Wer sich schon während des Studiums ein gutes Netzwerk aufbaut, hat bei der Jobsuche Vorteile gegenüber denen, die unerkannt auf dem Stapel der Bewerbungen landen. Aber wie funktioniert Netzwerken ohne Veranstaltungen? Wie knüpfe ich neue Kontakte, wenn neue Leute treffen doch aktuell wegen der Corona-Pandemie nicht angesagt ist? Die Antwort lautet: Online, auf Networking-Portalen wie Linkedin oder Xing.
Die ersten Schritte
Sich auf Plattformen wie Xing oder Linkedin anzumelden, geht schnell und unkompliziert, ähnlich wie die Erstellung eines Facebook-Profils. Stellt sich zuerst die Frage: Welche Plattform ist die richtige für mich? Der zentrale Unterschied der beiden Portale ist die Reichweite, während Xing sich auf ein deutschlandweites Netzwerk bezieht, agiert die US-Plattform Linkedin international. Ob man sich für Linkedin oder Xing entscheidet, kann also davon abhängen, welche Karriereziele man anstrebt oder ob man vielleicht bereits internationale Kontakte hat, die man pflegen möchte. Auf beiden Plattformen ist die Registrierung kostenlos mit der Option eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft abzuschließen, diese bietet zum Beispiel erweiterte Suchoptionen bei der Job-Suche oder detaillierte Einsichten in Statistiken der Plattformen. Für das einfache Netzwerken ist eine kostenfreie Basis-Mitgliedschaft aber absolut ausreichend.
Wie sollte mein Profil aussehen?
Genau wie in allen anderen sozialen Netzwerken ist es auch bei Xing und Linkedin so, dass das Profilfoto als erstes ins Auge sticht. Im Unterschied zu Facebook oder Instagram geht es hier aber um dein Businessprofil. Das Foto sollte dich also seriös aussehen lassen. Ein klassisches Bewerbungsfoto eignet sich in jedem Fall. Als ich mich bei Linkedin registriert habe, hatte ich so eins nicht. Zumindest kein aktuelles, mit dem ich zufrieden war. Als ich dann auf der Plattform nach Bekannten gesucht habe, habe ich festgestellt, dass nur wenige Profile klassische Bewerbungsbilder zeigen. Viele verwenden Fotos von sich, die ungestellt und natürlich aussehen. Ich kenne das von mir nur allzu gut. Ich bin grundsätzlich nicht fotoscheu, aber setz‘ mich vor eine Leinwand und sag‘ mir: „Jetzt lächle mal natürlich“ mache ich eins zu hundert Prozent nicht, nämlich natürlich lächeln. Stattdessen kommt dann ein Foto raus, auf dem ich gezwungen aussehe und mir selbst unsympathisch bin. Also habe ich für mein Profil stattdessen ein Foto gewählt, auf dem ich tatsächlich natürlich lächle und von dem trotzdem niemand erkennt, dass es eigentlich mal ein spontanes Selfie war. Wähl‘ für dein Profil ein Foto, mit dem du dich wohl und gut repräsentiert fühlst.
Neben dem Foto ist dein restliches Profil ähnlich aufgebaut wie ein Lebenslauf für eine Bewerbung. Du wirst nach deinem Werdegang und den einzelnen Stationen gefragt und kannst jeweils kurze Texte dazu verfassen, um einen besseren Einblick zu gewähren: Welche Projekte hast du während deines Studiums bearbeitet oder was waren deine Aufgaben in deinem ersten Praktikums? So bekommen Personen, die dein Profil besuchen einen authentischeren Eindruck von dir, als wenn dort einfach nur „Studium: BWL“ steht.
Sich interessant machen
„Hebe dich von anderen Profilen ab“ – ähnlich wie „Formuliere deine Bewerbung so, dass sie heraussticht“ ist das ein Ratschlag, der leichter gesagt als getan ist. Bei Linkedin kannst du in deinem Profil eine Zusammenfassung über deinen Werdegang schreiben. Diese sollte nicht nur die einzelnen Stationen in ganze Sätze verpacken, sondern einen persönlicheren Eindruck von dir zeigen. Was motiviert dich? Was begeistert dich an deinem Beruf oder deinem Studium? Was möchtest du damit erreichen? Welche Stationen deines Lebenslaufes haben dich besonders geprägt? Deine Zusammenfassung darf maximal 2000 Zeichen haben. Bedenke dabei, dass der Text auch gelesen werden soll, also fokussiere dich auf die Erfahrungen und Eigenschaften, die du betonen möchtest.
Bei Xing gibt es die Felder „Ich suche“ und „Ich biete“, das Bieten-Feld ist, ähnlich wie die Zusammenfassung, der Ort für charmante Selbstvermarktung. Die „Ich suche“-Spalte kannst du dafür nutzen, um über deinen Traumjob zu schreiben oder über das, was du erreichen möchtest. Pass‘ aber auf, dass du nicht in langweilige Floskeln verfällst, die auf fast jedem Profil stehen. „Ich suche Job XY mit tollen neuen Herausforderungen und einem sympathischen Team“ – klingt nett, aber auch austauschbar. Stattdessen wird in vielen Foren eine Prise Humor empfohlen. Warum nicht mal einfügen, dass man neben dem neuen Job im Marketing auch einen neuen guten Zahnarzt sucht? Dein Profil darf ruhig mal zum Schmunzeln bringen.
