Verreisen oder nicht? Semesterferien im Coronamodus

Corona hat nicht nur den Uni-Betrieb, sondern auch die Freizeitgestaltung mächtig durcheinander gewirbelt. Das gilt auch für die Urlaubsplanung. Wir berichten, für welche Reisen wir uns in diesem Jahr entschieden haben, was wir erlebt haben und warum einige von uns gar nicht wegfahren.

Kira: Hier ist es auch schön

Zugegeben: nach fast drei Monate im Home-Office und einem Studium, das nur aus Online-Vorlesungen im Schlafanzug bestand, konnte ich meine eigene Wohnung zuletzt auch nicht mehr sehen. Das Bedürfnis danach, einfach mal wieder wegzufahren und etwas anderes als die eigenen vier Wände zu sehen, ist groß. Aber wir erinnern uns: Wir haben immer noch eine globale Pandemie. Corona ist nicht vorbei, auch wenn wir es alle längst satt haben. Deswegen habe ich entschieden, erst einmal nicht zu verreisen. Erst hatte ich noch überlegt: Warum nicht wenigstens mal wieder Freunde in anderen Städten besuchen? Aber will ich aktuell wirklich nach Berlin oder Köln fahren und mich dort in überfüllte S-Bahnen zwängen? Stattdessen kann ich Kiel genießen, eine Stadt, die zu keiner Zeit schöner ist als im Sommer. „So richtig“ in den Urlaub fahren kann ich auch noch nächstes Jahr. Für den Moment reichen mir 20 Minuten Fahrt nach Kalifornien komplett, dort habe ich einen wunderschönen Strand mit Urlaubsfeeling-Potenzial, fast direkt vor meiner Haustür.

Huy: Maske trugen nur die Deutschen

Sommerzeit ist Reisezeit. Backpacken auf Bali, Surfen in Kalifornien oder Safari in der Savanne sind zwar aktuell schwierig, aber unsere europäischen Nachbarn sind unkompliziert zu bereisen. So entschieden meine Freunde und ich uns für ein verlängertes Wochenende in Amsterdam. In den Niederlanden waren zum Zeitpunkt meines Aufenthalts (Ende Juli) die Corona-Regeln noch deutlich lockerer als bei uns. Wer mit Maske in Einkaufen war, outete sich sofort als Deutscher. Die Innenstadt Amsterdams war gut gefüllt mit Touristen aller Herren Länder. Maskenpflicht bestand nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln, jedoch waren fast alle Läden und Museen bedacht nicht zu viele Menschen einzulassen, um die vorgegebenen Abstände einzuhalten. Dies war
jedoch nicht besonders schlimm, da das Leben in Amsterdam vorwiegend auf der Straße stattfindet. Die schönen Gebäude bewundern, die Grachten erkunden und die vielen Parks entdecken – dies sind alles Aktivitäten, die im Freien stattfinden. Amsterdam ist auch diesen Sommer eine Reise wert. Auf diese Idee sind jedoch auch viele andere gekommen, weshalb die Corona-Beschränkungen angepasst wurden. Sie sind nun ähnlich wie bei uns. Eine Bootstour auf den Grachten ist und bleibt jedoch sehr empfehlenswert und stellt ein coronakonformes Highlight meiner Amsterdam-Reise dar.

Lena in Norwegen: Corona für einen kurzen Moment vergessen

Gemeinsam mit meinem Freund bin ich in diesem Sommer zehn Tage durch Norwegen gereist. Auch in den letzten Jahren haben wir das schon öfter gemacht. Mein Freund hat einen „erfahrenen“ Dacia Logan, in dessen Kofferraum gut eine Matratze passt. Wir haben uns mit genügend Lebensmitteln eingedeckt und sind von Kiel über Dänemark mit der Autofähre nach Norwegen gefahren. Der Urlaub war rundum ziemlich coronakonform. Wir haben ausschließlich im Auto geschlafen, haben selbst gekocht, im See gebadet und waren viel wandern. Höchstens auf den Bergen sind wir mal anderen Menschen begegnet. Bei der Weitläufigkeit konnte man sich aber gut aus dem Weg gehen. Die einzigen Veränderungen – im Vergleich zu den vorherigen Jahren – waren tatsächlich nur die Desinfektionsspender vor Geschäften und die Bitte-Abstand-halten-Plakate. Mehr nicht. Eine Maske trug dort niemand. Insgesamt sind die Fallzahlen in Norwegen aktuell auch vergleichsweise niedrig (etwa 9.500 bestätigte Fälle, Stand: Mitte August 2020). Ein bisschen Angst hätte ich an Stelle der Norweger*innen, dass nun die Urlaubsgäste das Virus einschleppen. Es waren viele Camper unterwegs. Auch sind mir in diesem Jahr viele norwegische Wohnmobile aufgefallen. Viele nehmen sich das Urlaub machen im eigenen Land wohl zu Herzen. Insgesamt konnten wir die Corona-Pandemie in Norwegen zwischen Campingkocher und Bodyboarding für einen kurzen Moment vergessen.

Inga: Sicher auf dem Wasser

Meinen Urlaub habe ich unabhängig von Corona geplant. Ich hatte von Anfang an beabsichtigt, mit dem Wohnmobil über Amsterdam, nach Überlingen, zu fahren, um von dort aus eine Segeltour auf dem Bodensee zu machen. Auf unserem Törn sind wir Häfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz angelaufen. Während Corona in Amsterdam ein Fremdwort zu sein schien, waren in Österreich und in der Schweiz, wie auch in Deutschland in den Waschräumen nur jede zweite Waschgelegenheit nutzbar. Ein Mundschutz musste in der Schweiz und in Österreich aber zu dem Zeitpunkt unserer Reise nicht getragen werden. Die Schutzmaßnahmen beliefen sich lediglich auf die Einhaltung der 1,5 Meter Abstand. Ich war froh, diesen Urlaub geplant zu haben. Auf dem Wasser ist man an der frischen Luft und Menschenmassen bilden sich gar nicht erst. Ein gewisses Unwohlsein beim Gedanken an Corona habe ich nur in den Niederlanden ernsthaft verspürt.

Madinas Freundin war in Paris: Masken überall

Paris hat sich verändert! Die sonst so lebendige Stadt hat wurde sichtlich entschleunigt: Die großen Touristenmagneten sind im Vergleich zu precorona Zeiten wie leergefegt, die Metros werden spürbar von Vielen vermieden und selbst bei Temperaturen von 40 Grad tragen nicht wenig Pariser Ihren Mund- und Nasenschutz im Freien. Der Aufenthalt war trotz allem, vielleicht auch gerade deshalb wirklich angenehm. Das Angebot an Outdooraktivitäen ist eklatant in die Höhe geschossen, die neue grüne Agenda der Stadt macht sich durch viele neue Fahrstreifen für Fahrrad- und E-Scooter auf großen Hauptstraße bermerkbar und die ohnehin beliebte Seine ist für Spaziergänge und Aperos am Abend noch viel attraktiver geworden.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen und der drohenden zweiten Welle wurden die Sicherheitsvorkehrungen nun auch in Paris verschärft. Das allgemeine Tragen der Maske beim Verlassen des Wohnhauses ist in vielen Stadtteilen verpflichtend geworden. Zu meinem Glück, bin ich von dieser Maßnahme noch verschont geblieben und fahre ohne Zweifel dann wieder in meine Herzensstadt, wenn sich die Lage beruhigt.

Von Inga, Madina, Kira, Huy und Fenja

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