hier gibt es eine günstigere und nachhaltigere Alternative. Aus 2 Eßlöffeln Waschsoda, 1 Teelöffeln Natron und 500 Millilitern Wasser ist schnell Spüli gemacht. Zugegebenermaßen, ist Waschsoda meist nur in einer Plastikverpackung erhältlich. Diese enthält jedoch 500 Gramm und daraus lässt sich einiges an Spülmittel herstellen.
Kosten: Für Spüli zahlt man im Laden um und bei 1 Euro pro 0,5 Liter. Für Waschsoda und Natron zahlt man insgesamt etwa 2,20 Euro. Das reicht dann allerdings für etwa 12 Liter Spüli! Gespart habt ihr also ca. 20 Euro und über 20 Plastikflaschen.
Statt einer Plastikspülbürste könnt ihr auch etwa zum selben Preis in der Drogerie Holzspülbürsten erwerben, die mindestens genauso gut funktionieren.
Küchenrolle
Auch die Küchenrolle könnt ihr euch ganz leicht sparen, indem ihr einfach Lappen verwendet. Ihr könnt Diese, wenn ihr recyceln wollt, aus beispielsweise alten T-Shirts, Handtüchern oder sonstigen Textilien, die man sonst wegschmeißen würde, ausschneiden. Nach dem Gebrauch kommen die Lappen in die Waschmaschine und werden dann immer wieder verwendet. Gespart habt ihr damit einiges an Müll und jeden Cent, den ihr sonst für Küchenrolle ausgegeben hättet.
Wäsche
Und wo wir schon beim Waschen sind: Auch dafür habe ich vor kurzem eine tolle Alternative gefunden. Habt ihr schonmal was von Waschkugeln gehört? Waschkugeln reinigen die Wäsche mit Hilfe von Ionen. Das könnte sicher der eine oder andere Chemie- oder Physikstudent unter Euch genauer erklären. Aber davon abgesehen: Es funktioniert. Ihr zahlt für die Waschkugel einmalig 10-15 Euro, könnt diese dann aber für, je nach Modell 200 bis 1000 Waschgänge benutzen und braucht nahezu kein Waschmittel mehr.
Kosten: Ihr zahlt zwar 15 Euro habt aber wenn man von 200 Waschgängen ausgeht ca. 35 Euro für Waschmittel gespart. Auch hier habt ihr also neben einigem an Chemikalien im Abwasser und auch hier wieder sehr viele Plastikverpackungen ca. 20 Euro gespart.
Küche

Behältnisse
Natürlich lässt sich auch in der Küche einiges an Müll vermeiden. Mein persönlicher Küchenheld sind große Marmeladengläser. In einem Marmeladenglas könnt ihr jegliche Lebensmittel lagern. Ihr könnt es als Tupperdosenersatz für Unterwegs nutzen und auch ganz einfach einen Caffee-To-Go-Becher durch ein Marmeladenglas ersetzen. Ich meine: Latte Macchiato wird auch im Glas serviert und beim Marmeladenglas hast du auch noch einen Deckel dafür.
Ansonsten bietet es sich für unterwegs natürlich an, einfach eine Glas- oder Edelstahltrinkflasche zu verwenden und Leitungswasser zu trinken. Anstatt Plastikbesteck kann man in der Handtasche immer eine Gabel dabeihaben und das geschmierte Brot kann man in einem wiederverwendbaren Bienenwachstuch super transportieren und das Tuch hinterher platzsparend zusammenfalten.
Frischhaltefolienersatz
Solche Bienenwachstücher sind auch zum Abdecken und Einwickeln von angebrochenen Lebensmitteln im Kühlschrank super. Sie lassen sich mit einem bisschen Bienenwachs entweder extra dafür gekauftem oder dem von einer Kerze aus 100 Prozent Bienenwachs, die Ihr vielleicht letztes Jahr beim Weihnachtswichteln bekommen habt und einem Rest Baumwollstoff ganz einfach selber machen. Dazu müsst ich nur den Stoff mit Bienenwachs bestreuen und zwischen zwei Lagen Backpapier bügeln, bis sich das Wachs vollständig im Stoff verteilt hat. Vom Papier Ziehen, kurz auskühlen lassen und fertig.
Mit all dem spart ihr das Geld für Frischhaltefolien, Butterbrottüten und Alufolie und wieder sehr viel Müll.
Backpapierersatz
Sowohl geldsparend als auch müllsparend ist die Anschaffung von Backmatten. Es gibt Backpapierersatz, welches abwaschbar und wiederverwendbar ist. Die Backmatten kommen in verschiedenen Formen und es sind mehrere in einer Packung drin. Ich habe mir die Matten mit Freunden zusammen bestellt, so konnten wir sie unter uns aufteilen (man braucht ja nur zwei oder drei), so müsst ihr kein Backpapier mehr kaufen und habt dann auch gar nicht mehr so viel bezahlt. Überlegt doch auch hier mal ob das etwas für Euch sein könnte.
Bad