Die Kunst des Netzwerkens

Der Vorteil, den Networking-Profile bieten, ist die digitale Vernetzungsmöglichkeit. Bei LinkedIn kannst du dir die Fähigkeiten, die du auf deinem Profil angibst, von anderen Mitgliedern als Referenzen bestätigen lassen. Diese Empfehlung sollte allerdings nicht von der Person kommen, die in der Uni neben dir sitzt, sondern von jemandem mit der richtigen Qualifikation, beispielsweise von deinem Mentor beim Praktikum oder der Geschäftsführerin deines Nebenjobs. Diese beiden Personen sollten ohnehin unbedingt zu deinen Kontakten gehören.
Am Anfang heißt es erstmal alle Leute finden, die man kennt und mit denen man sich vernetzen möchte. Wenn du noch studierst, dann vernetze dich mit deinen Mitstudierenden. Oft ist das auch eine gute Möglichkeit, um über ihre Profile Inspiration für das eigene zu bekommen. Abschreiben sollte man natürlich nicht, aber trotzdem kann es helfen, sich Profile von denjenigen anzuschauen, die an ähnlichen Stationen stehen wie du. Auch deine Dozierenden sollten zu deinem Netzwerk gehören, denn sie haben oft selbst gute Kontakte in der Branche, in der du mal arbeiten möchtest.
Neue Kontakte ansprechen
Wenn du dein Netzwerk mit Personen erweitern möchtest, die du in der Realität noch nicht getroffen hast, funktioniert das ähnlich wie in der realen Welt über Kommunikation. Wenn du eine Person aufgrund ihrer Position oder ihres Werdegangs interessant findest, dann schick ihr eine kurze Nachricht, stell dich vor und bitte darum, dich mit ihr vernetzen zu dürfen. Manchen Personen kannst du auch erst einmal nur folgen, wie man es von anderen sozialen Netzwerken kennt, sodass du ihre Beiträge lesen und zum Beispiel durch Kommentare auf dich aufmerksam machen kannst. Auch wenn wir das Kommentieren alle ein wenig verlernt haben, da auf Facebook oder Youtube meistens nur diejenigen kommentieren, die sich beschweren wollen, sollten wir uns auf Xing und Linkedin unbedingt wieder daran gewöhnen. Die Beiträge, die du hier kommentierst, erscheinen auf deinem Profil und zeigen so, für welche Themen du dich interessierst und engagierst.
Gerade wenn man sich auf diesen Portalen neu anmeldet, sieht alles erst einmal nach einer Menge Arbeit aus. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich kann eigene Beiträge verfassen, die Plattform wie eine Art Blog benutzen, ich kann an Diskussionen teilnehmen, Gruppen beitreten, nach Jobs suchen und neue Leute kennenlernen. All das kann aber auch schnell überfordern und den Eindruck erwecken, man wäre jetzt schon zu spät dran. Ich habe mich erst vor einem halben Jahr registriert, als ich mit meinem Master-Studium begonnen habe und direkt das Gefühl gehabt: Ich hätte damit viel früher anfangen sollen, hätte mich viel früher darum kümmern und mir was aufbauen sollen. Jetzt haben das schon alle gemacht, nur ich nicht.
Nur ein Profil erstellen, reicht nicht
Aber es ist ja bekanntlich nie zu spät und der Schlüssel, der in jeder „Die wichtigsten Tipps fürs Networking“-Liste steht, ist: Dranbleiben. Netzwerken ist beständige Arbeit. Es reicht also nicht, sich einmal ein Profil zu erstellen und dann monatelang nichts zu tun. Genauso wie es nicht reicht, auf einer Networking Veranstaltung einmal in der Tür zu stehen und dann wieder zu gehen. Wenn Du dir ein Profil erstellst, dann solltest du es regelmäßig aktualisieren und dir nach und nach deinen Feed mit Themen füllen, die dich interessieren. Ich nutze meine Networking-Apps mittlerweile wie Instagram oder Twitter und scrolle mindestens einmal am Tag durch die aktuellen Themen. Ich habe an meinem Profil auch noch eine Menge Arbeit vor mir. Aber wenn man erstmal angefangen hat, macht das Netzwerken auch richtig Spaß und das alles ganz bequem von zuhause aus – problemlos und virenfrei in der Social Distancing Variante.
Vergleicht man die beiden Business-Netzwerke miteinander, lässt sich unterschiedliches feststellen: Xing ist durch die Ausrichtung auf den deutschen Markt räumlich begrenzt. LinkedIn bietet durch die internationale Ausrichtung eine erhöhte Reichweite. Preislich fällt Xing in Bezug auf die Mitgliedschaften günstiger aus, bietet aber nur eine einzige Version der Premium-Mitgliedschaft an, während LinkedIn 4 verschiedene Mitgliedschaften im Premium-Bereich anbietet, welche in ihren Funktionen auf unterschiedliche Anwendungsgebiete, wie der Personalsuche und dem Vertrieb zugeschnitten sind.