Wenn Corona dein Konto leert

Auch wenn ich es habe kommen sehen, hat mich der Lockdown kalt erwischt. Bis zum letzten Moment habe ich nicht glauben können, dass es wirklich passiert und dann war es so weit. Der Lockdown war da und ich stand als Werkstudentin vor meinem Chef im Restaurant und hörte Sätze wie: „Es tut mir leid, ich muss euch Aushilfen leider auf null Stunden setzen“. Plötzlich stand ich da und wusste, dass am Ende des Monats definitiv kein Geld auf mein Konto fließen würde.

Wie es mir ergangen ist

Kaum hatte ich begriffen, was das für mich bedeutet, bin ich losgelaufen, um mir einen neuen Job zu suchen. Schnell war klar, ich würde mich beeilen müssen. Denn wenn alle vom Lockdown betroffenen Betriebe, ihre Werkstudenten und 450-Euro-Kräfte nicht mehr bezahlen können, sind Jobs in systemrelevanten Unternehmen gefragt.

Ich ging also direkt im Anschluss an das Krisengespräch im Restaurant zum nächsten Supermarkt und hatte Glück. Sie hatten tatsächlich einen Job für mich. Dieser war jedoch, in der Situation reine Schadensbegrenzung. Denn anders als im Restaurant konnte mich der Supermarkt nicht als Werkstudentin auf 800-Euro-Basis anstellen, sondern lediglich als 450-Euro-Kraft. Damit wäre zwar die Miete bezahlt, aber leben muss man ja auch noch von irgendwas.

Weitere laufende Kosten wie Internet- und Handyvertrag, Krankenkassenbeiträge sowie schlicht Ausgaben für Lebensmittel stehen an. Zugegebenermaßen habe ich erst in dieser Situation gelernt, was es heißt, nicht nur jeden Euro, sondern wirklich jeden Cent dreimal umzudrehen. Also stand ich vor der Frage: Woher nehme ich das Geld, um meine Krankenkassenbeiträge zu bezahlen? Aus dem Bafög-Raster fallend, ohne finanzielle Hilfe von den Eltern und gebunden an ein Mietverhältnis und mit nur 450 Euro zur Verfügung.

Und wo bekomme ich jetzt Hilfe?

Ich habe mich an das Studierendenwerk gewendet und um einen Rat gebeten. Mir wurde versichert, dass ich zumindest die Semestergebühren aufgrund der Corona-Krise auf jeden Fall zurückbekommen könnte. Auch wenn dies nicht ausreichen würde, startete ich den Versuch. Leider erfolglos. Mein Antrag wurde umgehend abgelehnt.

Im Ablehnungsbescheid stand, dass Corona kein Grund für eine Rückerstattung sei. Nun ja. Damit hatte sich dann also auch dieses Thema erledigt und ich musste weiter nach einer Möglichkeit suchen, mich über Wasser zu halten.

Eine Bekannte gab mir dann den Tipp: Wohngeld

Den Begriff Wohngeld habe ich natürlich, schon einmal gehört, aber ich: Anspruch auf Wohngeld? Staatliche Hilfe in Anspruch nehmen? Das kam mir komisch vor. Irgendwie hatte ich eine Hemmschwelle. Aber die Not war größer und ich bemühte mich um einen Antrag auf Wohngeld.

Nach kurzem hin und her, weil hier und da noch Informationen fehlten, bekam ich tatsächlich Wohngeld bewilligt und es war meine Rettung. Mit einem entsprechenden Betrag, der sich aus der Höhe der Mietkosten und verschiedener anderer Faktoren ergibt, hatte ich nun die Hilfe, die ich brauchte, um mit den Verdienstmöglichkeiten einer Studentin leben zu können.

Was Ihr sonst noch probieren könnt

Eine andere Möglichkeit ist das Beziehen von Bafög. Bezüglich einiger Voraussetzungen wurden die Bedingungen für eine Unterstützung durch das Bundesamt für Ausbildungsförderung gelockert. Es lohnt sich also auch, wenn man bisher kein Bafög bewilligt bekommen hat, es jetzt noch einmal zu versuchen. Jedoch werden auch von dieser Möglichkeit nicht alle hilfsbedürftigen Studierenden abgedeckt. Diese werden wiederum unter Umständen vom Wohngeldamt aufgefangen.

Inzwischen gibt es das Corona-500-Euro-Hilfspaket für Studierende. Die 500 Euro sind eigentlich 100 bis 500 Euro. Denn die Höhe wird daran bemessen, wie viel Geld man auf dem Konto hat. Hat man 500 Euro oder mehr auf dem Konto, ist man auch aus diesem Raster schon rausgefallen. Damit ist nach meinem Verständnis ausgeschlossen, dass Studierende, die Hilfe von diesem Corona-Hilfspaket in Anspruch nehmen, je über 500 Euro zur Verfügung haben können. Davon zu leben ist schon nicht ganz leicht, aber vielleicht ist das für den einen oder anderen von Euch genau, der passende Rettungsanker.

Mein persönliches Fazit

Inzwischen kann ich schon wieder mehr im Restaurant arbeiten und die Lage hat sich damit etwas entspannt. Jedoch ist ein erneuter Lockdown nicht ausgeschlossen, sodass ich beschlossen habe vorerst im Supermarkt weiter zu arbeiten, um zumindest einen Teil meines studentischen Einkommens auch im Falle eines erneuten Lockdowns gesichert zu wissen.

Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, muss man momentan die Jobs machen, die auch dann gebraucht werden, wenn sonst nichts mehr geht. Und ich habe gelernt, dass es auch für Studierende staatliche Hilfe gibt. Nur heißt sie nicht unbedingt Corona-Hilfe.

Ein Gedanke zu „Wenn Corona dein Konto leert

  1. Karin

    Liebe Inga,
    Mein Sohn hat in Februar seine Masterarbeit abgegeben u hat im Juli erst Bescheid bekommen,dass er bestanden hat. Nun ist er arbeitslos gemeldet U bei uns eingezogen. Wir haben selber zu wenig,dennoch müsste er privat Insolvenz anmelden,weil er die ständig nervende KFW nicht auszahlen könnte. Die verlangten sofort ihr Geld,trotz Anschreiben der Schuldnerberatung.
    Nun kann mein Sohn aus gesundheitlichen Gründen nicht alle Jobs machen, so ist das eine große Ungerechtigkeit zu Corona Zeit,aber auch jetzt . KFW zahlt vielen Geld,doch viele fallen durchs Raster…
    LG

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