Auch im Badezimmer fällt schnell sehr viel Müll an. Tausend, Töpfchen, Tübchen und Tiegelchen, Wattepads, Abschminktücher und Wattestäbchen. Und auch hier lässt sich vieles vermeiden oder umweltfreundlicher gestalten.
Abschminken
Fangen wir doch mal mit dem Abschminken an. Warum nicht statt der herkömmlichen Wattepads Abschminkpads aus alten T-Shirts und Handtüchern selbst zurechtschneiden und nach dem Gebrauch waschen? Zum Entfernen von Makeup brauchen wir lediglich nur etwas Fett. Wegen seiner Konsistenz ist hierfür Kokosfett eine super Alternative zu sämtlichen in Plastikverpackungen vertriebenen Makeup-Entfernern. Mit dieser Kombination geht das Abschminken kinderleicht. Es ist umweltfreundlich, kostengünstig und ihr habt sogar noch alte Textilien verwertet.
Duschen
Beim Duschen haben die meisten von uns, zumindest die Mädels, Minimum vier Flaschen. Duschgel, Shampoo, Spülung und Rasierschaum. Alles gibt es in fester Form im Unverpacktladen zukaufen (an einem Tag die Woche gibt es dort 10 Prozent Studentenrabatt). Und ja im ersten Moment erscheint all das echt teuer. Aber so ein Seifenbar in welcher Variante auch immer hält bei richtigem Gebrauch zwei bis drei Monate. In der Summe gesehen ist die Verwendung von fester Seife damit nicht mehr viel teurer. Zudem gibt es auch schon eine kleine Auswahl an Shampoos und Seifen zu deutlich geringeren Preisen, als im Unverpacktladen, in den Drogerien zukaufen. Neben der festen Form habe ich für die Spülung auch noch eine tolle noch günstigere Alternative gefunden. Mit 2 Eßlöffeln Essig auf einen Liter Wasser lässt sich wunderbar eine saure Rinse machen, die das Haar schön geschmeidig und leicht kämmbar macht. Du benötigst dafür lediglich etwas Essig und Wasser, bist also auch hier mit etwa einem Euro pro Monat dabei. Der Essiggeruch verfliegt nach wenigen Sekunden und die Haare glänzen. Ich benutze das nur noch!
Die Liste geht noch weiter. In der Drogerie kostet sogar die Holzzahnbürste nicht mehr als eine ganz normale Plastikzahnbürste, Ein Rasierhobel ist auf Dauer günstiger als das ständige Nachkaufen von Einmalrasierern oder den teuren Klingen für die verschiedenen Modelle an Plastikrasierern und die meisten Körperpflegeprodukte lassen sich tatsächlich mit wenigen Zutaten super selber machen. Im Internet, zum Beispiel bei www.Smarticular.net findet ihr tausende Rezepte, von einfach bis kompliziert. Ich würde gerne alle Rezepte, die ich ausprobiert habe mit Euch teilen, aber leider würde das wohl den Rahmen sprengen.
Ach ja, aber eines noch. An die Mädels unter Euch: Das Mysterium Menstruationstasse ist etwas woran sich viele noch nicht so ganz heranwagen…Traut Euch! Es funktioniert super.
Einkaufen

Das zugegebenermaßen schwierigste am umweltbewussten Haushalt ist der Einkauf von Lebensmitteln. Mit Einkaufstaschen Brotbeuteln und Gemüsesäckchen lässt sich schon einiges machen. Aber die Lebensmittel, die nicht in Plastik verpackt sind, sind tatsächlich meistens etwas teurer und manches gibt es auch einfach nur in Plastikverpackungen. Vielleicht lohnt es sich an dieser Stelle eher mit einem low-waste-Gedanken zu leben und die Umwelt auf andere Weise schützen. Ein guter Anfang wäre es hier, sich immer beim Kaufen zu überlegen: Brauche ich das wirklich und kann ich es aufbrauchen, bevor es verdirbt? Es gibt viele Internetseiten, auf denen man lernen kann, ab wann Lebensmittel wirklich verdorben sind, wie man sie so lagert, sodass sie möglichst lange halten und welche Gemüse Sorten gerade ihre Saison haben. Besonders schön finde ich www.kueche-co.de, www.eatsmarter.de und www.suessundclever.de. Viele Lebensmittelgeschäfte haben auch eine Kiste, aus der Lebensmittel, zu einem geringeren Preis verkauft werden, weil sie nur noch kurze Zeit vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Wenn man seine Ernährung ein bisschen plant und vielleicht sogar mal einen Essensplan schreibt, kann man diese Lebensmittel gut kaufen, Geld sparen und so vermeiden, dass sie weggeschmissen werden, obwohl sie eigentlich noch gut genießbar wären. Auch hier geht die Liste der Möglichkeiten immer weiter, über Foodsharing-Apps bis hin zum Einkauf ausschließlich regionaler Lebensmittel.
Natürlich ist das alles so leicht gesagt und alles hat seine Vor- und Nachteile. Es ist auch völlig okay, wenn man die eine oder andere Alternative mit einem Verzicht verbindet und auf gewisse Dinge einfach nicht verzichten möchte. Aber vielleicht konnte ich euch eine paar Ideen liefern, die ihr auch umsetzen möchtet oder über die Ihr euch noch einmal genauer informieren wollt. Das mit dem umweltbewussten Leben ist wirklich nicht einfach und vielleicht sind wir ja alle auch schon ganz gut im Umweltschutz alleine damit, dass wir Studenten uns kein Auto leisten können… Aber ich denke jede noch so kleine Bemühung zur Müllvermeidung ist wahnsinnig wertvoll und ich persönlich finde, dass es unheimlichen Spaß macht sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Also auch Euch viel Spaß! Eure Inga